Katzenelnbogen: Die herzliche Backstube

Die Traditionsbäckerei Zorn ist beliebt und regional verwurzelt. Auf den Verkaufswagen der Bäckerei freuen sich die Kinder auf dem Pausenhof.

21. Mai 2025
 Katzenelnbogen: Die herzliche Backstube

Niko Zorn (vor eigenem Kinderbild) ist die sechste Bäckergeneration in der 170-jährigen Dynastie Zorn in Katzenelnbogen.

Von wegen Bäckerei-Sterben: Die Traditionsbäckerei Zorn in Katzenelnbogen (Rhein-Lahn-Kreis) gibt es seit 170 Jahren und es geht ihr richtig gut. Sie hat drei Filialen, 20 Mitarbeiter, viele seit etlichen Jahren, und einen Verkaufswagen, derregelmäßig in die Ortsgemeinden der ländlichen Region fährt. Die Schüler freuen sich auf dem Pausenhof über den Bäckerwagen und „der Zorn“ ist rund um Katzenelnbogen trotz Supermärkten mit Backtheken und Mitbewerbern „in aller Munde.“ Das Erfolgsrezept?

Wahrscheinlich die lange Familiengeschichte gepaart mit regionaler Verbundenheit und dem Willen, bei aller Tradition auch mit der Zeit zu gehen. Mittlerweile ist die Bäckerei in der siebten Handwerkergeneration unter der Leitung von Niko und Sabrina Zorn einer der ältesten Handwerksbetriebe im „Einrich“, wie ihre Region genannt wird. Der „Zorn“ ist dort eine Institution, beliebt und regional verwurzelt. Die traditionsreiche Bäckerei zeigt ihre Verbundenheit durch Produkte wie dem Einricher Landbrot, dem Einricher Bauernbrot oder den „Einricher Krüstchen“, backt saisonal für Generationen von I-Dötzchen Einschulungsbrezeln und das traditionelle Grießbrot zu Ostern.

Dabei ist der Betrieb heute noch am gleichen Standort wie an ihrem ersten Tag im Jahr 1855. Der Gründer der heutigen Bäckerei, Georg Zorn, wurde 1806 geboren und lernte den Beruf des Nagelschmieds. Er übernahm Kontakt: Bäckerei Zorn Tel. 06486 6551 www.baeckereizorn.de die Nagelschmiede des Schwiegervaters. Sein Sohn Jakob, geboren 1834, lernte das Bäckerhandwerk in einer Katzenelnbogener Bäckerei. Schließlich begann 1855 eine neue, gemeinsame Äramit seinem Vater, als die Bäckerei Zorn gegründet wurde. Nächster Bäckermeister war Karl Philipp Zorn, geboren 1862. Er baute das kleine Wohn- und Geschäftshaus des Familienbetriebs neu auf.

"Als Beispiel für den Wandel des Bäckerhandwerks erinnert Niko Zorn daran, dass es vor der Einführung von Knetmaschinen einen Mann im Einrich gab, dessen Job es war, alle Bäckereien zu besuchen, um dort die Teige zu kneten – eine körperlich schwere Arbeit. Wenn der „Kneter“ fertig war, übernahmen die Bäcker die nächsten Arbeitsschritte."

Die nächste Generation mit Willi Heinrich Zorn (geboren 1895) konnte sicherst spät dem Handwerk widmen: Willi war von 1915 bis 1920 im Krieg und anschließender Gefangenschaft. 1936 wurde ein neuer Backofen gebaut und die Familie hoffte auf bessere Zeiten. Der zweite Weltkrieg verhinderte das zunächst.

Auch danach hatte Willi Zorn keine leichte Aufgabe: Damals gab es in Katzenelnbogen noch sieben Bäckereien und die Familie betrieb zeitgleich ihre Landwirtschaft weiter. Mit dem Wirtschaftswunder wurde das Sortiment dann größer und es ging endlich aufwärts. Willi Zorn und sein Sohn Karl Adolf, geboren 1928, begannen mit Umbauten. 1948 entstand der erste Verkaufsraum, 1961 vergrößerten sie die Backstube und schafften einen modernen Umwälzbackofen an. Die Landwirtschaft wurde ausgelagert und das Anwesen der Familie zwischen 1968 und 1972 an die betriebliche Entwicklung angepasst. Neben immer neuen Maschinen wurde auch der Ladenraum stetig vergrößert.

Erst kam ein Stehcafé und schließlich Sitzgelegenheiten hinzu. 1992 übernahmen Gerhard und Waltraud Zorn mit Sohn Niko den Betrieb und gründeten die Zorn GmbH. Inzwischen ist Niko der sechste Bäckermeister bei sieben Handwerkergenerationen im Hause Zorn. Auf die Lehre zum Konditorgesellen folgte eine Ausbildung zum Bäckermeister, ob wohler als Kind „wie die meisten lieber Fußballer geworden wäre. Außerdem habe ich als Kind gern ausgeschlafen“, erinnert sich der 50-Jährige schmunzelnd. Inzwischen liebt er wie seine gesamte Familie das Bäckerhandwerk und macht zusammen mit dem Team auf ganz persönliche Weise unablässig Werbung dafür: Regelmäßig kommen Konfirmandengruppen oder Kita-Kinder zu Besuch und quasi ständig gibt es in der Backstube Praktikanten, ob wochenweise oder in Form des Praxistages ein Jahr lang. Die Zorns bilden schon immer gern aus und Niko hofft, „dass noch viele das Handwerk lernen wollen.“ Das Unternehmen ist mit seiner Kombination aus traditionellem Handwerk und der Offenheit, mit der Zeit zu gehen, sicher ein gelungenes Beispiel, um an die Zukunft des Bäckerhandwerks zu glauben.

Kontakt:
Bäckerei Zorn
Tel. 06486 6551
www.baeckerei-zorn.de