Zuwanderung als Motor für den Arbeitsmarkt im Rhein-Hunsrück-Kreis

Der Rhein-Hunsrück-Kreis steht vor der Herausforderung des Fachkräftemangels, der die Wirtschaft bedroht. Zuwanderung ist zur Sicherung der Leistungsfähigkeit der Unternehmen unverzichtbar.

29. September 2025
Über 800 Menschen waren zur Jobmesse für Zugewanderte gekommen, die GELOBTES LAND im April diesen Jahres in der Hunsrückhalle organisiert hatte. Foto: Hannah Wagner
Über 800 Menschen waren zur Jobmesse für Zugewanderte gekommen, die GELOBTES LAND im April diesen Jahres in der Hunsrückhalle organisiert hatte. Foto: Hannah Wagner

Der Rhein-Hunsrück-Kreis steht wie viele ländliche Regionen in Deutschland vor einer drängenden Herausforderung: der Fachkräftemangel bedroht zunehmend die regionale Wirtschaft. Um die Leistungsfähigkeit der Unternehmen zu sichern und den Wohlstand langfristig zu erhalten, ist die gezielte Zuwanderung von Arbeitskräften unverzichtbar. Im Rhein-Hunsrück-Kreis sind erste Weichen gestellt.

Aktuelle bundesweite Zahlen unterstreichen die Notwendigkeit zum Handeln: Schon heute fehlen in Deutschland jährlich über 500.000 Fachkräfte, die Zahl wird bis 2027 prognostiziert auf über 700.000 anwachsen. Ursache ist das Ausscheiden von rund 20 Millionen Babyboomern aus dem deutschen Arbeitsmarkt bis 2035. Dieser bundesweite Trend wirkt sich auch auf den Rhein-Hunsrück-Kreis aus: Unternehmen, von Handwerk bis Gesundheitswesen, spüren bereits jetzt die Engpässe und kämpfen mit unbesetzten Stellen.

Neben der Erhöhung der Frauenerwerbsquote, einer gezielten und guten Ausbildung und Qualifizierungsmaßnahmen sieht der Regionalrat Wirtschaft in der Zuwanderung einen entscheidenden Baustein zur Lösung dieser Herausforderung. „Der in den vergangenen zehn Jahren erzielte Zuwachs von etwa 600.000 Erwerbstätigen in der Bundesrepublik geht komplett auf das Konto der Zugewanderten. Darin liegt die größte Chance für die Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit unserer Betriebe und damit des Wohlstandserhalts der Region“, betont Achim Kistner, Geschäftsführer beim Regionalrat Wirtschaft.

Zuwanderung bietet Chancen und spielt eine wichtige Rolle für die lokale Wirtschaft, da sie Arbeitsplätze sichert und die Innovationskraft von Unternehmen durch neue Perspektiven und Kompetenzen stärkt. Darüber hinaus belebt sie die demografische Entwicklung, wirkt dem Bevölkerungsrückgang entgegen und bereichert die Gesellschaft durch kulturelle Vielfalt.

Rückblick auf eine besondere Jobmesse

Das Team vom Regionalrat Wirtschaft hatte während der „Jobmesse für Zugewanderte“ viel zu tun, um die Besucher*innen der Messe zu den entsprechenden Unternehmen und Institutionen zu leiten. Foto: Hannah Wagner
Das Team vom Regionalrat Wirtschaft hatte während der „Jobmesse für Zugewanderte“ viel zu tun, um die Besucher*innen der Messe zu den entsprechenden Unternehmen und Institutionen zu leiten. Foto: Hannah Wagner

Dennoch gibt es Hürden, die mitunter in komplizierten Anerkennungsverfahren und fehlenden Sprachkenntnissen, aber vor allem auch in der fehlenden Kontaktmöglichkeit zwischen Unternehmen und Zugewanderten liegen. Dabei geht es nicht nur um Menschen, die noch im Ausland leben, sondern vor allem auch um diejenigen, die bereits, aus den unterschiedlichsten Gründen, in Deutschland sind.

Um dem zu begegnen hat der Regionalrat im Rahmen von GELOBTES LAND im Frühjahr 2025 die erste „Jobmesse für Zugewanderte“ im Rhein-Hunsrück-Kreis organisiert, aufbauend auf dem von der IHK entwickelten Konzept einer Kontaktmesse: Über 50 Unternehmen und Einrichtungen aus dem Bereich Migration präsentierten ihre Ausbildungs- und Jobmöglichkeiten und boten den über 800 Besucher*innen Unterstützung bei der Suche nach einer Tätigkeit im Rhein-Hunsrück-Kreis. Erste Einstellungen wurden inzwischen auch bereits vorgenommen, sehr zur Freude der Unternehmen.

Hannah Wagner, Projektleitung GELOBTES LAND resümiert: „Die Veranstaltung hat gezeigt, wie wichtig es ist, Brücken zwischen Zugewanderten und regionalen Unternehmen zu bauen. So konnte nicht nur über Ausbildungs- und Jobperspektiven informiert, sondern auch aktiv dazu beigetragen werden, Hürden durch direkte Kontakte abzubauen.“ In den kommenden Jahren wird der Fachkräftemangel die Unternehmen noch gravierender treffen, als er es jetzt schon tut. Daher ist es wichtig, jedes Potential zu nutzen und da kann Vielfalt und Offenheit auch ein toller Standortfaktor sein.

Die Jobmesse für Zugewanderte wird auch im kommenden Jahr wieder stattfinden: 4. März 2026, 15 bis 18 Uhr in der Hunsrückhalle.

Quellen: www.iwkoeln.de/presse/pressemitteilungen/holger-schaeferphilipp-deschermeier-fast-20-millionen-erwerbstaetige-gehen-bis-2036-in-rente.html
www.iwkoeln.de/presse/pressemitteilungen/alexander-burstedde-jurek-tiedemann-2027-fehlen-728000-fachkraefte-in-deutschland.html
www.tagesschau.de/wirtschaft/arbeitsmarkt/fachkraeftemangel-arbeitsmarkt-branchen-100.html