Der Gardasee – dem Sommer entgegen reisen

07. Juni 2022
Der Gardasee – dem Sommer entgegen reisen

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Der größte See Italiens, auf Italienisch Lago di Garda oder auch Bènaco genannt, ist nicht erst seit dem Besuch von Johann Wolfgang von Goethe ein beliebtes Reiseziel deutscher Touristen. Gerade in den letzten Jahrzehnten, unterstützt durch eine verbesserte Anbindung, ist er aus dem Urlaubszielrepertoire der Deutschen nicht mehr wegzudenken. Aber was macht diese Region so einzigartig und anziehend?

Zum einen ist es sicher sein Mikroklima, was den Gardasee gerade für Deutsche so angenehm macht. Das Klima ist submediterran mit wärmeren Sommern und niederschlagsarmen, aber vor allen milderen Wintern als hierzulande. So liegt die Durchschnittstemperatur eines gesamten Jahres zwischen 13 und 15°C. Daher war diese Region noch zu Beginn des letzten Jahrhunderts charakterisiert durch den Anbau von Zitronen und Orangen, die das „bunte“ Bild der Region prägten. Heute werden zwar nur noch wenige dieser Limonaien bewirtschaftet, aber sie haben einer ganzen Region ihren Namen gegeben, der „Riviera dei Limoni“, dem Westufer zwischen Salò und Limone. Das Ostufer dagegen wird Riviera degli Olivi genannt, da sich an den Hängen des Monte Baldo große Olivenhaine erstrecken.

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Verlockend ist auch die oberitalienische Küche, jedoch gibt es nicht „die“ Gardaseeküche, denn an den See grenzen drei Regionen und damit auch drei durchaus unterschiedliche kulinarische Ausprägungen: Im Norden das Trentino, am östlichen Seeufer Venetien und im Westen die Lombardei. Ihnen allen gemeinsam ist das Thema Fisch. Im Nordteil ist die Gardaseeforelle (Carpione) zu Hause und auch Regenbogenforellen finden sich im gesamten See; typisch sind weiterhin Döbel, aber auch Aale, Hechte, Flussbarsche, Zander sowie eingeführte Forellenbarsche. Ansonsten kann man die Regionen kulinarisch grob folgendermaßen einteilen: Die Alpenregion Trentino bietet die deftigste Küche wie z.B. Käse- oder Speckknödel, klassische Gerichte am südöstlichen Ufer sind u.a. regionaltypische Pastasorten oder die bekannten mit Ziegenkäse gefüllten Zucchiniblüten. In der Lombardai wird dahingegen mehr Geflügel aufgetischt oder als Vorspeise die bekannten Teigtaschen mit Kürbisfüllung. Dass für viele Italiener gutes Essen (und Trinken) ihr vielleicht wichtigstes Kulturgut sind, schmeckt man!

Für einen entspannten Urlaub sollte auch die Logistik stimmen. Nicht nur das eigentliche Urlaubsziel sondern auch die Tagesziele sollte man einfach erreichen können. Auch diesbezüglich ist die Gardaseeregion hervorragend aufgestellt, denn viele der bekannten Orte sind gut erschlossen und über die um den See führende Uferstraße Gardesana erreichbar.

Der Kontrast zwischen dem riesigen See und dem schroffen, oftmals direkt angrenzenden Gebirge ist eine weitere, attraktive Eigenart des Gardasees. Der wohl bekannteste Bergrücken im Gardaseegebirge ist der Monte Baldo, geologisch ein Nunatak, also ein auch in der Eiszeit eisfreier Ort und damit ein Rückzugsort für Pflanzen und Tiere, die dort als Relikte bis heute überleben konnten. Daher wird der Monte Baldo auch als Botanischer Garten Italiens bezeichnet in dem Hunderte verschiedener Pflanzen gedeihen. Ein Ausflug mit der Seilbahn hinauf zu den herrlichen Blumenwiesen mit Enzian, Trollblumen, Orchideen und Schlüsselblumen ist immer zu empfehlen.

Dies sind nur einige Gründe, warum diese faszinierende Region so fest unter den Lieblingszielen deutscher Urlauber verankert ist – und dies nicht nur in den letzten Jahrzehnten. Allerdings machte der eingangs erwähnte Goethe durchaus auch gemischte Erfahrungen. So geriet er beim Zeichnen der Scaligerburg in Malcesine unter Spionageverdacht und wurde kurzzeitig festgesetzt. Allerdings überwiegen in seinen Reiseerinnerungen die sehr positiven Eindrücke und an vielen Stellen erinnern noch heute Büsten und Gedenktafeln an seinen Besuch. red