Von Engeln und anderen Begleitern

Vom himmlischen Boten bis zur modernen Symbolfigur - Engel stehen seit Jahrhunderten für Schutz, Hoffnung und das Gute im Menschen

21. November 2025
Von Engeln und anderen Begleitern

Engel aus Papier und Holz - handgemacht und voller Symbolkraft, als Zeichen für Licht und Hoffnung. Foto: hk13114-stock.adobe.com

In der Krippe wachen sie über das Kind, auf dem Baum krönen sie das Fest – Engel gehören zu Weihnachten wie Kerzenschein und Musik. Ihre Flügel schimmern aus Glas, Holz oder Papier, manchmal golden, manchmal schlicht. Doch egal in welcher Form sie erscheinen, sie tragen eine Botschaft, die älter ist als jedes Weihnachtslied: den Glauben daran, dass es etwas Gütiges gibt, das über uns wacht.

Schon die Bibel erzählt von Engeln als Boten zwischen Himmel und Erde. Sie verkünden Abraham frohe Nachrichten, begleiten Tobias auf seiner Reise, trösten Maria und singen über den Feldern von Bethlehem: „Ehre sei Gott in der Höhe.“ In diesen Bildern verbinden sie das Irdische mit dem Göttlichen, das Sichtbare mit dem Unsichtbaren. Frühchristliche Kunst stellte sie als Lichtgestalten dar, mit schlichten Flügeln und ernsten Gesichtern. Im Mittelalter wurden sie zu Symbolen göttlicher Macht – in Gold und Farben, schwebend auf Altären und Fresken. Später veränderte sich ihr Bild. In der Renaissance und im Barock erschienen sie kindlich, rundlich, verspielt – kleine Putten mit rosigen Wangen, Ausdruck von Freude und Unschuld. In der Romantik wiederum wurden Engel zu Sinnbildern der Sehnsucht und Melancholie. Sie standen nicht mehr nur für Religion, sondern für Emotion: das Bedürfnis, gesehen und beschützt zu werden.

Im 19. Jahrhundert fanden Engel ihren festen Platz im häuslichen Weihnachtsbrauchtum. Auf Postkarten, in Krippen und auf Baumspitzen wurden sie zu vertrauten Begleitern der Festtage. 

Der Engel auf dem Weihnachtsbaum galt als Hüter des Lichts, als Zeichen dafür, dass Frieden und Geborgenheit in jedes Haus einkehren mögen. Viele dieser Figuren wurden über Generationen weitergegeben – kleine Erbstücke aus Papiermaché, Glas oder Holz, sorgsam in Seidenpapier gewickelt und Jahr für Jahr mit Liebe entpackt. Heute sind Engel allgegenwärtig – in Design, Werbung, Musik und Sprache. Sie tauchen in Popsongs auf, zieren Schmuckstücke, Grußkarten und Autospiegel. Ihr religiöser Ursprung ist oft in den Hintergrund gerückt, doch ihre Symbolkraft bleibt. 

Auch wer nicht gläubig ist, erkennt im Engel ein Sinnbild für das Gute, für Trost, Hoffnung und Menschlichkeit. Vielleicht, weil der Engel etwas ausdrückt, was Menschen immer wieder bewegt: die Sehnsucht nach Schutz in einer unsicheren Welt.

Und so begegnen uns Engel überall – als Figuren in der Krippe, als Skulpturen auf Friedhöfen, als Gestalten in Geschichten oder als stille Gedanken. Sie sind Boten, aber auch Spiegel unseres eigenen Wunsches nach Licht. Vielleicht sitzen sie längst auf Fensterbänken zwischen Lichterkette und Kerze, unsichtbar, aber spürbar: kleine Erinnerungen daran, dass wir nicht allein sind. red