Keine Platzangst mehr:

Offenes MRT in Diez kommt ohne Röhre aus

30. November 2020
Keine Platzangst mehr:

Fotos: Dr. Andreas Galonska

15 Tonnen schweben ganz sachte vom Himmel herab: Nichts für schwache Nerven war die Anlieferung des neuen Magnetresonanztomografie-Geräts (MRT) beim Ärztezentrum „Medicum Diez“. Seit Wochen schon laufen dafür die aufwendigen Umbau-arbeiten im lange leer stehenden Werkes-Gebäude mitten im Herzen der Stadt. Bis der schwere Magnet aber im Innenhof des Gebäudes abgesenkt werden konnte, hatte er bereits eine dreimonatige Reise auf einem Containerschiff samt Lkw-Transport vom Hamburger Hafen aus hinter sich.

„Wir haben das MRT direkt in Japan bestellt“, erzählt Dr. Martin von Bergh. Die weit über die Diezer Stadtgrenzen hinaus bekannte allgemeinmedizinische Praxis der Familie wird mitsamt der Corona-Ambulanz, die sich aktuell noch in der Tiefgarage des Werkes befindet, in das Gebäude umziehen. Eigentlich sollte das Ärztezentrum bereits am 1. Juli öffnen, die Corona-Krise hatte den Zeitplan aber nachhaltig durcheinandergebracht, räumt von Bergh ein.
 

Lohnt sich dieser große Aufwand aber überhaupt? „Auf jeden Fall!“, ist Martin von Bergh überzeugt, der sich die spektakuläre Anlieferung nicht entgehen lassen wollte. Denn das MRT, das vom Innenhof aus durch eine aufgebrochene Rückwand in den späteren Untersuchungsraum geschoben wird, ist kein gewöhnliches Standardgerät: „Es ist offen, es hat keine Röhre, außerdem ist es quasi geräuschlos.“ Das liegt daran, dass in ihm nicht – wie bei konventionellen MRTs – Elektromagnete, sondern ein Permanentmagnet zum Einsatz kommt. Erstere müssen immer wieder aufs Neue gestartet und wieder runtergefahren werden, der Permanentmagnet muss dagegen einmal zwei Wochen lang hochgefahren und auf Temperatur gebracht werden und ist danach immer an. „Daher gibt es keinen Lärm und der Patient muss keinen Gehörschutz tragen. Außerdem ist der Magnet energiesparend, sehr langlebig und wartungsarm.“ Und wie bereits erwähnt, muss der Patient nicht in eine Röhre, sondern liegt offen auf einer Liege.

„Das ist ideal für Kinder und Menschen mit Platzangst oder schwerem Übergewicht“, zählt von Bergh weitere Vorteile auf. So kann der untersuchende Arzt zum Beispiel im Rahmen einer Schmerztherapie direkt am Patienten arbeiten und den Fortschritt in Echtzeit über einen Monitor verfolgen. Da wie bei allen MRTs zudem keine Strahlung anfällt, wird direkt im Raum auch eine Sitzecke für Angehörige eingerichtet, die dem Patienten so Gesellschaft leisten können. Wie aber kam es überhaupt zu dem Entschluss, so ein Gerät für eine allgemeinmedizinische Praxis zu kaufen? Im Alltag sei er öfter nach radiologischen Praxen mit solchen offenen MRTs gefragt worden, erzählt von Bergh.

Schließlich begann er selbst zu recherchieren: „Die nächsten Geräte stehen jeweils eine Stunde Fahrzeit entfernt in Koblenz, Gießen, Wiesbaden oder Frankfurt.“ Ausdrücklich stelle es daher keiner Konkurrenz zu den niedergelassenen Radiologen dar. Wie sieht es aber mit dem Zugang für gesetzlich Krankenversicherte zum offenen MRT aus? „Die Abrechnung ist für Privatpatienten kein Problem, aber auch für gesetzlich Versicherte stehen die Chancen gut“, versichert von Bergh. „Das läuft über einen Antrag mit Kostenvoranschlag, der oft sofort bewilligt wird.“