Einkäufer gewinnen wertvolle Zeit für echte Einsparpotenziale und optimierte Einkaufsstrategien
Nicolas Neubauer (34) und Daniel Demuth (45) haben jahrelang bei einem der weltweit größten Automobilzulieferer am Standort Koblenz als strategische Einkäufer gearbeitet. Sie haben ihre gutbezahlten Jobs aufgegeben. Es ist ihnen definitiv nicht leichtgefallen, ihren interessanten Arbeitsplatz und ihre netten Kollegen aufzugeben – aber sie hatten eine Vision, die sie unbedingt umsetzen wollten. Sie wollten ein digitales Werkzeug schaffen, dass dem strategischen Einkäufer viel Zeitersparnis bringt, ihn von lästigen Tabellenanalysen befreit und ihm so Raum gibt, wirklich Zeit für die Entwicklung von Strategien zu haben, die zu Einsparpotenzialen führen. Sie entwickelten das Softwareprogramm „ivoflow“.

Um zu verstehen, was „ivoflow“ für einen Mehrwert bringt - und weshalb vier Banken sofort bereit waren, den Existenzgründern Geld zu geben - muss man kurz erklären, was das Tagesgeschäft eines strategischen Einkäufers ausmacht.
Worum es geht
Strategische Einkäufer arbeiten meist in global agierenden Unternehmen, um Zukaufteile für die Produktion zu beschaffen. In solchen Unternehmen arbeiten zwischen 50 und 1000 strategische Einkäufer. Jeder ist für eine bestimmte Produktpalette zuständig und verwaltet ein Einkaufsvolumen von 20 bis 500 Millionen Euro. Während ein operativer Einkäufer die Teile konkret beim Produzenten bestellt, beobachtet der strategische Einkäufer den Weltmarkt ständig. Er muss ihn verstehen, um vorausschauend agieren und die besten Einkaufsstrategien entwickeln zu können. Dafür muss er ständig verschiedenste Daten im Blick haben und sie vergleichen: Wechselkurse, Rohstoffpreise, Logistikkosten und noch vieles mehr. Diese Daten müssen sich die strategischen Einkäufer aus unübersichtlichen Excel-Dateien und aus Power-Point Präsentationen und anderen Tabellen zusammensuchen. Und das für tausende Einzelteile, für die sie verantwortlich sind. Und jedes Teil hat andere Kostenstrukturen, Wechselkurse, Zollbestimmungen oder Rohstoffpreise.

„Wir waren nur damit beschäftigt, Listen zusammenzutragen und auszuwerten“, sagt Nicolas Neubauer. „Und man kann sich leicht vorstellen, dass täglich nur ein Bruchteil der Artikel unter allen Aspekten beobachtet werden konnte.“ Am Ende des Arbeitstages stellte sich der Frust ein. „Wir hatten immer das Gefühl, den Anforderungen nicht gerecht zu werden und immer hinterherzuhinken“, erklärt Daniel Demuth. „Am Ende des Tages hatten wir vielleicht 90 Prozent der Zeit damit verbracht, Daten zusammenzusuchen und 10 Prozent, um an Strategien zu arbeiten. Um wirklich Einsparpotenziale zu finden, braucht man eher 70 Prozent des Arbeitstages.“ Die Flut an Daten frisst die wertvolle Zeit weg. Zeit, die fehlt, um Strategien zu entwickeln, mit Lieferanten zu verhandeln, um Einsparungen zu maximieren. „Aber genau das ist es doch eigentlich, was unseren Job so spannend macht“, sagen die beiden aus Leidenschaft zum Beruf.
Eine Vision entstand
Vor fünf Jahren saßen sie zusammen und überlegten, wie die Situation verbessert werden könnte? „Wir brauchen ein Tool, das uns bei der Datenanalyse unterstützt“, waren sie sich einig. Sie suchten am Markt, fanden jedoch keine IT-Firma, die eine passende Software anbot. Von da an saßen die zwei ständig zusammen und überlegten, was solch eine Software können und leisten müsste. Jede freie Minute, ob nach Feierabend, am Wochenende oder sogar im Urlaub steckten sie die Köpfe beieinander. Als das erste Gerüst fertigstand, haben sie befreundete Programmierer um eine Einschätzung gebeten. „Wir sind ja keine Informatiker. Wir wussten nicht, ob unsere Ideen auch umsetzbar sind“, erinnert sich Daniel Demuth. „Es war kein Problem. Ganz im Gegenteil, wir waren überrascht, was es noch für Möglichkeiten gab.“ Und dann ging alles recht schnell. Im August 2020 gründeten sie die Firma ivoflow GmbH. Ende Oktober kündigten sie ihre Jobs. „Das war der schwierigste Gang“, gesteht Nicolas Neubauer. Im Februar 2021 zogen sie ins TZK. Zunächst arbeiteten sie mit Freelancern, die an der Software schrieben. Im August war das Programm fertig.
Ein Programm, das mitdenkt
Und was macht es nun? Es legt sich über die bestehenden Datenbanken einer Firma, zieht sich alle notwendigen bestehenden Daten heraus, analysiert mittels künstlicher Intelligenz alle internen sowie externen Datenquellen und zeigt dem Einkäufer klare Handlungsempfehlungen, was er tun muss, um günstiger und effizienter einzukaufen oder mit welchem Lieferanten neue Verhandlungen notwendig sind. „Es ist eine immense Zeitersparnis“, sagt Daniel Demuth. „So hat unsere Software zum Beispiel alle 171 Wechselkurse weltweit im Blick. Das ist aber nur eines von rund 10 Werkzeugen, auf die die Software zurückgreifen kann. Per Knopfdruck erhält der Einkäufer sofort alle notwendigen Informationen, für die er sonst Stunden gebraucht hätte.“ Und Nicolaus Neubauer ergänzt: „Während ein Einkäufer täglich nur die Top 10 seiner oft über 1000 Produkte bearbeiten kann, also die Spitze des Eisbergs, können wir den ganzen Eisberg abarbeiten.“
Das Interesse ist riesig
Die ersten Kunden gingen vor drei Jahren ans Netz, und seitdem wächst das Interesse stetig. Zu den Kunden von ivoflow gehören unter anderem Weltmarktführer mit Milliardenumsätzen wie Jaguar Land Rover und Baxter aus den USA. Die Software ist besonders interessant für global agierende Produktionsunternehmen, darunter Hersteller in der Automobilindustrie, im Haushaltswarensektor oder in der Medizintechnik – sowohl im In- als auch im Ausland. Besonders vielversprechend ist der US-amerikanische Markt: „Dort werden wir 50 Prozent unseres Umsatzes machen.“
Darüber hinaus hat sich ivoflow mittlerweile weit über das Thema Kosteneinsparungen hinaus entwickelt. Die Lösung deckt nun auch hochrelevante Umwelt- und Nachhaltigkeitsthemen ab, indem sie die CO2-Bilanz der Lieferkette sowie das Nachhaltigkeitsreporting der Lieferanten integriert. Damit ist ivoflow zukunftssicher aufgestellt und bietet umfassende Unterstützung für die Herausforderungen von morgen.