Ein Jahr Pflege, die von Herzen kommt

Wohn-Pflegegemeinschaft „Villa Clara“ in Reich feierte ersten Geburtstag

28. Februar 2022
Ein Jahr Pflege, die von Herzen kommt

Viel Holz, hohe Decken und bodentiefe Fenster. Die Villa Clara vermittelt durch ihre Architektur viel Platz und Gemütlichkeit. Fotos: Heike Palmer

Was lange währte, wurde nicht nur gut, sondern richtig gut. Die Wohn- und Pflegegemeinschaft „Villa Clara“, die 2021 von den Gemeinden Reckershausen, Reich und Wüschheim in Reich eröffnet wurde, ist für ihre zwölf Bewohner zu einem Zuhause geworden, in dem sie bestens betreut und trotzdem selbstbestimmt, heimatnah und inmitten schönster Natur wohnen können.

 2014 bereits entstand die Idee, damals noch als Gemeinschaftsprojekt aller Biebertalgemeinden geplant. Über die Jahre hinweg waren es dann vor allem Reiner Bonn (ehemaliger Bürgermeister von Reich) und Elke Prämaßing (Lehrerin für Gesundheitsfachberufe), die das Projekt vorantrieben und Überzeugungsarbeit leisteten. Die Reduzierung auf die drei Gemeinden Wüschheim, Reckershausen und Reich, die eigens einen Zweckverband gründeten, erwies sich im Nachhinein als optimal. Hierzu Gerhard Schneider, aktuell Ortsbürgermeister in Reich und von Beginn an in das Projekt eingebunden: „Kurze Wege, schnelle Absprachen und die Möglichkeit, Ehrenamtliche vor Ort durch direkte Ansprache zu organisieren, das hat uns bei der Umsetzung des Projektes enorm geholfen.“

Das neue Gebäude, das in Reich auf einem von der Gemeinde kostenfrei zur Verfügung gestellten Grundstück entstanden ist, beeindruckt mit einer wunderschönen Architektur. Das ebenerdige Bauwerk ist komplett barrierefrei und schafft durch die Kombination aus hohen Räumen, viel Holz und bodentiefen Fenstern, die den Blick auf den großen Garten und die dahinter beginnenden Felder ermöglichen, eine überaus wohnliche Atmosphäre. Die derzeit zwölf Bewohner zwischen 68 und 96 Jahre haben eigene Zimmer, die nach ihren Vorstellungen eingerichtet sind. Es gibt einen großen Gemeinschaftsraum, in dem zusammen gegessen oder geklönt werden kann. Gemütliche Rückzugsecken zum Lesen oder Ruhe genießen sind ebenso vorhanden.

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Noch blüht es im Garten nicht. Aber bald können sich die zwölf Senioren in der Natur vergnügen. Der offene Pavillon ist jedenfalls schon einsatzbereit.

Der große Garten wurde, wie vieles andere ebenfalls, in Eigenleistung durch den Dorfgemeinschaftsverein (DGS) und Ehrenamtliche des Zweckverbandes angelegt. Der Duft- und Sinne- Garten lädt ab dem Frühjahr zum Schnuppern, Schauen oder selbst Hand anlegen ein. Neben dem Rosengarten gibt es einen Nutzgarten, in dem die Senioren Gemüse und Obst anbauen, sowie einen Kräutergarten. Ein offener Pavillon sorgt auch hier für Entspannungsräume und die große Terrasse lädt an sonnigen Tagen zum Verweilen ein. Zudem bietet sie ausreichend Platz für Besucher. Denn nicht nur die Angehörigen sind häufig vor Ort und leben den Alltag der Senioren mit, auch viele Ehrenamtliche machen das Leben in der „Villa Clara“ abwechslungsreich. So gibt es zum Beispiel an fünf Tagen in der Woche jeweils zwei Stunden unterschiedliche Angebote wie Gymnastik, Basteln oder gemeinsames Singen. Einmal monatlich kochen Ehrenamtliche an einem Sonntag ein „Festtagsmenü“. Die Rundumbetreuung durch den Mobilen Sozialen Familiendienst e.V. MSFD Kastellaun bietet die Sicherheit, die Senioren mit gewissen Handicaps benötigen, um selbst bestimmt wohnen zu können. Aufgrund des Alters der zukünftigen Bewohner gibt es auch ein Palliativkonzept, welches derzeit überarbeitet beziehungsweise optimiert wird, und überhaupt sind die Ideengeber von damals und die Akteure von heute überaus aktiv, um den Senioren in der „Villa Clara“ einen wunderbaren Lebensabend zu bieten.

Weil das Konzept so überzeugend ist und im Hinblick auf den demografischen Wandel auch für andere Gemeinden interessant sein könnte, sind die Verantwortlichen auch gerne Ansprechpartner bei Fragen rund um die Umsetzung. „Wir haben von der Planung bis heute natürlich sehr viel dazu gelernt, uns in Themen eingearbeitet, die wir vorher gar nicht auf dem Schirm hatten und zahlreiche Kinderkrankheiten überstanden, bis alles so reibungslos gelaufen ist, wie es sich heute präsentiert. Von diesen Erfahrungen können Gemeinden, die ähnliches planen natürlich profitieren“, erklärt Gerhard Schneider. Neben all den Vorzügen, die die Senioren in der „Villa Clara“ erfahren, ist auch der finanzielle Aspekt nicht zu unterschätzen. Denn Dank der nicht auf Wirtschaftlichkeit ausgelegten Idee konnte der Mietpreis, den die Bewohner zahlen, weitaus geringer gehalten werden, als dies in einem „normalen“ Seniorenheim möglich ist.