Aus diesem Grund bereitet sie sich akribisch auf jedes Trauergespräch vor: „Als erstes benötige ich alle relevanten Informationen, die in der Regel auch aus der Sterbemitteilung des Bestatters hervorgehen. Das Gespräch mit den Hinterbliebenen führe ich vorzugsweise in den Räumen, wo der Verstorbene aus dem Leben geschieden ist. Denn die Umgebung gibt einen ersten Eindruck von dem, wie ein Mensch gelebt hat und was ihm wichtig war.“ Das Allerwichtigste vor Ort sei aber dann die eigene Aufmerksamkeit, so Gudrun Weber-Gerhards: „Es gilt auf das zu hören, was und wie die Hinterbliebenen erzählen; es gilt zu hören, was hinter den Worten mitgesagt oder nicht gesagt wird.“ Um sich dem verstorbenen Menschen anzunähern, lässt sich die Pfarrerin erzählen, wie der Verstorbene aufgewachsen ist, was ihn glücklich gemacht und nach was er sich gesehnt hat.
Die Erinnerung lebendig halten
Ebenso wie der Umgang mit dem Tod, so unterschiedlich und individuell ist auch die Erinnerung an den Verstorbenen: „Einige Menschen hängen Fotos vom Verstorbenen im Zimmer auf, andere zünden eine Kerze an, sprechen mit Gott oder gehen am Todestag zum Grab. Andere verreisen ans Meer, wo sie ihren Urlaub gemeinsam verbracht haben. Ich kenne auch Menschen, die das Lieblingsessen des Verstorbenen kochen oder liebe Grüße per Handy verschicken“, erklärt die Pfarrerin. Sie ermutigt Hinterbliebene nach einer Trauerphase neue Wege einzuschlagen, sich neu auszuprobieren und neue Menschen kennenzulernen: „Auch eine Trauergruppe oder ein Trauercafé kann ein wichtiger Ort sein, um mit anderen Betroffenen sich auszutauschen und einen neuen Weg ins Leben zu finden.“ cm