Mein Koblenz … ist ein Forschungsstandort

Weshalb der Fachbereich Informatik für Koblenz so wichtig ist

04. Dezember 2020
Mein Koblenz … ist ein Forschungsstandort

Fotos: Team Homer, Arbeitsgruppe Aktives Sehen, Universität Koblenz-Landau

Von wegen - Land der Reben und Rüben. Die Koblenzer Region ist ein extrem innovationsstarker Standort mit zahlreichen mittelständischen Unternehmen, die in den nächsten Jahren jährlich ungefähr 1000 Absolvent* innen aus dem IT-Bereich benötigen.

An der Koblenzer Uni beenden jährlich um die 250 Absolvent* innen ihr Studium am Fachbereich Informatik. Mehr geht nicht. „Das ist das mit der aktuellen Ausstattung des Fachbereichs Leistbare“, bedauert Prof. Dr. Maria A. Wimmer, Prodekanin für Forschung des Fachbereichs Informatik. Denn in Gesprächen mit lokalen Wirtschaftsakteuren hört sie immer wieder, wie groß der Bedarf an innovativen digitalen Lösungen und entsprechendem IT-Fachpersonal ist.

Dass das Land für die Uni Koblenz den Fokus auf die Lehrer*innenbildung und die dafür erforderliche Fachdidaktik legen will, sorgt nicht nur an der Uni Koblenz, sondern auch in der Wirtschaft für allgemeines Unverständnis. „Didaktik ist wichtig, keine Frage“, stimmt Prof. Dr. Andreas Mauthe, Prodekan für Lehre am Fachbereich Informatik, zu. „Deshalb haben wir selbst uns ja auch sehr bemüht, die für die nächsten zehn Jahre von der Carl-Zeiss-Stiftung finanzierte Fachdikaktikprofessur für Informatik und ihre Didaktik einzuwerben. Darauf sind wir sehr stolz.“ Aufgrund der Fokussierung der Lehrer*innenbildung soll nun aber eine zweite Fachprofessur aus der Informatik in die Didaktik im Bereich Wirtschaftspädagogik umgewidmet werden. Das würde jedoch das Potenzial von Forschung und Lehre im Fachbereich Informatik stark reduzieren. Dabei hat die Universität Koblenz sowohl national als auch international einen sehr guten Ruf. Nicht ohne Grund ist es dem Fachbereich gelungen, in den letzten Jahren viele Drittmittel für die Grundlagenforschung und angewandte Forschung einzuwerben. Immer wieder gewinnen Studierende Preise. Erst kürzlich haben sie den ersten Platz im europaweiten Wettbewerb iGovDigital Award nach Koblenz geholt. Und bereits zum vierten Mal gewannen Studierende die Robotik-Weltmeisterschaft RoboCup in der @Home Liga.

„Wir versuchen, Kompetenzen zu vermitteln, Wissen weiterzuentwickeln und Innovationen voranzutragen. Das zeichnet uns aus“, macht Prof. Wimmer deutlich. „Dafür sind wir erfolgreich und international anerkannt, aber auch in der Region sehr gut vernetzt. Es gibt viele Kooperationen. Das benötigt diese Region auch. Wenn die Informatik zurückgefahren wird, wird der Bedarf noch weniger gedeckt werden können“, warnt die Prodekanin. „Forschung ist für eine Universität sehr wichtig. Wir müssen viel mehr gestärkt werden.“

Auch die Wirtschaftsförderungsgesellschaft befürchtet, dass mit der Verlegung des Schwerpunkts Informatik nach Kaiserslautern, der bereits jetzt existierende Fachkräftemangel in der Region Koblenz noch drastischer werden würde. „Hier im Norden erwirtschaften 25 Prozent der Arbeitnehmer 40 Prozent der Steuereinnahmen in Rheinland-Pfalz. Wir brauchen die Fachkräfte hier“, betont der Geschäftsführer der WFG Thomas Hammann. „Eine enge Zusammenarbeit mit Kaiserslautern ist schon durch die schlechte Erreichbarkeit schwierig. Für Koblenzer wäre daher die Orientierung ins benachbarte Bundesland nach Bonn leichter. Und das Know-how bliebe auch dort.“

Das reiche Uni-Spektrum an Informatik findet Interesse in verschiedensten regionalen Unternehmen. Viele Studierende sind bereits während ihres Studiums über Werkverträge in Unternehmen beschäftigt, um innovative Projekte mit zu betreuen. Es besteht eine intensive Zusammenarbeit mit dem Technologiezentrum, R56+ und der IT-Stadt Koblenz. Der Transfer sei extrem wichtig hier und die Schnittstelle mit der Universität und der Forschung wirklich von großer Bedeutung, so Prof. Wimmer. „Wir hoffen, dass die Informatik auskömmlich finanziert wird und die Bedarfe der Region Koblenz berücksichtigt werden. Mit einem starken Profil im Bereich Data Intelligence und einer Erweiterung in den Bereich Health Data Intellegence können wir im Netzwerk der Region ein Leuchtturm sein.“