Im Bann der Loreley: Der markante Schieferfelsen bei St. Goarshausen

Das Naturdenkmal liegt im Welterbe Oberes Mittelrheintal und erhebt sich 132 Meter hoch über dem rechten Rheinufer.

02. Mai 2025
Im Bann der Loreley: Der markante Schieferfelsen bei St. Goarshausen

Foto: Dominik Ketz / Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH

Es gibt Orte, die sind mehr als nur Landschaft - sie sind Projektionsfläche unserer Sehnsüchte, Bühne für Mythen und Spiegel der Zeit. Die Loreley, der markante Schieferfelsen bei St. Goarshausen, ist ein solcher Ort. Seit 2002 gehört er zum UNESCO-Welterbe Oberes Mittelrheintal, das als Tal der Loreley bekannt ist. 132 Meter hoch erhebt sich da s Naturdenkmal über dem rechten Rheinufer, an einer der engsten und gefährlichsten Stellen des Stroms. Und obwohl der Fluss längst durch Technik und Schifffahrtsregeln gezähmt ist, scheint hier etwas Unbegreifliches zu wirken – ein leiser Zauber, der sich nicht messen lässt.

Vom Naturphänomen zur literarischen Ikone

Der Name „Loreley“ stammt aus dem Keltischen: „Ley“ bedeutet Fels, „Lore“ lässt sich mit Rufen oder Klingen übersetzen. Tatsächlich hallen an diesem Ort seit jeher Echos durch das Tal, verstärkt von den steilen Wänden der Felsen. Früher erklärten sich die Menschen die unheimlichen Laute und die vielen Schiffsunglücke mit dem Wirken einer übernatürlichen Gestalt: der Loreley. Eine Frau von betörender Schönheit, mit goldenem Haar und traurigem Blick, die mit ihrem Gesang die Aufmerksamkeit der Schiffer auf sich zog - bis deren Boote an den Klippen zerschellten.

Der Dichter Clemens Brentano war es, der 1801 in seiner Ballade „Zu Bacharach am Rheine“ die Figur der Loreley erstmals literarisch zum Leben erweckte - als melancholische Jungfrau, betrogen und verstoßen, der es bestimmt war, durch ihren Gesang Männer zu verderben. Heinrich Heine übernahm die Gestalt später in sein berühmtes Gedicht „Die Lore-Ley“, das - vertont von Friedrich Silcher - zum Volkslied und Inbegriff der Rheinromantik wurde. 

Panorama mit Poesie: Die Loreley erleben

Doch die Loreley ist nicht nur Sage - sie ist vor allem ein spektakulärer Ort, an dem Natur, Kultur und Geschichte in einzigartiger Weise verschmelzen. Wer den Felsen erklimmt - zu Fuß oder mit dem Shuttle - wird mit einem Ausblick belohnt, der seinesgleichen sucht: Der Rhein schmiegt sich in einer markanten Kurve an das Tal, flankiert von Rebhängen, Fachwerkstädtchen und trutzigen Burgen. Von hier oben wirkt das Obere Mittelrheintal wie ein Gemälde - und ist doch ganz real. Der markanteste Punkt auf dem Plateau ist die Freilichtbühne, die bereits seit 1939 für Konzerte und kulturelle Veranstaltungen genutzt wird. Sie gilt als eine der schönsten Freilichtbühnen Deutschlands. Heute finden hier inmitten der Natur Konzerte, Theateraufführungen und Festivals statt - von Klassik bis Rock, von Heimatmusik bis Weltmusik. Der Blick auf den Rhein, das Spiel des Lichts in der Abenddämmerung, die Musik im Rücken - selten gehen Naturerlebnis und Kulturgenuss so harmonisch ineinander über.

Nicht weit entfernt lädt das Loreley-Besucherzentrum ein, die Geschichte des Felsens und der Region auf multimediale Weise zu erkunden. Geologie, Flora und Fauna, aber auch die Entstehung der Sage und ihr Fortleben in Literatur, Musik und Kunst werden hier verständlich aufbereitet – für Erwachsene ebenso wie für Kinder. 

Ein Felsen mit Verantwortung

Trotz aller Romantik bleibt der Rhein bei der Loreley eine Herausforderung – selbst für moderne Binnenschiffer. Die Fahrrinne ist hier schmal, die Strömung tückisch, der Gegenverkehr eng getaktet. Lange Zeit galt die Passage als einer der gefährlichsten Abschnitte des Flusses. Noch heute erinnern Gedenktafeln an Unglücke vergangener Zeiten, doch moderne Navigationstechnik hat das Risiko deutlich reduziert.

Vielleicht liegt gerade darin die Faszination dieses Ortes: in der gleichzeitigen Präsenz von Schönheit und Bedrohung, Naturgewalt und kultureller Überformung. Die Loreley ist kein bloßer Aussichtspunkt – sie ist ein Denkmal menschlicher Fantasie und ein Symbol dafür, wie Landschaft zur Legende wird.

Ein Ort zwischen den Welten

Ob man nun den Sonnenuntergang vom Aussichtspunkt Maria Ruh genießt, auf dem Rheinsteig zu den Burgen Katz und Maus wandert oder einfach dem Klang des Windes lauscht, der durch die Rebstöcke weht – ein Besuch an der Loreley ist immer auch eine Reise ins Innere. Denn was hier oben geschieht, ist mehr als Sehen: Es ist ein Erleben mit allen Sinnen.

Und wer genau hinhört, vernimmt vielleicht doch noch einen Gesang. Leise. Lockend. Wie ein Echo vergangener Zeiten. red

Die Loreley bei St. Goarshausen

Loreleyplateau
56346 St. Goarshausen

Anfahrt:
Mit dem Auto über die B42, Parkplätze vor Ort
Mit der Bahn: Bahnhof St. Goarshausen, Bus-Shuttle zum Plateau

Aussichtspunkte:
Loreley-Felsen, Maria Ruh, Dreiburgenblick

Freilichtbühne:
Konzerte und Veranstaltungen von Frühling bis Herbst
Programm unter: www.loreley-touristik.de

Tourist-Information:
Loreley Ausstellung (kostenfrei)
Öffnungszeiten: Ab 31. März 2025 bis einschließlich 2. November 2025 täglich von 10–17 Uhr

Tipp:
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