
Frau Ortiz, unter Rückenschmerzen leiden viele Menschen. Woran liegt das?
Sabrina Ortiz: „Unser Bewegungsapparat, also alle Knochen, Gelenke, Bänder, Muskeln, Sehnen, Schleimbeutel und Faszien, ist dafür gemacht, sich zu bewegen. Doch Bewegung fehlt uns häufig im Alltag. Deshalb ist jegliche Art von Bewegung gut und wichtig, um unter anderem Rückenschmerzen entgegenzuwirken.“
An welche Art von Bewegung denken Sie?
Sabrina Ortiz: „Versuchen Sie jeden Tag alle Muskeln einmal zu aktivieren. Strecken Sie sich, dehnen Sie sich, machen Sie den Rücken rund, gehen Sie in die Hocke, drehen Sie Ihren Oberkörper, spreizen Sie Ihre Arme weit nach hinten oder auch die Beine zur Seite, um die Hüfte zu mobilisieren. All diese Bewegungen tun Ihrem Körper und dem Bewegungsapparat gut.“
Gibt es auch „Übungen“, die ich während des Bummelns auf dem Schängelmarkt machen kann?
Sabrina Ortiz: „Natürlich. Auf einem Markt bleibt man häufiger mal stehen. Dann können Sie zum Lockern Ihres Lendenwirbelbereichs ganz einfach Ihr Becken hin- und herkippen und dabei möglichst den Bauchnabel nach innen ziehen. Die Übung fällt kaum auf und bringt viel. Oder Sie bleiben aktiv stehen. Das heißt, Sie verlagern Ihren Schwerpunkt immer von einem Bein auf das andere.“



Trotzdem wird das Laufen irgendwann für den Rücken anstrengend.
Sabrina Ortiz: „So wichtig wie genügend Bewegung ist genauso Entlastung. Gerade der untere Rücken wird beim Stehen und Schlendern besonders beansprucht. Um diesen zu entlasten, kann man das Gewicht des Oberkörpers zum Beispiel an einem Stehtisch „abgeben“, indem man sich darauf abstützt oder man setzt sich eine Weile hin und lehnt sich an.“
Worauf sollte ich dann beim Sitzen achten?
Sabrina Ortiz: „Auch hier gilt: Nicht ständig in derselben Position sitzen. Ändern Sie die Position Ihrer Beine. Schlagen Sie mal das rechte, dann wieder das linke Bein über das Knie. Wenn möglich, stellen Sie mal ein Bein auf der Sitzfläche ab. Wenn Sie an einem Tisch sitzen, können Sie zur Entlastung sich mit den Armen abstützen und einen entspannenden Rundrücken machen. Sitzen Sie auch mal schräg, so dass nur eine Pobacke belastet wird. Und auch sitzend können Sie wieder gut die Beckenkippübung machen.“
Gibt es noch weitere Tipps?
Sabrina Ortiz: „Ja. Wasser trinken. Sie denken jetzt sicherlich, was hat Wassertrinken mit Rückenschmerzen zu tun? Es ist so, dass der Körper zu 70 Prozent aus Wasser besteht. Und wenn der Körper nicht genügend Wasser hat, holt er es sich aus von dort, wo es nicht lebensnotwendig gebraucht wird. Nicht aus dem Blut oder aus den Organen, gerne zum Beispiel aus dem Gallertkern der Bandscheibe. Der Kern wird schlaffer, der Druck auf die Bandscheiben erhöht sich und das ist schlecht für die Wirbelsäule. Sie würden ja auch nie Autofahren, ohne genügend Druck auf den Reifen zu haben. Der Verschleiß ist vorprogrammiert – sowohl beim Auto als auch beim Menschen.
Eines sollten Sie aber immer beachten: Bei bestehenden und anhaltenden Schmerzen, Ausstrahlungen oder Ausfallerscheinungen sollten Sie unbedingt einen Fachmann aufsuchen.“ Petra Dettmer