Es gibt einen Hörsaal, Seminarräume, Praktikumsplätze, Studienpläne werden ausgearbeitet - es fehlen nur noch die Medizinstudierenden, die den Medizincampus Koblenz mit Leben füllen. Und wenn auf den letzten Metern nichts mehr schief gehen sollte, dann kann Prof. Dr. Robert Schwab die ersten Studierenden nach langer Planung im Winter auf dem Gelände des Bundeswehrzentralkrankenhauses (BWZK) endlich begrüßen.
Mit exzellenter Ausbildung überzeugen
Oberstarzt Prof. Dr. Schwab, Klinischer Direktor der Abteilung für Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie am BWZK, ist maßgeblich an der Umsetzung eines Medizincampus in Koblenz beteiligt und ist sicher, dass die Ausbildung beispielhaft sein wird.„Die Quote zwischen Lehrenden und Studierenden ist optimal. Wir werden mit exzellenter Ausbildung überzeugen, denn daran werden wir gemessen werden.“
Der Fachärztern angel ist allerorts immer stärker spürbar. Hausärzte auf dem Land werden verzweifelt gesucht, Termine beim Kardiologen sind unter vier Monaten Wartezeit ein Glücksfall und wer Knie oder Hüftprobleme hat, kann sich freuen, wenn er Beziehungen hat, um zeitnah versorgt zu werden.
Wieso gibt es nicht mehr Studienplätze
Die Nachfrage nach Ärzten ist riesengroß. Schnell wird nach mehr Medizinstudienplätzen gerufen. Das könne doch nicht so schwierig sein, ein paar mehr Studierende in die Vorlesungen zu setzen. Vielleicht nicht, doch nach der ersten bestandenen Zwischenprüfung fängt die klinische Phase an. Und hier beginnt das Problem. Die Studierenden lernen dann im Krankenhaus weiter, gehen mit Ärzten auf Visite, arbeiten am Patienten, im OP oder Labor. Hier beginnt der häufig zitierte Flaschenhals innerhalb der Ausbildung. Es gibt nicht genügend Klinikplätze mit ausreichenden Patientenbetten, um Studierende adäquat auszubilden. Der Medizincampus Koblenz will hierbei die Uniklinik Mainz mit dem neuen Campus entlasten.
Koblenzer Verbund bietet Leistungsvielfalt
„Wir haben in Koblenz mittelfristig die besten Voraussetzungen, den Studierenden den klinischen Studienabschnitt ab dem fünften Semester im Verbund mit dem Gemeinschaftsklinikum Mittelrhein, Katholischen Klinikum Koblenz-Montabaur und dem Andernacher Landeskrankenhaus anzubieten und sie unter Federführung der Universitätsmedizin Mainz bestens auszubilden“, sagt Prof. Schwab. „Wir haben eine große Leistungsvielfalt und bieten im Verbund ein sehr breites Fächerspektrum an.“
Die ersten Studierenden könnten bereits auf freiwilliger Basis im Wintersemester 2024/25 Teile ihres Studiums am Medizincampus Koblenz absolvieren. Im nächsten Jahr ist geplant, 50 Studierende aufzunehmen und ab Sommersemester 2027 jährlich100 Studierende, die sich dann auch explizit für ein Studium für den Standort Mainz-Koblenz einschreiben.
Positiver Klebeeffekt
Ein Medizincampus Koblenz birgt für die ganze Region einen riesengroßen Vorteil. Der Klebeeffekt ist nicht unwichtig. „Viele ausgebildete Fachärzte am BWZK bleiben im Anschluss ihrer Dienstzeit in der Region. Dieser positive Effekt wird ebenso bei zivil Studierenden sein“, weiß Oberstarzt Schwab. So können junge Nachwuchskräfte problemlos für die Region gewonnen werden.
Stärkung des Gesundheitsstandortes
Einen weiteren Vorteil sieht Oberstarzt Schwab in der Stärkung des Gesundheitsstandortes Koblenz durch einen assoziierten Forschungscampus. Denn wo gelehrt wird, wird auch geforscht.„Wir sehen uns nicht in Konkurrenz zu Mainz“, sagt Professor Dr. Schwab. „Wir setzen andere Schwerpunkte. Unser Potential und unser Fokus liegen auf der Medizindidaktik, Wehrmedizin, der medizinischen Flächen- und Versorgungsforschung, der Entwicklung von neuen Technologien und der Digitalisierung. Und Schwab gibt gleich noch ein Beispiel: „Ob wir jemandem Sensoren in einen Kampf- oder Raumanzug einsetzen oder sie bei Patienten in der häuslichen Pflege verwenden, um Vitalwerte zu erfahren, ist das Gleiche. Aber wir bringen so die Medizin in die Fläche und das ist wichtig.“ Petra Dettmer