1986 geht RPR als erster landesweiter privater Radiosender an der Start, um die Branche kräftig aufzumischen. Von Anfang an ist auch der Mittelrhein-Verlag an dem Pionierprojekt beteiligt. Wir haben mit Kultmoderator Bob Murawka darüber gesprochen, wie er fast vier Jahrzehnte RPR erlebt hat.


Auf der Straße wird Bob Murawka eher selten erkannt. Bis er seine markante Stimme erhebt. Der Kultmoderator von RPR kann nicht mal telefonisch eine Pizza bestellen, ohne Irritationen auszulösen. „Einmal haben sie direkt aufgelegt, nachdem ich meinen Namen genannt habe“, erinnert er sich und grinst. Sie dachten wohl an einen Radioscherz. Dabei hatte Murawka einfach nur Hunger.

Der 63-Jährige ist ein Mann der ersten Stunde. 1986 ist er mit dabei, als RPR an den Start geht. „Wir waren der erste private landesweite Radiosender in Deutschland überhaupt“, sagt Murawka stolz. Ein echter Pionier der Mediengeschichte. Und von Anfang an ist der Koblenzer Mittelrhein-Verlag an dem Projekt beteiligt. Zusammen mit der „ Rhein-Pfalz“, der ,,Allgemeinen Zeitung“ und dem Trierischen Volksfreund“. „Eigentlich sollte Koblenz sogar zum Stammsitz werden“, erinnert sich der Mendiger. Am Ende wird es dann aber Ludwigshafen. Das lag an Helmut Kohl“, sagt Murawka. Der damalige Bundeskanzler aus Oggersheim hatte gerade erst die Medienwelt revolutioniert. Kohl holt RPR in seine Heimatstadt. Koblenz bekommt immerhin ein Regionalstudio.

Der 30. April 1986 wird zu einer Sternstunde für den damals 25-jährigen BWLer, der schon mit zehn Jahren weiß, dass er unbedingt Radiomoderator werden will. „Ich war natürlich total aufgeregt“, erinnert sich Murawka, der abends dran ist. „Wir haben damals ja noch Schallplatten aufgelegt.“ Die Älteren werden sich erinnern. Es wird die Geburtsstunde einer Legende. Murawaka weiß noch genau, welcher Song als erster im Regionalstudio Koblenz gespielt worden ist: ,,When the Going Gets Tough von Billy Ocean.“
Das Konzept geht voll auf. Auch weil RPR die Branche auf links dreht. „Wir durften damals ja als Moderatoren viel mehr machen als heute“, sagt er. Manches geht auch schief. „Wenn die Platten hängenblieben, war das natürlich Mist.“ Heute kann er herzlich drüber lachen. Und dann kommt noch dazu, dass auf der Frequenz damals auch noch andere Sender unterwegs sind. Das war anfangs ein totales Chaos“, sagt Murawka RPR ist morgens und abends dran. Und schlägt bei den Hörem voll ein. Ende der 90er-Jahre hatten wir mehr Zuhörer als SWR3“, betont Murawka. Vor allem im Rheinland. „Da haben wir immer noch unsere treuesten Zuhörer“, sagt der Moderator. Auch der Westerwald sei nach wie vor eine RPR-Hochburg. Radio bigFM, das 2004 aus RPR2 hervorgegangen ist, gehört ebenfalls zur erfolgreichen Senderfamilie.
Im Laufe der Jahre hat der 63-Jährige mehr als 5000 Veranstaltungen moderiert. Fünf Jahre präsentiert er für RPR Rock am Ring. Vor 80000 Zuschauern.


,Das war legendär“, erinnert er sich. Murawka hat sie alle im Studio gehabt. Udo Jürgens, Bob Dylan, Joe Cocker. Er hat erlebt, wie sich Moses Pelham mit Zuschauem prügelte, von denen er sich beleidigt fühlte. Und dann war da noch Nena, die ihren Auftritt in Mainz abbrechen wollte, weil es kein Mondwasser für sie gab. Verrückte Geschichten, die ein Moderatorenleben schreibt.
Mittlerweile produziert Murawka, der immer noch rund 12 000 Langspielplatten besitzt, seine Sendungen von zu Hause in Mendig aus. Ich habe fünf Laptops, ein Mischpult und ein Mikro“, sagt er. Das erspart ihm die lange Anfahrt nach Ludwigshafen. Für seine Morgensendung um 5.30 Uhr musste er dazu früher mitten in der Nacht aufstehen. „Danach war ich total kaputt.“ Doch das ist Geschichte. Mit 63 Jahren denkt Murawka noch nicht über die Rente mit 65 nach. „RPR ist meine Homebase“, sagt er. Mein Baby.“ Die Legende macht auf jeden Fall weiter. Dirk Eberz