Wann wieder Sport nach COVID?

Chefarzt Priv.-Doz. Dr. Post gibt eine Einschätzung

25. März 2022
Wann wieder Sport nach COVID?

Foto: Photocreo Bednarek - stock.adobe.com

Augsburg ist sauer! Augsburg ist sauer auf Mainz. Was ist passiert? Beim 1. FSV Mainz 05 gab es 20 Covid-Fälle, weshalb das Bundesligaspiel gegen Dortmund abgesagt wurde. Obwohl die Quarantänezeit bei einigen Spielern schon abgelaufen war und sich einige Spieler „freigestestet“ hatten, wurde auch noch die Partie gegen Augsburg abgesagt, wofür insbesondere Augsburgs Trainer nur wenig Verständnis zeigt.

Hier zeigt sich wieder die Diskrepanz zwischen Quarantänepflicht und Sporttauglichkeit. Nur weil ein Sportler nicht mehr ansteckend ist, heißt dies noch nicht, dass er seinen Sport gefahrlos ausüben kann. Insbesondere die Handball-EM hat gezeigt, wie man nicht mit diesem Problem umgehen sollte. Ständig neue Fälle, Spieler (zu) früh im zurück im Wettkampf, die ihre Leistung nicht erbringen können. Bei Olympia musste der Nordische Kombinierer Eric Frenzel am Ende des Rennens abreißen lassen, brach im Ziel zusammen, musste medizinisch behandelt werden und konnte nicht zur Siegerehrung erscheinen. Ob dies nun Folgen von COVID oder Folgen der Quarantäne waren, ist unerheblich. Er wäre besser nicht gestartet und kollabierende Sportler sind Bilder, auf die man gerne verzichtet.

Mittlerweile weiß man, dass selbst bei einem asymptomatischen bis milden Verlauf nachträgliche Auswirkungen der Infektion möglich sind. Es konnte gezeigt werden, dass auch bei jungen, gesunden Sportlern, die einen asymptomatischen oder milden Verlauf durchgemacht haben, beispielsweise eine Myokarditis (Herzmuskelentzündung) oder Perikarditis (Herzbeutelentzündung) auftreten kann. Die Datenlage ist hier noch unübersichtlich. Aktuell wird angenommen, dass die Häufigkeit einer Myokarditis nach COVID in der Gesamtbevölkerung in größeren Studien mit 0,6 – 18 Prozent angegeben wird. Selbst wenn es nur die 0,6 Prozent wären, wäre die absolute Zahl bei der hohen Anzahl COVID-Erkrankter recht hoch. Ein prominentes Beispiel hierfür ist der Spieler Alonso Davies von Bayern München. Wenn man genauer sucht, findet man allerdings viele weitere Fälle. Auch weiß man, dass es zu Folgeschäden im Bereich der Lunge kommen kann. Aus früheren SARS-Epidemien (COVID gehört zur Familie der SARS-Viren) ist bekannt, dass Patienten selbst nach zwei Jahren noch eine beeinträchtigte Lungenfunktion und eine insgesamt verminderte Leistungsfähigkeit zeigen können.

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Gerade bei symptomatischen Verläufen ist ein Check sinnvoll, bevor man wieder mit dem Training beginnt. Foto: pololia - stock.adobe.com

Nahezu täglich werden nun deshalb auch außerhalb des Leistungssports Ärzte mit der Frage konfrontiert, wann man nach einer COVID-Infektion wieder mit Sport beginnen kann. In der Regel hält sich der Arzt hierbei an die Empfehlungen des „Positionspapiers „Return to Sport“ während der aktuellen Coronavirus-Pandemie (SARS-CoV-2 / COVID-19)“ des Wissenschaftsrat der Deutschen Gesellschaft für Sportmedizin (DGSP) und der medizinischen Kommission des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB). Laut deren Empfehlung werden die Betroffenen zunächst in 4 Gruppen eingeteilt:
- Asymptomatische COVID-Patienten
- Symptomatische COVID-Patienten ohne Pneumonie (Lungenentzündung)
- Symptomatische COVID-Patienten mit Pneumonie
- COVID-Patienten mit Myokarditis (Herzmuskelentzündung)

Selbst symptomfreie Sportler sollten mindestens 14 Tage nach Testnachweis alle intensiven sportlichen Belastungen meiden und sollten sich vor Aufnahme eines intensiveren Trainings einer ärztlichen Untersuchung (Anamnese und körperlicher Untersuchung, Blutabnahme, Ruhe-EKG) unterziehen.

Sportler mit Symptomen, aber ohne Nachweis einer Lungenentzündung sollten sogar zwei bis vier Wochen keinerlei sportliche Aktivitäten ausüben. Vor einer Wiederaufnahme des Sports sollte ebenfalls eine ärztliche Untersuchung erfolgen, bei der zusätzlich zu den oben genannten Untersuchungen ein BelastungsEKG und eine Ultraschalluntersuchung des Herzens durchgeführt wird.

Sportler mit dem Nachweis einer Lungenentzündung sollten mindestens vier Wochen keinerlei sportliche Aktivitäten ausüben. Bei Ihnen sollte zusätzlich zu den oben genannten Untersuchungen mindestens eine Lungenfunktion und eine Blutgasanalyse erfolgen. Liegt gar eine Myokarditis vor, sollte mindestens drei Monate pausiert werden. Vor der Sportfreigabe ist eine kardiologische Untersuchung dringend angeraten.

Es ist offensichtlich, dass diese Forderungen der Fachgesellschaften und insbesondere der Zugang zu Diagnostik für viele Hobby- und Freizeitsportler nur schwer zu erfüllen sind.

Wichtig ist deshalb, dass es sich bei der Empfehlung um Mindestangaben handelt und man davon ausgehen muss, dass Leistungssportler ohnehin besser untersucht und auch im Training besser überwacht werden. Bei professionellen Leistungssportlern kann aus beruflichen Gründen in der Regel eine möglichst schnelle Rückkehr zum Sport wichtig sein, weshalb hier eine sehr umfangreiche Diagnostik durchgeführt wird. Zwar haben Hobby- und Freizeitsportler, die oft ebenfalls sehr ambitioniert trainieren, häufig gar nicht die Möglichkeit, die notwendige Diagnostik zeitnah zu erhalten, dafür haben Hobby- und Gesundheitssportler mehr Zeit. Hier sollte gegebenenfalls sogar noch länger pausiert werden.

Generell sollte der Wiedereinstieg individuell und langsam an die aktuelle Leistungsfähigkeit angepasst erfolgen. Sollte es hierbei zu Auffälligkeiten, wie zum Beispiel Herzrasen, erhöhtem Ruhepuls oder rasche Erschöpfbarkeit kommen, ist dies als Alarmzeichen zu werten, das medizinisch abgeklärt werden sollte. Auf jeden Fall ist falscher Ehrgeiz hier falsch am Platz. Sport ist zwar prinzipiell gesund, es gibt dennoch Situationen, in denen Sport gefährlich werden kann. Wenn man sich jedoch an die Regeln hält, ist Sport weiterhin förderlich für die Gesundheit und gerade das jetzt besser werdende Wetter lädt zum Sport an der frischen Luft ein.

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Priv.-Doz. Dr. med. Felix Post leitet als Chefarzt die Klinik für Allgemeine Innere Medizin und Kardiologie am Katholischen Klinikum Koblenz

Montabaur am Standort Marienhof Koblenz