Bendorf auf dem Weg zur Wasserstoffregion

Große Chance für den Wirtschafsstandort

13. Juli 2022
Bendorf auf dem Weg zur Wasserstoffregion

Foto: Karl Rudolf Goergen

Grüner Wasserstoff ist ein wichtiger Baustein der Energiewende, denn er ermöglicht es, mit Hilfe erneuerbarer Energien die CO2-Emissionen vor allem in Industrie und Verkehr deutlich zu verringern.

Auch die Stadt Bendorf hat die Potenziale der Wasserstofftechnologie erkannt und bewarb sich im Sommer 2021 im Wettbewerb „HyLand - Wasserstoffregionen in Deutschland“ des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur. Mit Erfolg - Bendorf wurde unter 65 Bewerbern als eine von 15 Regionen in Deutschland ausgewählt, die als sogenannte „HyStarter“ jeweils ein Jahr lang fachlich und organisatorisch bei der Entwicklung eines regional zugeschnittenen Wasserstoffkonzepts und der Bildung eines Netzwerks für lokale Wasserstoffakteure begleitet werden. Unterstützung erhält die Stadt von den Energy Engineers und der Firma Spilett new technologies, die Teil eines Beraterkonsortiums der NOW GmbH (Nationale Organisation Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie) ist.

Bürgermeister Christoph Mohr sieht dem Projekt positiv entgegen: „Die Teilnahme am HyStarter-Programm bietet uns die Chance, die Zukunft unserer Stadt proaktiv zu gestalten und einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten.“

Mit einer sehr gut besuchten Informationsveranstaltung und einem ersten Strategiedialog im Ideenkino hat die Stadt Bendorf im Mai dieses Jahres, gemeinsam mit vielen Akteuren aus der Region, den Auftakt auf dem Weg zu einer regionalen Wasserstoff-Strategie gemacht. Insgesamt sind für die Arbeit an dem Wasserstoffkonzept sechs Workshops und weitere bilaterale Gespräche geplant.

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Gemeinsam mit ihren Partnern und dem Beraterkonsortium fertigt die Stadt Bendorf bis April 2023 eine „Roadmap“ zur Erarbeitung und Initiierung einer regionalen Wasserstoffwirtschaft an. Dabei gilt es unter anderem, die Potenziale der Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie zur Beschleunigung der regionalen Aktivitäten zu identifizieren.

Eine entscheidende Idee ist die Transformation des Hafengebiets, zum Wasserstoff-Hub der Region. So gibt es Überlegungen zu grüner Wasserstoffproduktion und Speicherung im Bendorfer Rheinhafen, Wasserstoffvertriebslogistik mit dem Hafen als Umschlagplatz für Transport und Antrieb im Bereich Binnenschiffe, Nutzfahrzeuge sowie Güterverkehr. Es ist wichtig, neue Geschäftsfelder zu entwickeln, für die Zeit, in der die Nachfrage nach fossilen Brennstoffen sinkt und weniger konventionelle Güter im Hafen umgeschlagen werden.

Klimawandel als Herausforderung begreifen

„Wir wollen die Herausforderungen durch den Klimawandel als Chance begreifen und versuchen, über ein neues Stadtentwicklungskonzept transformative Lösungen für den Wirtschaftsstandort Bendorf zu finden. Hier spielt Wasserstoff als vielseitig einsetzbarer Energieträger eine entscheidende Rolle“, erklärt Werner Prümm, Leiter des Fachbereiches Stadtentwicklung, Bauen, Wirtschaft und Kultur.

Auch die Entwicklung eines überregionalen Innovations- und Wissensstandorts ist eine erste Projektidee: die Stadt Bendorf will öffentlichkeitswirksam aufzeigen, wie dezentrale Energiebereitstellung und die Nutzung in sektorengekoppelten Systemen funktioniert und Systemlösungen für einen zukunftsfähigen Städtebau entwickeln.

Zudem wurden im ersten Strategiedialog von den Teilnehmenden beispielsweise die Umstellung des ÖPNV auf Wasserstofftechnik sowie die Versorgung öffentlicher Gebäude zu Wärmezwecken oder die Dekarbonisierung von Abfallsammelfahrzeugen angeregt. Hier gilt es, die Ideen zu präzisieren und eine mögliche Umsetzung zu prüfen.

Konkret wird es bereits bei dem Aufbau einer Wasserstoff (H2)-Tankstelle am Gewerbestandort der Bendorfer Spedition Normann. Die ortsansässige Traditions-Spedition und das Erneuerbare-Energien-Unternehmen GP JOULE wollen in Bendorf ein Ökosystem für grünen Wasserstoff aufbauen: eine Elektrolyseanlage für die Produktion des klimaneutralen Energieträgers, eine Photovoltaik-Anlage für den Betrieb des Elektrolyseurs sowie eine Tankstelle für Fahrzeuge, die mit Wasserstoff betrieben werden. Für ihr Vorhaben wollen die beiden Partner das Gemeinschaftsunternehmen Hy.Bendorf gründen. Das Projekt soll im Gewerbegebiet in der Langfuhr entstehen, unweit vom Hafenquartier.

„Das geplante Vorhaben ist ein großer Fortschritt für die gesamte Region. Denn mit der Wasserstoff-Infrastruktur stärken wir den heimischen Wirtschaftsstandort nachhaltig. Wir schaffen sichere Arbeitsplätze, steigern die lokale Wertschöpfung und bringen den kommunalen Kassen Steuereinnahmen”, ist Andreas Normann, Geschäftsführer und Inhaber der Normann Spedition und Mitgeschäftsführer von Hy.Bendorf, überzeugt.

Die in Bendorf geplante Elektrolyseanlage arbeitet mit grünem Strom, der überwiegend aus der Region stammt. So beabsichtigen die Partner, vor Ort eine eigene Photovoltaik-Anlage zu errichten. Zudem sind sie in Gesprächen mit anderen Unternehmen, um auf deren Dächern Solarstrom zu erzeugen. Die Inbetriebnahme der Elektrolyseanlage ist für Anfang 2024 geplant. Zudem will die Normann Spedition den Wasserstoff auch für ihre eigenen Nutzfahrzeuge verwenden – ein starker Hebel, um den CO2-Ausstoß des Unternehmens zu verringern.

Die Verantwortlichen der Stadt Bendorf freuen sich über das Engagement der Akteure vor Ort und sind an weiteren Kooperationen und Projektideen zum Thema Wasserstoff interessiert. Um den Austausch mit anderen Akteuren zu verstärken, hat der Bendorfer Stadtrat bereits im März die Mitgliedschaft im Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Netzwerk RLP e. V. beschlossen.

Weitere Informationen gibt es unter: https://h2regionen.de/region/h2-region-bendorf/