Am Anfang überschlugen sich die Kommentatoren, als in den 1990er Jahren die ICE-Strecke vom Rhein-Main-Gebiet nach Köln geplant wurde. Von „Goldgräberstimmung“ und „Wachstums-Eldorado“ war im Rhein-Lahn- und Westerwaldkreis die Rede. Was einige als „Provinzposse“ und „Hochgeschwindigkeitsbremse“ ansahen, entwickelt sich in Montabaur als Erfolgsmodell für eine ganze Region. Im Juli 1999 nahm die städtebauliche Entwicklungsmaßnahme „ICE-Bahnhof Montabaur“ nicht nur auf dem Papier, sondern auch real Gestalt an. Es wurde mit der Anschüttung der Bahnallee begonnen. Bereits im Jahr 2000 konnten die ersten Regionalzüge den hochmodernen ICE-Bahnhof anfahren. Nach 17 Jahren Planungs- und Bauphase wurde im Juli 2002 die ICE-Strecke Frankfurt-Köln eröffnet und der 23,6 Millionen Euro teure ICE-Bahnhof Montabaur feierlich eingeweiht.
Der ICE-Bahnhof mauserte sich zur Drehscheibe einer ganzen Region, wie die Fahrgastzahlen belegen: War man anfangs skeptisch, die DB-AG prüfte jährlich die Pendlerzahlen, nutzen bereits im Jahr 2005 rund 2000 Pendler täglich den ICE-Bahnhof Montabaur, mit steigender Tendenz. 2017 wurde der Pendlerparkplatz, der ursprünglich rund 950 Stellplätze fasste, bereits um 155 Stellplätze erweitert. Der Verkehrsknotenpunkt rund um den ICE-Bahnhof wird auf dem Bahnhofsvorplatz mit dem zentralen Omnibusbahnhof ergänzt, der auch von internationalen Buslinien angesteuert wird.

Nicht nur die Berufspendler, die in Nordrheinland-Pfalz eine neue Heimat gefunden haben, schätzen die schnelle Verbindung in die Metropolen an Rhein/Main und Rhein/Ruhr. Auch in der Region Montabaur werden mit dem neuen Bahnhof viele neue Arbeitsplätze geschaffen, die jetzt schnell erreichbar sind. So entwickelte sich vor dem Bahnhofsgebäude in Richtung Innenstadt der ICE-Park Montabaur mit über 2000 neuen Arbeitsplätzen in über 80 Unternehmen. Neben dem über 26000 Quadratmeter großen Dienstleistungszentrum mit Büroflächen entstand direkt angrenzend das Aubachviertel. Auf einer Fläche von rund 60000 Quadratmetern wurden viele Projekte unter dem Aspekt Wohnen und Arbeiten verwirklicht.
Der nächste Meilenstein im ICE-Park konnte 2006 starten, nachdem das Land grünes Licht für den Bau des Factory-Outlet-Centers an der Bahnallee gab. Trotz mehrerer Klagen konnte das Großbauprojekt auf rund 10000 Quadratmetern verwirklicht und 2015 feierlich eröffnet werden. Neben der Schaffung von 350 Arbeitsplätzen zieht es jährlich im Schnitt bis zu zwei Millionen Besucher an. Die Entwicklung des Areals rund um den ICE Bahnhof sowie auch im Bahnhofsgebäude ist noch nicht abgeschlossen: Seit dem Frühjahr 2022 wird an der Belebung der Bahnhofspassage gearbeitet. Hier sollen ein Westerwälder Regionalmarkt, ein E-Bike- und Autoverleih und eine private Jobvermittlung untergebracht werden. Auch die Pläne für die geplante Erweiterung des Factory-Outlet-Centers wird konkreter: Der Investor möchte die Verkaufsfläche mehr als verdoppeln. Bereits im Winter 2021 haben die Gremien mit der Zusage Baurecht zu schaffen, dem Vorhaben grundsätzlich zugestimmt. Bis die ersten Bagger anrollen, müssen allerdings noch einige planungsrechtliche Hürden genommen werden. cm