Was unsere Gesellschaft auch in schwierigen Zeiten zusammenhält

Lars Hennemann, Chefredakteur der Rhein-Zeitung, ist Gastredner beim Wirtschaftsempfang des Kreises Birkenfeld am 27. März in Idar-Oberstein.

21. März 2025
Was unsere Gesellschaft auch in schwierigen Zeiten zusammenhält

Foto: rz-Media

Es sind herausfordernde Zeiten: In der Politik zerbrechen scheinbar ewige Gewissheiten, das Debattenklima in der Gesellschaft wird immer rauer, und Fakten und Wahrheit werden zunehmend zu beliebig verhandelbaren Kategorien. Dass dies für die Wirtschaft ein alles anderes als günstiges Umfeld ist, liegt auf der Hand.

Dementsprechend fallen auch die Zahlen aus: Wir gehen ins dritte Rezessionsjahr, viele Betriebe suchen eine Perspektive, und selbst der bislang so stabile Arbeitsmarkt beginnt zu kriseln. Aber Resignation und bloße Rückschau waren noch nie hilfreiche Tugenden, weder für Unternehmerinnen und Unternehmer noch für die gesamte Gesellschaft. Bange machen gilt nicht.

Hinter diesem Satz verbirgt sich mehr als ein abgegriffener Kalenderspruch. Er stammt aus dem Jahr 1944, und zwar von keinem geringeren als Theodor Adorno. Der berühmte Philosoph schrieb ihn im Exil in Kalifornien als Teil seiner „Minima Moralia“, den „Reflexionen aus dem beschädigten Leben“. Er wollte damit ein Statement setzen gegen die Tendenz, immer nur mit dem Strom zu schwimmen. Stattdessen sollten Menschen weiterhin vor allem das eigene Denken und eigene Erlebnisse für ihre Sicht auf die Welt einsetzen.

Eine Forderung, die uns auch heute wieder guttut. Nichts wird dadurch besser, indem alle gleichzeitig beklagen, wie schlimm alles ist. Am besten noch mit den kommunikativen Möglichkeiten des 21. Jahrhunderts, die oft nur dazu führen, dass schlechte Laune und Schlimmeres technisch rasant beschleunigt werden. Antworten hingegen bleiben Fehlanzeige.

Natürlich gibt es komplexe Probleme, die gelöst werden müssen. Aber sie sind deshalb noch lange nicht unüberwindlich. Vor allem in unserer entgegen mancher Unsinns-Parole immer noch sehr freien und voller Möglichkeiten steckenden Demokratie gilt das nach wie vor. Insbesondere mit unternehmerischen Tugenden wie Mut, Weitblick und einem klaren Bekenntnis zu Leistung und Eigenverantwortung.

Diese helfen auch dabei, sich von mancher zwar liebgewordenen, aber leider trotzdem falschen, lediglich als solcher empfundenen Wahrheit zu trennen. Wir bekommen die Zukunft nicht geschenkt, für die Allermeisten von uns war das noch nie anders. Sich das einzugestehen oder sich wieder daran zu erinnern ist das Gebot der Stunde. Die gute Nachricht: Niemand ist dabei allein. Wenn wir zusammenstehen und uns wieder öfter fragen, was uns verbindet, anstatt darüber zu schimpfen, was uns trennt, dann sind Erfolg und Aufbruch zwar immer noch nicht garantiert. Aber sie kommen deutlich schneller wieder in Reichweite.

Auch die Rhein-Zeitung und die Nahe-Zeitung als ihre Heimatausgabe versteht sich als Teil eines solchen Netzwerkes mit gemeinsamen Werten und Zielen, das uns hilft, die Herausforderungen der Gegenwart zu meistern. Bange machen gilt nicht: In diesem Sinne wünsche ich im Namen der Rhein-Zeitung dem Wirtschaftsempfang des Kreises Birkenfeld vollen Erfolg!