In Buch entsteht ein modernes Dorfbüro

Wie die Gemeinde das Projekt umsetzt und damit die Attraktivität der Ortschaft steigert

07. Dezember 2020
In Buch entsteht ein modernes Dorfbüro

Wer im strukturschwachen Hunsrück wohnt, muss mitunter weite Wege zu seinem Arbeitsplatz zurücklegen. Das kostet nicht nur Zeit und Geld, sondern ist auch schlecht für die Umwelt. Um dies zu vermeiden und zudem die Attraktivität des Dorfes zu steigern und jungen Menschen einen Anreiz zu bieten, aufs Land zu ziehen, hat die Gemeinde Buch jüngst ein außergewöhnliches Projekt realisiert: Den sogenannten Coworking Space. Mithilfe von Ratsmitglied Andreas Christ wurde in der ehemaligen Raiffeisenbank an der Hauptstraße ein modernes Dorfbüro verwirklicht.

„Watt iss datt denn, lauteten die ersten Reaktionen“, erklärt Bürgermeister Tobias Vogt schmunzelnd. Doch seit der Rat den Bürgern den Sinn des gemeinschaftlich nutzbaren Dorfbüros erklärt hat, wächst das Interesse. Inzwischen gibt es bereits rund 20 Bewerber, die im Dorfbüro, oder zu Neudeutsch im Coworking Space, arbeiten wollen. „Der Vorteil liegt darin, dass Pendler Zeit und Geld sparen und zudem die Umwelt schonen“, sagt Christ.
 

Das Konzept ist denkbar einfach. Menschen, die ihre berufliche Tätigkeit beispielsweise zu Hause am Computer erledigen können, anstatt täglich in die Firma zu fahren, im familiären Umfeld aber nicht die nötige Ruhe finden, können sich im Dorfbüro in Buch einmieten. Dabei spielt es keine Rolle, ob man den Arbeitsplatz in der Hauptstraße 39 - daher auch der Name H 39-täglich nutzt, oder nur einmal pro Woche.

Im ehemaligen Gebäude der Raiffeisenbank in Buch sind innerhalb kürzester Zeit insgesamt acht Arbeitsplätze entstanden. „Die kurze Bauzeit haben wir der Arbeit von regional ansässigen Handwerkern zu verdanken“, betont Christ.
 

In der Hauptstraße 39 stehen den Nutzern neben den Schreibtischen auch zwei moderne Konferenzräume zur Verfügung, eine Teeküche sowie sanitäre Anlagen. Wer seine Ruhe braucht, um komplett ungestört zu arbeiten, der ist mit einem Einzelbüro im Fixbereich gut bedient. Wer den Austausch mit anderen bevorzugt, kann einen der sechs Arbeitsplätze im sogenannten Flexbereich nutzen. Alle Arbeitsplätze sind mit modernem W-Lan ausgestattet. Seinen Laptop sowie Büroutensilien muss allerdings jeder selbst mitbringen.

Rund ein Jahr lang hat der Gemeinderat in Buch überlegt, was man mit dem denkmalgeschützten Gebäudeleerstand an der Hauptstraße sinnvolles anfangen könnte. „Ziel war es, ein Projekt umzusetzen, das für die Gemeinde auch einen Mehrwert hat“, sagt Bürgermeister Vogt. Als Ratsmitglied Andreas Christ, der beruflich schon häufig mit Coworking Spaces in Berührung gekommen ist, den Vorschlag für ein Dorfbüro unterbreitete, waren alle ziemlich schnell dabei. Von den Umbaukosten in Höhe von rund 35 000 Euro werden 25 000 Euro gefördert. Mit im Boot ist neben der Ortsgemeinde als Träger des Projekts auch die Verbandsgemeinde Kastellaun.

Bei der Umsetzung des Projekts ist es der Gemeinde vortrefflich gelungen, das historische Ambiente des Gebäudes mit dem modernen Arbeitsumfeld in Einklang zu bringen. „Wegen des Denkmalschutzes waren schon einige Vorgaben zu beachten“, erklärt Christ. Aber man hat sich mit den Gegebenheiten arrangiert.

Wegen eines statisch notwendigen alten Eichenbalkens ist beispielsweise ein runder Tisch mit vier Arbeitsplätzen entstanden, was sich im Nachhinein als vorteilhaft herausstellte. Denn beim Coworking spielt auch der Netzwerkgedanke eine entscheidende Rolle. „Die Nutzer sollen untereinander in Kontakt kommen und sich gegenseitig bereichern“, sagt Christ. Das Konzept hat sich bereits bewährt, weiß der politische Bildner, der bundesweit viel unterwegs ist. Die Gemeinde Buch hofft nun darauf, mit dem Projekt möglichst viele Menschen anzusprechen. Neben einem Arbeitsplatz stehen den Nutzern auch ein moderner Scanner sowie ein Drucker zur Verfügung. In Zusammenarbeit mit dem Büroausstatter BCB in Simmern wurden auch extra bequeme Bürostühle angeschafft, die zusätzlich dafür sorgen, dass die Nutzer des Bucher Dorfbüros sich an ihrem Arbeitsplatz rundum wohl fühlen. U.P.