Neuwieds neuer Weg: Unternehmen aktiv und vorausschauend ansiedeln

Das Programm für die Gewerbegebiete läuft auf Hochtouren. Oberbürgermeister Jan Einig will die Stadt langfristig in ein anderes Fahrwasser bringen.

31. Mai 2024
Neuwieds neuer Weg: Unternehmen aktiv und vorausschauend ansiedeln

Oberbürgermeister Jan Einig und Wirtschaftsfördererin Alexandra Rünz gratulierten den Chefs der Raiffeisendruckerei zur Auszeichnung als „, Top-100“-Innovator. Foto: Stadt Neuwied/Frank Blum

Benötigen Sie an Ihrem Betriebsort weitere Flächen? Das hat die IHK 2024 die Unternehmen im Kreis Neuwied gefragt. Die Antwort: 59 Prozent sagten„Ja“. Gleichzeitig antwortete mehr als die Hälfte, dass sie keine geeigneten Flächen in der Region finden.

Aussagen, die OB Jan Einig auf dem neu eingeschlagenen Weg der Stadt Neuwied bestätigen. Denn die Verwaltung will eine aktive Gewerbeflächenentwicklung verfolgen und sich künftig nicht mehr darauf verlassen, dass zufällig die passenden Flächen vorhanden sind. Das Paradebeispiel dafür, dass letzteres schief gehen kann, liegt 30 Jahre zurück, als LTS auf die andere Rheinseite übersiedelte. „Als Stadt sind uns seitdem Millionen entgangen“, betont Einig und hält fest: „Unter dem Strich müssen wir konstatieren, dass zum Beispiel die Stadt Andernach nur ungefähr halb so groß ist wie Neuwied, aber ein ähnlich hohes Gewerbesteueraufkommen hat“, hält er fest.

Im aktuellen Haushaltsplan der Stadt Neuwied stehen rund 25 Millionen Euro für den Ankauf von Gewerbeflächen. Foto: Stadt Neuwied / Ulf Steffenfause weh
Im aktuellen Haushaltsplan der Stadt Neuwied stehen rund 25 Millionen Euro für den Ankauf von Gewerbeflächen. Foto: Stadt Neuwied / Ulf Steffenfause weh

In der Konsequenz schrieb Neuwied 30 Jahre lang rote Zahlen und musste Investitionen aufschieben. Erst vor zwei Jahren gelang der Turnaround, aufgrund verschiedener Sparmaẞnahmen der Verwaltung und in Folge der gerichtlich erstrittenen Neuregelung des Landesfinanzausgleichs. Auch wegen allgemein guter Wirtschaftszahlen konnte dann 2023 erstmals wieder ein Haushaltsplan mit Überschuss vorgelegt werden.

Doch ob das so weitergeht, ist angesichts großer Herausforderungen eine wackelige Geschichte. Neuwied soll aber langfristig in ein finanziell solideres Fahrwasser kommen. Deshalb hat sich die Verwaltung aufgemacht, Flächen aufzukaufen, um daraus Gewerbegebiete zu entwickeln.

Aktuelle Verhandlungen über Grundstücksankäufe sind weit gediehen, abzuwarten sind aber noch die Ergebnisse der Wirtschaftlichkeitsberechnung.

Um Ankäufe stemmen zu können, hat die Stadt Neuwied die satte Investitions-Summe von rund 25 Millionen Euro in ihren Haushaltsplan geschrieben. Dass die damit erst einmal verbundene Netto-Neuverschuldung möglich ist, ist nur dem zu verdanken, dass Einig und Beigeordneter Ralf Seemann in Gesprächen mit der ADD zwei Ausnahmen aushandeln konnten: für den KiTa-Ausbau und eben die Entwicklung der Gewerbeflächen. Als Gegenleistung musste die Stadt über eine Grundsteuererhöhung ihre Einnahmen steigern.

„Das war politisch richtig unangenehm“, sagt OB Einig. Die Stadt möchte darüber hinaus künftig auch mitbestimmen können, welche Unternehmen sich in Neuwied neu ansiedeln. "Die Wunschkriterien sind kein Geheimnis: Die Unternehmen sollten gut bezahlte Arbeitsplätze anbieten, Gewerbesteuer zahlen und dabei bestenfalls keinen Flächenfraẞ verursachen“, beschreibt der OB und ist sicher: „Davon profitieren wir in Neuwied am Ende alle.“

Raiffeisendruckerei und Lohmann: Neuwieder Unternehmen glänzen mit Innovationen

So sehr OB Jan Einig auch darauf setzt, neue Unternehmen nach Neuwied locken zu können, so sehr freut er sich, dass es in der Stadt bereits viele hervorragende Unternehmen gibt. Vor wenigen Wochen konnte er mit Wirtschaftsfördererin Alexandra Rünz der Raiffeisendruckerei gratulieren: Das Unternehmen wurde als einer der Top-100 Innovatoren Deutschland ausgezeichnet. Hauptgrund dafür war die Entwicklung der „Timbercard“, der weltweit ersten Bezahlkarte aus Holz.„Das Traditionsunternehmen nimmt damit eine absolute Vorreiterrolle im Markt ein und hat bewiesen, dass es sich den Anforderungen der Zeit dynamisch anpasst“, freut sich Einig. Ein ähnliches Beispiel stellt die Firma Lohmann dar. Der traditionsreiche Mittelständler aus Feldkirchen hatte 2023 die Auszeichnung als Top-100-Innovator“ erhalten.