Das Regionalprojekt „Naturgenuss Rhein-Westerwald“ wird maßgeblich durch den Naturpark Rhein-Westerwald und die Wirtschaftsförderung des Landkreises Neuwied getragen und betreut. Unterstützung gibt es darüber hinaus von der Gemeinschaftsinitiative „Wir Westerwälder“. Einer der Köpfe hinter dem Projekt ist Jörg Hohenadel. Im Gespräch erläutert er, was es damit auf sich hat:


Herr Hohenadl, worum geht es bei „Naturgenuss Rhein-Westerwald“?
Jörg Hohenadel: Den Auftakt machten die Naturgenuss Gastgeber. Dazu gehören einige Restaurants im Kreis, die auf einer besonderen Karte Speisen anbieten, deren wesentliche Bestandteile aus der Region kommen. Dazu verpflichten sich die teilnehmenden Gastronomen. Für die werben wir dann auch, und es sorgt für mehr Vertrauen bei den Gästen. Durch das Projekt sind wir auch mit vielen Produzenten aus der Region in Kontakt gekommen, die sehr hochwertige Produkte herstellen – Fleisch von Rindern und Schafen, Käse oder auch Eier, und natürlich auch viele pflanzliche Erzeugnisse. Im zweiten Schritt haben wir das Projekt um diese Anbieter erweitert.
Naturgenuss-Partner besinnen sich wieder auf das einst gesunde Maß der Dinge, bauen neue Netzwerk- und Kundenbeziehungen in der Region auf und zeigen wie spannend, wertig und kreativ Regionalgenuss sein kann. Inzwischen machen hier insgesamt schon knapp 90 Partner mit – und es werden immer mehr.
Gibt es noch weitere Pläne zur Zusammenarbeit?
Jörg Hohenadel: Ich halte es für ganz wichtig, dass wir alle Player, die im Bereich Tourismus eine Rolle spielen hier enger zusammenbringen. Schließlich wollen wir ja für Gäste attraktiv sein. Und das gelingt am besten, wenn sowohl die Gastgeber als auch die Produzenten und auch die Tourismus-Organisationen gut vernetzt sind und an einem Strang ziehen. Auch die landwirtschaftlichen Betriebe sollten hier mit eingebunden sein.
Wie könnte das aussehen?
Jörg Hohenadel: Wandertouristen könnten zum Beispiel bei Hofläden, die an landwirtschaftliche Betriebe angeschlossen sind Getränke oder Verpflegung kaufen – auch eine Versorgung per Automat wäre so möglich. In Zeiten, in denen die Anzahl der Gaststätten sinkt, ist das eine schöne Alternative.


Gab es im vergangenen Jahr besondere Aktivitäten?
Jörg Hohenadel: Da der Westerwald sich mit gutem Recht als Best–Beef–Region bezeichnen darf, lag der Gedanke nahe, darauf mit den Beef-Wochen hinzuweisen. Es gibt keinen Grund Fleisch einzukaufen, das tausende Kilometer an Transportwegen hinter sich hat. Gerade das oft so gelobte argentinische Fleisch stammt meist aus Massentierhaltung, und sorgt für viele negative Auswirkungen auf die Umwelt. Unsere Naturgenuss-Erzeuger produzieren hingegen in überschaubaren Mengen und transparenten Strukturen geschmackvolles Rindfleisch. Mit Beef-Tasting, Hofbesuchen bei Rinderhaltern, Einkauf und Verkostung setzen wir dem etwas entgegen. Mein Highlight: Das Nose-to-tail Menü, bei dem längst vergessene Teile des Rinds kulinarisch zu neuen Ehren kommen.
Regelmäßig führen wir Veranstaltungen wie den Advent auf den Höfen und den Landsommer durch – und auch der jährlich stattfindende Regionalmarkt ist sehr beliebt.
Beschränken sich die Aktivitäten auf den Landkreis?
Jörg Hohenadel: Natürlich nicht – insbesondere mit den beiden Nachbarkreisen im Westerwald arbeiten wir hier intensiv zusammen. Vor allem aber schlägt das Projekt Wellen, die weit über unsere direkte Umgebung hinausgehen. So konnte ich das Projekt zum Beispiel schon im Tourismusnetzwerk des Landes im Zusammenhang mit „Wein und Kulinarik“ präsentieren. In diesem Umfeld kommt das nördliche Rheinland-Pfalz sonst oft zu kurz – da hat es der Westerwald im Vergleich zu den Weinregionen ohne ein solches Projekt einfach schwer.
Kommunikation steht also im Mittelpunkt?
Jörg Hohenadel: Absolut - wenn es uns beispielsweise gelingt, Produzenten und Gastronomen miteinander in Kontakt zu bringen, und so für ein besseres Regionales Angebot zu sorgen, ist das für uns ein Highlight. Langfristig kann das auch zu einer besseren Infrastruktur in der Region beitragen.