Der Geheime Commerzienrath hatte die Reichsburg 1868 vom preußischen Domänenfiskus erworben, um sich hier einen Landsitz zu errichten. Doch die Fertigstellung erlebte er nicht mehr, er starb 1879 kurz vor der Einweihung der Burgkapelle.
Dennoch hat die Stadt ihm viel zu verdanken und so ist es sicher auch richtig, eine der wichtigen Straßen der Kreisstadt nach Louis Ravené zu benennen. Die Straße ist eng mit dem Wirtschaftswachstum von Cochem in der Gründerzeit verbunden.
Der Bau des Bahnhofs sorgte für einen Einwohnerzuwachs, und auch die wirtschaftliche Bedeutung der Stadt nahm zu. Entlang der Verbindungsstraße zwischen dem alten Stadtkern und dem Bahnhof entstanden herrschaftliche Gründerzeitvillen, von denen auch heute noch viele Spuren zu sehen sind.



Es entstanden aber auch Verwaltungs- und Dienstleistungsgebäude und Wohnhäuser von Ärzten, Rechtsanwälten und Verwaltungsbeamten, die in der Kreisstadt lebten. Und sie wurde zu einer Flaniermeile. Bis heute prägt das alles das Bild der Ravenéstraße. Den Charakter als Flaniermeile, aber auch als Zentrum von Handel und Dienstleistungen, hat sich die Ravenéstraße seit diesen preußischen Zeiten bewahrt. Wer offenen Auges heute durch die Straße geht, findet noch immer viele der beeindruckenden Gründerzeithäuser mit ihren Erkern und Verzierungen. Das Amtsgerichtsgebäude dominiert nach wie vor die Häuserzeile in der Ravenéstraße. Und weiterhin finden sich hier die Anwaltsbüros, Arztpraxen oder die Geschäftsräume von Banken sowie Anwaltskanzleien, kirchliche Einrichtungen und Hotels, Parteigeschäftsstellen, Krankenkassen, Apotheken, die Berufsbildende Schule, die Mosel-Akademie der Handwerkskammer, der Cochem- Zeller Bauern- und Winzerverband, der Landesbetrieb Mobilität Cochem- Koblenz. Für die Kreisstadt erfüllt die Ravenéstraße aber auch eine wichtige Versorgungsfunktion. Einzelhändler sind hier zu finden, mit einem vielfältigen Branchenmix. Es sind mehr als 60 Cochemer Unternehmen und Betriebe, die hier ihren Standort haben und die Ravenéstraße damit zu einem wichtigen Einkaufsund Dienstleistungszentrum machen. 2020 ist im Rahmen einer Erweiterung des bestehenden Gebäudes einer Steuerberatungskanzlei im Bereich zwischen Ravenéstraße und Moselstraße ein hochmodernes neues Bürogebäude entstanden. Durch diese Baumaßnahme wurden neue Büroarbeitsplätze geschaffen, welche den Mitarbeitern im Dienstleistungssektor ein modernes Arbeitsumfeld bieten.
Architektonisch geht der Neubau eine attraktive und interessante Kombination mit dem direkt angrenzenden im Villenstil gehaltenen Hotel ein. Neben Moselufer und Altstadt finden Einheimische wie Gäste hier Cafés, Einkehrmöglichkeiten und Platz für beschauliche Stunden. Die Ravenéstraße ist für viele Urlauber, die Cochem mit der Bahn erreichen, zudem der erste Eindruck von der Kreisstadt. Das Umfeld des historischen Bahnhofsgebäudes wurde in den vergangenen Jahren von der Stadt Cochem als Entrée in die Kreisstadt umfangreich aus- und umgebaut, das Bauwerk selbst wartet allerdings noch auf eine Sanierung.
Und doch vermittelt es bis heute einen Eindruck in den durchaus monumentalen Baustil der Gründerzeit. Es ist diese Mischung aus Wohnen, Verwaltung, Dienstleistung, Einzelhandel und Gastronomie, der seit der Gründerzeit den besonderen Charme dieser Straße ausmacht – bis heute.