Am Donnerstag, 19. Juni 2025, ist Fronleichnam – ein gesetzlicher Feiertag in Rheinland-Pfalz, der in vielen Gemeinden des Westerwalds mit besonderem Engagement begangen wird. Was einst ausschließlich als katholische Prozession seinen Platz im Kirchenjahr hatte, ist in der Region zu einem facettenreichen Ereignis geworden: festlich und bodenständig, religiös und zugleich offen für neue Ausdrucksformen.
Nach Jahren pandemiebedingter Zurückhaltung kehren die traditionellen Umzüge in gewohnter Form zurück. In vielen Orten werden sie begleitet von Blasmusik, Erstkommunionkindern in Festkleidung, liebevoll gestalteten Altären und der aktiven Beteiligung von Vereinen, Feuerwehren und Bürgern. Gleichzeitig entstehen neue Formate, die das religiöse Erbe mit zeitgemäßen Freizeitangeboten verbinden – und so dem Fest auch für weniger kirchlich gebundene Menschen Bedeutung verleihen.
Blumenteppiche, Fürbitten und Gemeinschaftsgefühl

Fronleichnam gilt als „Hochfest des Leibes und Blutes Christi“ – und wird seit dem Mittelalter mit öffentlichen Prozessionen gefeiert. Dabei wird die geweihte Hostie in einer Monstranz durch die Straßen getragen. Die Wegstrecken sind vielerorts mit aufwendig gelegten Blumenteppichen geschmückt, die religiöse Symbole wie Kreuz, Kelch oder das Christusmonogramm darstellen.
Im Westerwald hat dieses Fest eine lange Tradition. In Montabaur etwa säumen Jahr für Jahr zahlreiche Gläubige den Prozessionsweg. Rund 300 Menschen nahmen zuletzt unter dem Leitwort „Jesus in unserer Mitte“ teil – begleitet von Musikern, Gebeten und Ehrenamtlichen. Auch in Hellenhahn-Schellenberg, Mörlen oder Hausen ist das Fronleichnamsfest fester Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens. Die Freiwilligen Feuerwehren sichern die Wege ab, Nachbarschaften kümmern sich um die Altargestaltung, örtliche Vereine übernehmen musikalische Beiträge.
Altartücher mit Aufschriften wie „Kommt, lasset uns anbeten“ und die abschließenden Gemeindelieder – etwa das „Großer Gott, wir loben dich“ – unterstreichen die spirituelle Tiefe dieses Tages. Dabei entsteht eine Mischung aus Andacht, Festlichkeit und gelebtem Zusammenhalt, die in dieser Form nur selten zu finden ist.
Neue Impulse: Fronleichnam einmal anders

Wie sich Tradition und Moderne verbinden lassen, zeigt ein außergewöhnliches Projekt in Oberwambach. Dort geht am 19. Juni 2025 der sogenannte Kühlwagenwanderweg in seine vierte Auflage – ein Wanderevent mit klarem Bezug zum Feiertag, aber ohne klassischen Prozessionscharakter.
Auf rund 22 Kilometern erwartet die Teilnehmer eine Strecke mit neun Stationen, an denen Kühlwagen Getränke, kleine Speisen und musikalische Unterhaltung bieten. Wer fünf Stationen erreicht und die entsprechenden Stempel im Wanderpass sammelt, kann nicht nur an einem Gewinnspiel teilnehmen: Die Sparkasse Westerwald-Sieg pflanzt zudem für jeden vollständigen Wanderpass einen Baum – ein umweltfreundlicher Impuls mit regionalem Mehrwert.
Besonders bemerkenswert: Jeder Teilnehmer erhält eine Mülltüte. Das Einsammeln von achtlos weggeworfenem Abfall entlang der Strecke gehört ausdrücklich zum Konzept. Die meisten Stationen schließen um 16 Uhr – rechtzeitig zur Abschlussparty im mit musikalischer Unterhaltung, Getränken und Speisen vom Feinsten.
Mehr als ein Feiertag
Der Westerwald zeigt an Fronleichnam ein besonderes Gesicht. Die festliche Gestaltung der Prozessionen, die Beteiligung vieler Generationen, das ehrenamtliche Engagement – all das ist Ausdruck eines tief verwurzelten Gemeinschaftsgefühls. Zugleich öffnen neue Formen wie der Kühlwagenwanderweg den Feiertag auch für Menschen, die sich nicht primär religiös verorten, aber dennoch Teil des regionalen Miteinanders sein möchten. Dass eine religiöse Feier Anlass für Umweltschutz, Begegnung und kulturelle Vielfalt bieten kann, ist im Westerwald gelebte Realität.
Hinweis:
Termine und Uhrzeiten werden auf den Websites der Kirchengemeinden bekanntgegeben.