Startschuss für das Fachkräftenetzwerk Landkreis Altenkirchen gefallen

Wirtschaftsförderung unterstützt Unternehmen bei der Rekrutierung ausländischer Fachkräfte. Eine Kampagne, die auf eine innerdeutsche bzw. europäische Anwerbung setzt

30. September 2023
Startschuss für das Fachkräftenetzwerk Landkreis Altenkirchen gefallen

Kamen anlässlich der Unterzeichnung des Kooperationsvertrags im Kreishaus zusammen (v.l.n.r.): Nora Zantis (D&B), Markus Bläser (Brancheninitiative Metall), Marc Nilius (WP-Wartung 24), Claus Brockhaus (D&B), Fides Lang (Wirtschaftsförderung Kreis Altenkirchen), Lars Kober (Wirtschaftsförderung Kreis Altenkirchen), Landrat Dr. Peter Enders, Jana Aydin (D&B). Foto: WG Kreis Altenkirchen

Aufträge ablehnen, weil qualifiziertes Personal fehlt – dies ist für viele Unternehmen schon längst kein Zukunftsszenario mehr. Schätzungen zufolge benötigt Deutschland eine jährliche Nettoeinwanderung von 400.000 Personen, um den Bedarf an Fachkräften zu decken und der jährliche volkswirtschaftliche Schaden wird von der DIHK im Jahr 2022 auf 100 Milliarden Euro geschätzt. Doch was bedeuten diese Zahlen runtergebrochen auf den Landkreis Altenkirchen? Die jährliche Fachkräftelücke beträgt, je nach Art des Berechnungsverfahrens zwischen 500 und 800 Menschen und der volkswirtschaftliche Schaden beläuft sich auf 90 bis 150 Millionen Euro. Wohlgemerkt, pro Jahr.

Wir als Wirtschaftsförderung Kreis Altenkirchen stellten uns die Frage, mit welchen Maßnahmen wir den heimischen Unternehmen bei der Suche nach Fachkräften unter die Arme greifen können. Die Erfolgsaussichten einer Kampagne, die auf eine innerdeutsche bzw. europäische Anwerbung setzt, schätzen wir als sehr gering ein. Jede Region in Deutschland und fast jedes europäische Land steht vor dem Problem, zu wenige Fachkräfte zu haben. Das heißt für Arbeitnehmer besteht überhaupt keine Notwendigkeit, einen Wohnortwechsel wegen der Annahme einer neuen Arbeitsstelle vorzunehmen. Die Integration von Frauen durch familienfreundliche Rahmenbedingungen in den Arbeitsmarkt ist sicherlich ein wichtiger Punkt, wird aber den jährlichen Bedarf von 500 bis 800 Menschen nicht kompensieren können. Dies bedeutet nicht, dass sich die Wirtschaftsförderung dieses Themas nicht annimmt, es wird jedoch nicht das Problem lösen.

Am Ende unserer Überlegungen sind wir zu dem Ergebnis gekommen, dass ein zielgerichteter Zuzug von Fachkräften aus dem „fernen“ Ausland, mit allen Herausforderungen, die diese Zuzüge mit sich bringen, die Fachkräfteproblematik in unserem Kreis zwar nicht lösen, aber zumindest entschärften könnte. Aus diesem Grund haben wir das Fachkräfteportal Kreis Altenkirchen (www.fachkraefte-ak.de) aufgesetzt. Eine kostenlose Vermittlungsplattform, auf der Unternehmen ihren Personalbedarf einstellen können und Personaldienstleister, die sich auf die Rekrutierung von Fachkräften aus dem Ausland spezialisiert haben, ihre Leistungen anbieten. Ein Algorithmus sorgt dafür, dass Unternehmen die für sie passenden Personaldienstleister angezeigt bekommen und können mit diesen in Kontakt treten. Sollte später zwischen einem Personaldienstleister und dem Unternehmen ein Vertrag zustande kommen, gewährt der Personaldienstleister dem Unternehmen einen Rabatt, da die Vermittlung über das Portal erfolgte.

Das Portal selbst ist offen für alle Branchen. Das heißt, die Personaldienstleister vermitteln potenzielle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus verschiedensten Branchen, also nicht nur für das produzierende Gewerbe. Ab sofort können sich interessierte Betriebe auf www.fachkraefte-ak.de kostenlos registrieren und weitere Informationen zum Projekt erhalten. Auf Seiten der Personaldienstleister haben bisher schon 16 Unternehmen einen Kooperationsvertrag mit der Wirtschaftsförderung abgeschlossen. Dieser Vertragsabschluss ist Voraussetzung, um im Portal gelistet zu werden.

„Wir möchten für alle Seiten einen seriösen Vermittlungsprozess gewährleisten, insbesondere für die heimischen Unternehmen“, so Lars Kober, Leiter der Wirtschaftsförderung Kreis Altenkirchen. „Daher schließt die Wirtschaftsförderung mit den Personaldienstleistern einen Kooperationsvertrag mit vorgegebenen Standards und Kriterien.“ Die Rekrutierung von Fachkräften aus dem Ausland stellt einen oft langwierigen und komplizierten Prozess dar. Viele Betriebe wissen nicht, wo sie ansetzen sollten oder verfügen nicht über die notwendigen personellen Kapazitäten, um sich der Gewinnung von Fachkräften aus dem Ausland anzunehmen. „Hilfe bieten dann Personaldienstleister, die sich auf die Rekrutierung von Fachkräften aus dem Ausland spezialisiert haben“, so Kober weiter.

Der Personaldienstleister D&G Global Recruitment GmbH aus Köln war der erste Kooperationspartner, der Teil des Netzwerkes wurde. Der Kontakt kam über ein Unternehmen aus dem Kreis Altenkirchen zustande. „Wir freuen uns, als erster Partner bei diesem spannenden Projekt im Landkreis Altenkirchen dabei zu sein“, so Claus Brockhaus, Geschäftsführer der D&G Global Recruitment GmbH, der gemeinsam mit Landrat Dr. Enders den Kooperationsvertrag im Kreishaus unterzeichnete.

Zur Vertragsunterzeichnung war auch Markus Bläser, Geschäftsführer der MB Software und Systeme GmbH, stellvertretend für das Unternehmensnetzwerk „Brancheninitiative Metall“ gekommen. Das Netzwerk unterstützt die Fachkräfteinitiative. Die Homepage selbst wurde von dem Wissener IT Unternehmen WP-Wartung 24 erstellt, deren Geschäftsführer Marc Nilius ebenfalls der Einladung ins Kreishaus gefolgt war.

Alle Teilnehmer sind sich einig, dass die Fachkräftesicherung einer der wichtigsten Faktoren für die wirtschaftliche Entwicklung einer Region, den Wohlstand einer Gesellschaft und der Bewältigung von Zukunftsaufgaben wie der Energiewende und der Digitalisierung sein wird.

Ansprechpartnerin für das neue Fachkräfteportal der Wirtschaftsförderung Kreis Altenkirchen ist Fides Lang, erreichbar unter Tel.: 02681/813908 oder fides.lang@kreis-ak.de


Karrierewege - BRENDEBACH INGENIEURE im Laufe der Zeit

Geschäftsführer Markus Brendebach spricht über die aktuellen Herausforderungen und blickt in die Zukunft

Das Ingenieurbüro BRENDEBACH mit Hauptsitz in Wissen ist seit einem halben Jahrhundert in der Branche tätig und hier deutschlandweit mit führend. Über 100 Mitarbeitende sind an vier Standorten in den Sparten Hochbau, Tiefbau und Sachverständigenwesen tätig. Geschäftsführer Markus Brendebach spricht über aktuelle Herausforderungen und die Zukunft.

Herr Brendebach, wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus?
Ich komme jeden Morgen ins Büro und habe eigentlich ziemlich genaue Vorstellungen davon, was ich machen will. Dann kommt jedoch die erste E-Mail oder der erste Anruf und alles läuft anders als geplant. Letztendlich bedeutet mein Job aber immer, Herausforderungen anzunehmen: Wir müssen die Ideen, die u.a. Architekten haben, in die Praxis umsetzen. Wir arbeiten mit Privatpersonen, Kommunen und Ministerien zusammen. Das ist sehr spannend und wird es zunehmender, da Technik immer mehr möglich macht. 

Gibt es ein besonders spannendes Bauprojekt, an dem Sie beteiligt waren?
An erster Stelle muss ich wohl das Fußballstadion Mönchengladbach nennen. Das war das Erste in der Größenordnung und hat uns nach erfolgreicher Planung ganz einfach in andere Dimensionen gespült. Aber auch aktuelle Projekte, wie der geplante Neubau des Westerwaldklinikums in Müschenbach, begeistern, zumal sich die Anforderungen im Laufe der Zeit natürlich gewaltig geändert haben. Generell ist es ein ganz besonderes Gefühl, wenn man z. B. durch eine Stadt fährt und die Spuren sehen kann, die man hinterlassen hat: Ob es nun ein Einkaufszentrum, eine Klinik, eine Schule oder Infrastrukturplanungen sind. Grundsätzlich gilt: Nicht die Größe eines Projektes ist maßgeblich, sondern die Zufriedenheit der Bauherrenschaft. 

Was sind die aktuellen Herausforderungen der Branche?
Zum einen die, die wir nicht direkt beeinflussen können – u.a. die aktuellen Preisentwicklungen, die es der Baubranche zurzeit extrem schwer machen. Zum anderen aber die Herausforderungen, die wir anpacken und nach vorne bringen können, wie z. B. die digitalen Lösungen für unser Unternehmen oder den Fachkräftemangel, den wir mit der sehr guten Ausbildung in unserem Haus und entsprechender Übernahme bis jetzt ausgleichen konnten. Es macht stolz, dass wir vor allem die letzten, schwierigen Jahre so gut gemeistert haben! Außerdem das spannende Thema Nachhaltigkeit, das wir nicht nur beruflich umsetzen, sondern auch intern bereits selbst fixiert haben: Die „nächste Generation“ ist nämlich bereits involviert und in Führungspositionen. Es muss also keiner unserer Mitarbeitenden Angst vor der Zukunft haben. Auch aktuelle Themen wie die Vereinbarung von Familie und Beruf werden angepackt und umgesetzt – so arbeiten wir bereits seit Jahren erfolgreich mit einer 4,5-Tage-Woche. Eine höchst spannende Zeit, in der wir da leben! 

Wie schätzen Sie denn die Zukunft Ihres Unternehmens ein?
Zunächst einmal freue ich mich natürlich sehr, dass wir dort stehen, wo wir sind. Im November dürfen wir unser 50-jähriges Firmenjubiläum in großem Rahmen feiern. Das macht sehr stolz und ist gleichzeitig eine Ehre. Auch sonst bin ich sehr zufrieden: Unsere Auftragsbücher sind voll mit spannenden Projekten und wir sind auch mit neuen Planungsmethoden, wie z. B. BIM (Building Information Modeling, einer 5D-Planungsmethode) bestens vertraut. So wirkt der „Puls der Zeit“ in unseren Köpfen und Arbeitsweisen können weiter auf aktuellem Stand gehalten werden.