Hartenfels: Glas plus Holz ergibt Haus

Die lichtdurchfluteten Fertighäuser des Westerwälder Familienunternehmens Huf haben seit den 1960er Jahren den Fachwerkbau revolutioniert.

21. Mai 2025
Foto: Huf Haus
Foto: Huf Haus

Das Westerwälder Familienunternehmen Huf Haus aus Hartenfels ist international bekannt für seine einzigartigen Fertighäuser im modernen, offenen Baustil, die im repräsentativen Huf-Dorf besichtigt werden können. Die Geschichte des Unternehmens begann 1912 mit einer Zimmerei von Firmengründer Johann Huf in Hartenfels. In den Anfangsjahren lag der Schwerpunkt des Familienunternehmens in der Holzbearbeitung und dem Bau von Dachstühlen. Das Holz wurde damals mit dem Beil bearbeitet und mit dem Fuhrwerk aus dem Westerwald transportiert.

Ein Meilenstein in der Firmengeschichte waren die 1950er Jahre. Nach der Rückkehr aus Kriegsgefangenschaft wurde Johann Hufs Sohn Franz, ebenfalls Zimmerermeister, Mitinhaber. Sägewerk sowie Zimmerei wurden erweitert und das Unternehmen spezialisierte sich auf den Bau von Fertighäusern. Franz Huf hatte früh erkannt, dass vorgefertigte Bauelemente schneller und kostengünstiger waren als der konventionelle Hausbau. So begann eine neue Ära für Huf Haus, die gleichzeitig den Trend zur Serienproduktion und Modularität in der Architektur widerspiegelte. 

Ein wichtiger Schritt war das Jahr 1960, als das Unternehmen ein innovatives Fertighaus mitten im Kaufhof (siehe Bild) mit ersten Anmutungen eines offenen Grundrisskonzeptes präsentierte. Das Haus kombinierte die traditionelle Holzrahmenbauweise mit modernen Elementen und war eines der ersten, das auffallend viel Glas in seiner Architektur integrierte. So entstand eine transparente, offene Atmosphäre, die Fans der Huf Häuser bis heute fasziniert. Der überraschende Mix aus traditionellem Handwerk und modernem Design war ein klares Alleinstellungsmerkmal und setzte sich deutlich von den Baustilen ab, die damals vorherrschten. 1972 wurde schließlich das typische, lichtdurchflutete Huf Fachwerkhaus 2000 entwickelt. In den folgenden Jahren entwickelte das Unternehmen seine Designs weiter und expandierte innerhalb Europas, blieb aber der heimischen Region immer sehr verbunden. Im Fokus blieb der „Grundsatz der Individualisierung“: Jedes Huf Haus soll bis heute einzigartig sein, indem es an die Wünsche des Kunden angepasst wird.

Die nächste Generation der Familie Huf, vertreten durch Georg und Thomas Huf, setzte die internationale Expansion fort. Das Unternehmen wurde so auch in Ländern wie Frankreich, Großbritannien und den USA bekannt. Die besonderen Designmerkmale wie der großzügige Einsatz von Glas, die offene Raumaufteilung und die nachhaltige Bauweise trafen dort auf großes Interesse. Das Westerwälder Familienunternehmen ist mittlerweile viele Male ausgezeichnet worden für seine Designs, seinen Einsatz für nachhaltiges Bauen aber auch den besonderen Einsatz im Bereich der Ausbildung. Kein Wunder also, dass die meisten Mitarbeiter ehemalige Auszubildende von Huf sind und viele Familien seit Generationen für das Unternehmen arbeiten. Klare Ziele der nun vierten Unternehmensgeneration, vertreten durch Benedikt und Christian Huf, sind die anhaltende Stärkung des Westerwälder Standortes Hartenfels und die Weiterentwicklung grüner Wohnkonzepte.

Kontakt:
Huf Haus
Tel. 02626 7610
www.huf-haus.com

Jahr 1960

Handwerk und das Wirtschaftswunder

Es sind die Jahre des deutschen Wirtschaftswunders, in denen auch das Handwerk im Kammerbezirk einen starken Aufschwung erfährt. Die Betriebszahlen steigen auf über 25.000. Das bundesdeutsche Gesamthandwerk hat seit 1949 eine Umsatzsteigerung von 300 Prozent erlangt, die Beschäftigtenzahlen haben sich mehr als verdoppelt auf 4 Mio. Arbeitnehmer. Allein die Umsatzsteigerung von 1959 auf 1960 beträgt zehn Prozent und liegt bei 70 Mrd. D-Mark. Auf dem konjunkturellen Spitzenplatz liegen die Bauhandwerke, gefolgt von metall- und holzverarbeitenden Gewerken.

Doch parallel zu diesen Erfolgsmeldungen durchläuft das Handwerk einen Strukturwandel, der im Ergebnis weniger Betriebe und mehr Mitarbeiter zur Folge haben wird. Denn sowohl die technische Entwicklung schreitet in großen Schritten voran, der Wettbewerb im Markt - auch gegenüber Massenware der Industrie - nimmt zu und handwerksrechtliche Rahmenbedingungen verändern die Ausrichtung handwerklicher Angebote. So fallen die Zahlen eingetragener Schneider, Schumacher oder auch Bäcker und Fleischer deutlich, steigen zeitgleich die Eintragungen technischer Gewerke, so der Kraftfahrzeugtechnik oder Elektroinstallation. Weniger Betriebe mit mehr Mitarbeitern und rückläufigen Ausbildungszahlen (rund 60 Prozent der angebotenen Ausbildungsstellen bleiben unbesetzt) - so lässt sich der Wandel des Handwerks im Kammerbezirk Anfang der 1960er Jahre zusammenfassen. Was Folgen hat für die Handwerksordnung, denn die technische Entwicklung verändert nicht nur die Berufsbilder, sondern sorgt auch dafür, dass immer mehr Gesellen nicht mehr in ihrem erlernten Beruf arbeiten können. Die Novelle der Handwerksordnung soll den neuen wirtschaftlichen und technischen Veränderungen gerecht werden. Neben den meisterpflichtigen Handwerken wird eine Ausübung in „verwandten Handwerken“ ermöglicht - auch ohne Meisterprüfung und nach abgelegter Zulassung im bisher ausgeübten Gewerk. Eine Weichenstellung, die das Handwerk stärkt und wachsen lässt.

Die enger werdende Wechselwirkung zwischen handwerklichen Bedürfnissen und politischen Gestaltungsspielräumen führt zur Forderung durch die Führung der Kammer, dass auch die Handwerker stärker politisch aktiv werden müssen. Kammerpräsident Dachdeckermeister August Römer geht als gutes Beispiel voran und übt scharfe Kritik an der „Stellung der Bundesregierung zum Handwerk.“ Versprechungen werden gemacht, doch „nicht einmal primitivste Wünsche erfüllt.“ Die Handwerk eraltersversorgung, starke Subventionierungen der Landwirtschaft und Kohleindustrie oder auch die Gewerbesteuer als Diffamierung des Handwerks werden konkret benannt. Politische Korrekturen könne das Handwerk umsetzen, wenn sich mehr Vertreter in den Parlamenten engagieren würden. 23 Bundestagsabgeordnete seien dem handwerklichen Lager zuzuordnen - und das seit drei Legislaturperioden unverändert. „Dagegen habe es die Gewerkschaft fertig gebracht, die Zahl der Parlamentarier aus ihren Reihen von 87 im Jahre 1949 auf 187 im dritten Bundestag zu erhöhen.“

1960 eingeführt und von den Nahrungsmittelhandwerken gelobt: ein früher Ladenschluss am Samstag um 16 Uhr. Probeweise wird das an jedem ersten Samstag des Monats „getestet“ und kommt laut Fleischer-Innung Koblenz „bei den Verbrauchern gut an, beim Verkaufspersonal noch viel besser“.

Zwei Bundessiege gehen im Leistungswettbewerb der Handwerksjugend 1960 nach Koblenz: Maschinenbauer Franz Gert Haubrich aus Kausen und Radio- und Fernsehtechniker Wolfgang Arnold aus Koblenz sind bundesweit die Besten ihres Handwerks. Und auch etwas ältere Handwerker aus dem Kammerbezirk sorgen für bundesweite Nachrichten: Schuhmachermeister Hans Lemmler gibt nach 60-jähriger „Dienstzeit“ sein Obermeisteramt auf. Er ist zu diesem Zeitpunkt 86 Jahre alt und wurde im Jahr 1900 an die Spitze der Innung gewählt. Als ältester Obermeister der Bundesrepublik hat er Geschichte geschrieben.