Bad Kreuznach: Immer ganz nah dran am Leser

1996 Lokaljournalistenpreis für den 'Öffentlichen' - Die Anerkennung und Bedeutung der Lokalpress

29. Dezember 2023
Bad Kreuznach: Immer ganz nah dran am Leser

Auf ein Wort: Der damalige Lokalchef des "Öffentlichen“ Eric Metzler (links) und CDU-Generalsekretär Heiner Geißler während der Preisverleihung im Kurhaus von Bad Kreuznach. Foto: Archiv Rhein-Zeitung

Näher dran sein am Leser geht nicht. Täglich, und das über viele Jahre hinweg, befragten Journalisten des „Öffentlichen“ Menschen auf der Straße zu aktuellen Themen. Ob Politik, Wirtschaft oder Sport was die Gesellschaft gerade bewegte, wurde thematisiert.

Manchmal ging es um ganz banale Dinge, Alltägliches und Kurioses. Mehr als 300-mal im Jahr. Veröffentlicht unter der Rubrik „Moment mal“ auf Seite zwei des Lokalteils. Immer an der gleichen Stelle, immer drei Leute, immer mit Foto der Befragten.

Der angesehenen Konrad-Adenauer-Stiftung gefiel das Konzept des „Öffentlichen“ mit der täglichen Umfrage als Sahnehäubchen so gut, dass sie es 1996 mit dem Lokaljournalistenpreis auszeichnete. Platz eins unter mehr als 500 bundesweit eingereichten Beiträgen - natürlich erfüllte das nicht nur die Redaktion, sondern den gesamten Verlag mit großem Stolz.

Es war Freitag, der 12. April 1996, als die Nachricht aus Bonn eintraf. Mit einem Aufschrei der Begeisterung reagierte der damalige Lokalchef Eric Metzler und zog ganz spontan mit den Kollegen vors Pressehaus, um in der Römerstraße die Korken knallen zu lassen. Frisch, munter, kritisch, so lautete das Credo, das die Redaktion auszeichnete und ansporte.

Ganz nebenbei durften sich die Redakteure über ein Preisgeld in Höhe von insgesamt 10 000 Mark freuen, die nach und nach teamorientiert investiert wurden. Zuvor aber standen alle bei der Preisverleihung am 17. Juni 1996 im Bad Kreuznacher Kurhaus im Mittelpunkt an geschichtsträchtiger Stätte, wo Konrad Adenauer im November 1958 mit Charles de Gaulle den Grundstein für die deutschfranzösische Freundschaft gelegt hatte.

Der CDU-Generalsekretär Heiner Geißler würdigte Lokaljournalisten aus der gesamten Bundesrepublik für ihre herausragenden Beiträge. „Die Sprache ist in einer parlamentarischen Demokratie von großer Bedeutung, denn sie ermöglicht die friedliche Auseinandersetzung in politischen und gesellschaftlichen Fragen“, betonte Geißler damals. „Den Journalisten kommt angesichts der Nachrichtenflut die verantwortungsvolle Aufgabe zu, Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden und für Leser und Zuschauer eine Auswahl zu treffen. Mit Sprache können Stimmungen erzeugt und Ängste geschürt werden, wie sich am Beispiel der Veröffentlichungen über Ausländer zeigt.“ Sprache sei auch eine Waffe, die sich gegen den politischen Gegner, aber auch gegen den Redner und Schreiber selbst richten könnte, sagte Geißler und belegte seine Thesen mit Beispielen aus seiner politischen Erfahrung.

27 Jahre später sind Geißlers Worte aktueller denn je, und die Redakteure des „Öffentlichen“ erinnern sich gern daran, für einen Tag der Zeitungsnabel der Republik“ gewesen zu sein, von Experten und Politikern beklatscht für pfiffige und kritische Redaktionsarbeit, für lebensnahen bisweilen unbequemen Lokaljournalismus. Gustl Stumpf