
Köln oder Koblenz? Die Entscheidung fiel Yannick Haymann (32) letztendlich sehr leicht. Als IT-Berater war Haymann die letzten zehn Jahre viel unterwegs. Er hat im Stuttgarter Raum gearbeitet, am Bodensee, aber auch in Nordrhein-Westfalen. Als er vor fünf Jahren seine Firma gründete, ließ er sich zunächst von Köln blenden.„Hier kam ich über das Business Center leicht an entsprechend flexible Räumlichkeiten. Ich dachte, in Köln ist das Einzugsgebiet größer, es gibt mehr Studenten und mehr Personalpotenzial“, gibt der Jungunternehmer unumwunden zu. Aber die Realität sah anders aus. Die Konkurrenz ist höher, ebenso die Personalfluktuation, was sehr problematisch ist.

Schängel erkennt die Vorzüge seiner Stadt
In der Koblenzer Vorstadt aufgewachsen, merkte Yannick Haymann schnell, dass seine Heimatstadt mehr Vorzüge bietet als die Großstadt Köln. "Hierkann man einfach gut leben.“ Aber es gibt noch weitere Vorteile: Die Lage ist besser, das Preis-Leistungsverhältnis ist fair und es gibt ein standorttreueres Publikum und Personal. „Am Bodensee war ich ein sehr ruhiges arbeiten gewohnt. Köln hingegen hat den klassischen Start-up-Charakter viel Action, viel Lautstärke und viel drumherum“, beschreibt Haymann die Situation lachend. Koblenz hingegen verbindet beides: das Ruhige, aber auch das Lebendige. Und Koblenz hat zudem eine aktive Hochschullandschaft und bezahlbaren Wohnraum.
Optimierung der IT-Architektur
Doch was genau macht Yannick Haymann und seine Firma, die sich jetzt im Technologiezentrum Koblenz angesiedelt hat? Es geht um die Optimierung der IT-Architektur in Firmen. Mitarbeiter benutzen die verschiedensten Softwares. Dies geht aber nur, wenn die IT-Architektur im Hintergrund die Software optimal unterstützt. Das Problem: viele Unternehmen und Behörden arbeiten mit einer IT-Architektur, die vor 25 Jahren aufgebaut wurde, als alles anfing mit der IT. Kamen neuen Anwendungen hinzu, wurde immer nur aktualisiert.
Alte Architekturen gehen in die Grätsche
Heute sind Anwendungen sehr viel komplexer geworden. Die Systeme werden immer datenintensiver, es kommen Clouds hinzu, neue Technologien und immer mehr Künstliche Intelligenz- und nicht zu vergessen: die Datensicherheit. Das können die alten IT-Architekturen nicht mehr auffangen. Irgendwann gibt es nur noch Programmabstürze und das ganze System bricht zusammen.
Damit dies nicht passiert, transformiert die Sysfacts AG rechtzeitig die digitale Infrastruktur des IT-Betriebes des Kunden. Zunächst wird analysiert, auf welchem Niveau sich das Unternehmen aktuell IT-mäßig befindet, dann wird eruiert, wohin es IT-technisch möchte.„ Ich vergleiche es immer gerne mit dem Umbau eines Gebäudes“, erklärt Yannick Haymann. „Der Architekt klärt auch zunächst, wohin die Reise gehen soll. Genügt ein Treppenhaus oder brauche ich noch einen Fahrstuhl? Soll ein Panic Room eingebaut werden? Ist Hochwasserschutz nötig? Möchte man lichtdurchflutete transparente Fenster oder lieber verdunkelte Scheiben? Wir IT-Architekten schauen uns an, wie arbeiten die Mitarbeiter, wie erfüllen sie ihre täglichen Aufgaben mit der IT, was wollen sie erreichen, ist es z. B. gewünscht, eine veraltete Software durch die neue Architektur homeofficefähig zu machen, auch wenn das vorher nicht möglich war? Sind die IT-Wünsche geklärt, geht es an die Umsetzung.“
„Explosionssichere“ Räume schaffen
Im Schnitt dauert der Einsatz sechs bis zwölf Monate, er kann aber auch zwei Jahre dauern. Das ist individuell unterschiedlich. Während des laufenden Betriebs, wird an einer parallelen neuen IT-Architektur gearbeitet. Die verwendete Software wird meist beibehalten, auch wenn Haymann manchmal gerne eine Software entfernen würde.„Ich hatte einen Kunden aus der Blechverarbeitung. Aus Sicht des Informatikers war sie einfach nur Schrott - unsicher und instabil. Für den Kunden jedoch war sie die beste Blechverarbeitungssoftware, die man sich vorstellen konnte. Also haben wir eine Lösung gefunden, sie beibehalten zu können. Um im Vergleich des Architekten zu bleiben, habe ich sozusagen den Keller mit dickeren Wänden versehen und einen explosionssicheren Raum geschaffen, dass, wenn die Software mal explodieren' sollte, der Rest nicht zu Schaden kommt.“
Polizei- und Behörden sind Kunden
Ist die neue Zielarchitektur geschrieben, kommt der spannendste Moment - der Point of no return. Der Tag, an dem die alte Struktur abgekoppelt wird und die neue angekoppelt. „Diesen Switch over machen wir immer an einem Wochenende. Und es hat bisher bestens funktioniert, ob bei Sicherheitsbehörden im In- und Ausland, deutschen Kommunen oder klassischen Industriekunden.“ „Wir wollen der Wirtschaft, aber vor allem auch der öffentlichen Hand ermöglichen, ein Stück weit ihren IT-Betrieb zu reformieren, aber immer mit einem realistischen Blick darauf, was ist möglich und was nicht“, sagt Yannick Haymann. „Dies gilt auch insbesondere in Hinsicht auf die IT-Sicherheit. Manch ein Kunde bemerkt gar nicht, dass durch die alte IT-Architektur bereits seit einem Jahr der Russe in seinem Server hängt und auf den richtigen Moment wartet, um zuzuschlagen.“
Auf Expansionskurs

Yannick Haymann hat mit der Transformation der digitalen Infrastruktur eine gefragte Nische gefunden, für der er bereits fünf festangestellte Mitarbeiter in Koblenz beschäftigt, sowie fünf feste remote Mitarbeiter und zehn Freiberufler. „Und ich möchte gerne noch fünf weitere Mitarbeiter in Koblenz anstellen“, sagt Haymann. Und er ist sich ganz sicher, hier passendes Personal zu bekommen. Petra Dettmer