Immer neue technische Entwicklungen und die Erlangung von Spezialkenntnissen stellen hohe Anforderungen an die Fortbildung für Handwerksbetriebe und ihre Mitarbeitenden. Mehr als 100 Ausbilder beschäftigt die Handwerkskammer Koblenz (HwK) in ihren Werkstätten und Bildungseinrichtungen, um Menschen ihren Weiterbildungszielen näher zu bringen. „Dazu kommen rund 3000 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer, die ihr Wissen und ihre Erfahrung einbringen, um zum Beispiel angehenden Meistern die Feinheiten der beruflichen Praxis zu vermitteln, auf Prüfungen vorzubereiten oder als Teil der Prüfungsausschüsse mitzuwirken. Ohne die ehrenamtlichen Kräfte wären wir ganz schön aufgeschmissen“, sagt Ralf Hellrich, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Koblenz.
Drei Jahre Lehrzeit seien zwar eine gute Grundlage für den späteren beruflichen Erfolg, aber diese eher grundständige Bildung braucht im Anschluss eine Phase der Wissensvermehrung und der Aneignung von Spezialkenntnissen, um das Profil als guter, kundiger Handwerker herauszuarbeiten.„Weiterbildung ist eine Lebensaufgabe. Neben den beiden Säulen der dualen Ausbildung, der betrieblichen Seite und der schulischen, hat sich die Handwerkskammer mit ihren Angeboten als dritter Lernort etabliert“, sagt Hellrich. Mit hohen Investitionen, die vom Bund, dem Land und der Kammer getragen werden, hält die HwK ihre Musterwerkstätten technologisch auf Spitzenniveau.
Die Kurse dauern in der Regel eine Woche. Hier werden zwölf Teilnehmer von einem Meister und erfahrenen Ehrenamtlern begleitet. Die Bewertung der Woche erfolgt auf Gegenseitigkeit - die Lemfortschritte der Lehrlinge durch den Meister ebenso wie die Attraktivität des Kursangebots der Handwerkskammer durch die Lehrlinge.
Bei den Mitarbeitenden der Betriebe, die bei der Handwerkskammer ihr Wissen komplettieren möchten, spürt Hellrich viel Einsatzbereitschaft und Offenheit für Neues. „Sie empfinden die Möglichkeit der Weiterbildung als Zeichen der Wertschätzung durch ihren Arbeitgeber.“ Als Beispiel nennt der Hauptgeschäftsführer den Weiterbildungsgang zum geprüften Polier. „Diese Fortbildung neben der Meisterausbildung wird mit ihrem Praxisbezug sehr gut angenommen. Der kompetente Polier ist neben dem Bauleiter eine unabdingbare Kraft zur erfolgreichen Abwicklung aller Arbeitsabläufe auf der Baustelle.“

Besonders hoch sei der Weiterbildungsdruck in der Kfz-Branche. Hier mache sich die Transformation eines kompletten Industriezweigs besonders stark bemerkbar, so Hellrich. „Kfz-Mechatroniker müssen heute eine zusätzliche, verpflichtende Ausbildung durchlaufen, wenn sie an Elektrofahrzeugen arbeiten wollen.“ Hersteller zertifizieren die Werkstätten. Diese wiederum haben beispielsweise die Auflage, ihre mit Abgasuntersuchungen befassten Mitarbeiter alle drei Jahre zu einer Fortbildung der Handwerkskammer zu entsenden. Dies wird von den Innungen streng überprüft. Zum Erwerb der benötigten Qualifikation betreibt die HwK Werkstätten, die die gesamte Bandbreite der Mobilität abbilden. Dort finden sich Oldtimer, Fabrikate der 1990er und 2000er Jahre, aktuelle Verbrenner und E-Fahrzeuge der neuesten Generation.„Wir machen das herstellerunabhängig, um Weiterbildungsteilnehmer für den Markt in seiner ganzen Breite zu qualifizieren“, sagt Hellrich. Das verbreitere die Chancen eines Kfz-Mechanikers, später zwischen den Marken wechseln zu können und sich so höhere Beschäftigungschancen zu sichern.
Weil der Bereich E-Mobilität eine immer stärkere Dynamik entwickelt hat, erschloss sich die HwK erst kürzlich ein neues Betätigungsfeld. Sie schulte Mitarbeiter des Landeskriminalamts, wie man E-Fahrzeuge effektiv nach verdächtigen Substanzen durchsuchen kann, ohne sich durch das Hochvoltsystem des E-Autos in Gefahr zu bringen. Der Hauptgeschäftsführer hebt hervor, dass es für angehende Meister, die in der Lehrphase in ihrem Betrieb kürzertreten müssen, finanzielle Unterstützung gibt. „Der Meisterbonus und das Meister-Bafög sind wichtige Grundlagen. Denn die Ausbildung kann je nach Gewerk in Vollzeit neun bis zwölf Monate und in Teilzeit zwei Jahre dauern“, sagt Hellrich. Bei der Fachtheorie läuft vieles inzwischen bereits online. Das spart in einem Flächenland wie Rheinland-Pfalz eine Menge Wegezeit.
Wer seine Kenntnisse nicht nur in fachlicher Hinsicht weiterentwickeln will, dem bietet die Handwerkskammer die Möglichkeit eines Abschlusses als Betriebswirt HwK. Hier wird das Wissen auf den Gebieten Recht, Steuern, Betriebs- und Personalführung sowie Organisation vertieft. Hans-Rolf Goebel
Weitere Informationen: www.hwk-koblenz.de