Hubschrauberstaffel Rheinland-Pfalz: Sie gehen mit Vorliebe in die Luft

FLIR-Operatorin Sabine Hohenstein und Flugtechnikerin Julia Junglen gehören zum Team der rheinland-pfälzischen Polizeihubschrauberstaffel in Winningen

17. Juni 2023
Hubschrauberstaffel Rheinland-Pfalz: Sie gehen mit Vorliebe in die Luft

Julia Junglen (li.) und Sabine Hohenstein (re.) Foto: Petra Dettmer

Die rheinland-pfälzische Polizeihubschrauberstaffel ist in Winningen an der Mosel stationiert. Sie unterstützt mit zwei Hubschraubern die polizeilichen Bodenkräfte. Am häufigsten wird sie zur Suche nach vermissten Personen gerufen. Zum fliegenden Personal gehören 13 Piloten, 13 Techniker und 6 FLIR-Operatoren. Wir trafen zwei Kolleginnen, die uns von der Arbeit in der Luft erzählten und wie sie zu der Staffel kamen. Julia Junglen (32) ist Flugtechnikerin. Sie sitzt vorne neben der Pilotin oder dem Piloten. Sabine Hohenstein (58) ist FLIR-Operatorin (FLIR = Forward Looking InfraRed). Sie sitzt hinten und bedient die Video- und Wärmebildkamera.

Wie sind Sie zur Hubschrauberstaffel gekommen?

Sabine Hohenstein: Ich habe vor 15 Jahren in der Rhein-Zeitung die Stellenanzeige gelesen und dachte, das muss ich machen, obwohl ich überhaupt keine Berührungspunkte mit der Fliegerei hatte. Ich war technische Zeichnerin. Zusammen mit 120 anderen Bewerbern musste ich dann zu verschiedenen Test. Ich hätte nie gedacht, dass ich den Job bekomme, doch mit jedem Auswahlverfahren wurden wir weniger. Am Ende waren wir nur noch drei. Der letzte Test fand im Hubschrauber statt. Da ging es um Multitasking: Kamera bedienen, auf den Funk hören, antworten, lokalisieren ohne Sicht nach draußen und zu guter Letzt wurden mir Rechenaufgaben von vorne gestellt. Man hat sich tatsächlich für mich entschieden. Damit war ich die erste fliegende Frau in der Staffel.“

Julia Junglen: „Ich wollte schon mit 15 Hubschrauberpilotin werden. Die komplexe Art des Fliegens hatte mich damals schon fasziniert. Privat hätte ich mir die Ausbildung nicht leisten können, weshalb ich die Berufseinstiege über die Bundeswehr und die Polizei verfolgte. Nach dem dreijährigen Studium auf der Polizeihochschule war ich zunächst bei der Bereitschaftspolizei und dann im Einzeldienst tätig. Beides hat mir sehr viel Spaß gemacht. Der Berufswunsch „Hubschrauberpilotin“ blieb jedoch bestehen. Als dann die interne Ausschreibung für den fliegerischen Dienst veröffentlicht wurde, habe ich mich sofort darauf beworben. Es folgte ein anspruchsvolles Auswahlverfahren, in dem motorische Fähigkeiten getestet, Wissensfragen gestellt, die Motivation und Teamfähigkeit in der Staffel hinterfragt wurden. Außerdem gab es einen psychologischen Test und eine flugmedizinische Untersuchung. Mir wurde schließlich die Stelle als Flugtechnikerin angeboten.'

Welche Aufgaben übernehmen Sie im Hubschrauber?

J. Junglen: „Die Bezeichnung Technikerin ist eigentlich irreführend. Ich bin für die Einsatzkoordination im Polizeihubschrauber zuständig. Ich stehe in direktem Kontakt zu den Einsatzkräften am Boden und spreche mit diesen die zu treffenden Maßnahmen ab und unterstütze sie mit der gesamten Besatzung durch diverse Maßnahmen aus der Luft. Manchmal muss ich als Mission Operatorin bei geöffneter Türe auf der Kufe stehen, um gewisse Verfahren zu überwachen oder den Piloten zielgenau einzusprechen. Hierzu gehört zum Beispiel der Einsatz mit dem Feuerlöschbehälter. Darüber hinaus unterstütze ich den Piloten bei der Navigation, möglichen Notverfahren sowie bei der Luftraum- und Flugparameterüberwachung.“

S. Hohenstein: „Ich bin das sogenannte „Auge“ des Hubschraubers. Meine Hauptaufgabe ist das Bedienen der Kamera. Die Kamera verfügt über verschiedene Sensoren, darunter Tageslicht und auch Wärmebild. Neben dem Absuchen bestimmter Bereiche, kann das Videobild der Kamera in die Einsatzzentralen übertragen werden. So können sich die Kollegen einen Überblick verschaffen über die Lage wie zum Beispiel bei Verkehrsaufklärungen, Großeinsätzen, Verfolgungsfahrten oder auch bei Bränden oder dergleichen. Hauptsächlich unterstützen wir bei der Suche nach Vermissten. Ich versuche mich in die Lage der vermissten Personen zu versetzen und bespreche mit der Crew, welche Suchgebiete aus der Erfahrung heraus sinnvoll sind, falls wir keine Vorgaben von der anfordernden Dienststelle bekommen. Die Interpretation der Wärmebildsignaturen ist sehr schwierig. Hier kommt es oftmals auf die Erfahrung des Operators an. In der Regel dauert das etwa zwei Jahre, bis man diese Erfahrung erlangt hat.“

Haben Sie es je bereut, zur Hubschrauberstaffel gegangen zu sein?

S. Hohenstein: „Nein, niemals. Ich kann mir auch nichts anderes vorstellen, der Beruf hat auch keine Abnutzungserscheinung, man muss sich immer wieder auf neue Situationen einstellen, das kann von jetzt auf gleich sein. Man muss sofort reagieren. Wie kann ich mit meiner Technik die Kollegen vorne unterstützen? Der Beruf ist meine Leidenschaft. Ich habe sogar die Lizenz für Privatpiloten erworben.“

J. Junglen: Nein, die Polizeiarbeit im Einzeldienst hat mir sehr viel Spaß gemacht, aber durch die Hubschrauberstaffel konnte ich meine Passion des Fliegens mit dem interessanten und spannenden Polizeiberuf verbinden. Einen besseren Arbeitsplatz kann ich mir daher aktuell nicht vorstellen.“ Petra Dettmer