Es ist eine Ehre und wichtige Aufgabe, Familien in der Schwellenzeit zu begleiten“, erklärt Sophia Dietrich. Als Schwellenzeit begreift die Trauerrednerin die Zeit zwischen dem Versterben eines Angehörigen und der eigentlichen Beisetzung. Für Hinterbliebene bereitet Sophia Dietrich die „Lebensfeier“ vor, wie sie sagt: „Ich sage überwiegend Lebensfeier und nicht Beisetzung oder Beerdigung, weil wir ja eigentlich das Leben des Verstorbenen würdigen und feiern wollen.“ Diese Erklärung entlockt ihren Gesprächspartnern häufig ein zustimmendes Lächeln – ein Umstand, der sehr tröstlich in einer traurigen Zeit sein kann.
Ein Ort der liebevollen Erinnerung
„Das Besondere an meinem Beruf ist der enge Kontakt zu den Angehörigen und den Bestattern. Um eine würdevolle und schöne Lebensfeier gestalten zu können, gehören Absprachen mit allen Beteiligten einfach dazu“, meint Sophia Dietrich. Auch in einem traurigen Rahmen kann etwas Schönes entstehen: Besonders dann, wenn Erinnerung wieder lebendig wird. Alle Überlegungen gehen in die Planungen der Lebensfeier mit ein: „Gemeinsam überlegen wir, welche Musik gespielt oder vorgetragen wird. Am Tag der Beisetzung steht der Verstorbene aber klar im Mittelpunkt – mit allen seinen Kanten und Ecken. Und ich freue mich, wenn ich seine Lebensgeschichte erzählen darf.“ Natürlich ist eine Lebensfeier nicht nur ein Ort der Tränen, sondern auch der liebevollen Erinnerung oder eines leisen Schmunzelns: „Und selbstverständlich auch ein Moment, um Danke zu sagen, für die gemeinsam verbrachte Zeit. Ich richte dabei den Blick auf das, was das Leben des Verstorbenen ausgemacht hat“, so die Trauerrednerin.
Omas Lieblingskuchen am Grab
Bei Ihrer Arbeit gibt die Koblenzerin Emotionen viel Raum: „Immer wieder begegne ich Menschen, die sich erschrecken, wenn sie im Gespräch mit mir weinen. Dabei ist das doch eigentlich der richtige Moment, um Gefühle zeigen zu dürfen.“ In den Vorgesprächen kommen auch die schönen Erinnerungen und lustigen Anekdoten zutage, weswegen auch viel gelacht werde, so die Trauerrednerin: „Das sind auch die wertvollen Bilder und Informationen, die meine Lebensrede später bunt und lebendig machen und den Verstorbenen noch einmal in unsere Mitte bringt.“ Sophia Dietrich hat auch schon viele großartige Momente erlebt, beispielsweise wenn am Grab noch Omas Lieblingsmarmorkuchen gegessen wird, eine Wunderkerze als letztes Feuerwerk für einen lieben Menschen entzündet wird oder die Familie noch mal zusammen ein letztes Mal mit einem Absacker auf den Verstorbenen anstößt. „Diese unorthodoxen Elemente der Zeremonie schaffen aber eine ganz besondere Atmosphäre, zaubern den Angehörigen das eine oder andere Lächeln ins Gesicht und bringen eine ganz eigene Dynamik in die Lebensfeier, die diese ganz persönlich und unvergesslich werden lässt.“ cm