Der Westerwald fasziniert mit rauer Schönheit: Wilde Basaltformationen, sanfte Weiden und verwunschene Dörfer säumen den Gelbachtrail, der sich durch den Naturpark Nassau schlängelt - jeder Schritt verspricht ein unvergessliches Abenteuer.


„O du schöner Westerwald, über deine Höhen pfeift der Wind so kalt, jedoch der kleinste Sonnenschein, dringt tief ins Herz hinein...“ - dieses bekannte Westerwaldlied beschreibt treffend die Seele dieser Region. Mit dem Gruß „Hui Wäller“ zeigen sich die Menschen tief verbunden mit ihrer Heimat. Der neue Gelbachtrail ist dabei ein wahres Wanderparadies für Naturliebhaber und Ruhesuchende. Die rund 21 Kilometer lange Strecke verbindet Bewegung an der frischen Luft mit beeindruckenden Naturerlebnissen. Entlang des Weges locken noch obendrauf acht Schleifen mit Zusatzwegen, die weitere Höhepunkte bieten. Ob Skulpturenweg oder die idyllische Talaue - hier gibt es viel zu entdecken. Der Weg endet schlussendlich in Obernhof, im erfrischenden Lahntal, das den Abschluss einer unvergesslichen Wanderung bildet.



Der Einstieg
Montabaur ist der Ausgangspunkt für unseren Wanderweg. Noch im Schlaf liegt das gelb getünchte Schloss (großes Foto oben), als wir uns mit dem Rucksack auf den Weg machen. Der Weg führt uns zunächst zum Themenweg „Montabäurer Mären - Sagenhafter Westerwald“, der uns nach Wirzenborn begleitet. Der kleine Ort selbst mit seiner romantischen Wallfahrtskirche ist ein Idyll, wo man schon mal die Seele baumeln lassen kann. Weiter führt uns nun der Gelbachtrail durch Wälder und weite Landschaftsbildernach Reckenthal, einem versteckten Kleinod. Hier beginnt der Skulpturenweg (Bild oben), also einer der acht Zusatzrundwege, die man entlang des Trails entdecken kann. Kunstvolle Holzskulpturen zwischen Bäumen und Wiesen erzählen Geschichten und laden zur Entschleunigung ein.
Auch die nächste Extraschleife, für die wir gerne vom Hauptweg abweichen, lässt nicht lange auf sich warten. Natürlich nur für diejenigen, die über genügend Kondition verfügen. Dabei geht's um die „Wäller Tour Eisenbachtal“. Die perfekte Ausschilderung lotst uns zunächst zur „Bildches Eich“ eine ehrwürdige ausgehöhlte Eiche - die seit 1830 eine Marienstatue beherbergt. Die umliegende Waldkapelle aus den 1960er Jahren schafft einen besonderen Ort der Besinnung, wo man die Stille des Waldes auf sich wirken lassen kann. Von dort wandern wir im Auf- und Abwärtsgang zur Freimühle, ein charmanter Landgasthof und perfekter Ort für eine wohlverdiente Pause. Unübersehbar erhebt sich darüber der Bornkasten. Ein beeindruckender Basaltkegel, dessen steile Hänge und fächerartigen Basaltsäulen auf vulkanischen Ursprung zurückreichen.


Die Aussicht von oben über die weiten Wälder des Eisenbach- und Gelbachtals ist wirklich jede Anstrengung wert. Auch die Überreste einer Ringwallanlage lassen die lange Geschichte dieses Ortes erahnen-ein Relikt aus keltischer Zeit. Die lokale Sagemacht diesen Ort geheimnisvoll: Eine weise Frau soll hier einst einer armen Holzsammlerin erschienen sein und ihr Kräuter sowie einen Tannenzweig überreicht haben. Der Zweig verwandelte sich später in Gold und der aus den Kräutern zubereitete Tee heilte den kranken Ehemann. Bis heute erzählt man sich diese Geschichte und fühlt die Magie des Ortes.
Geschichte und Geologie
Zurück auf dem Hauptweg geht es auf den Gelbachtrail jetzt nach Kirchähr, das sich mit seiner historischen Fachwerkarchitektur schmücken darf. Einen Daumen hoch gibt es aber auch für die vielen Infotafeln auf dem Weg, wie die der Wüstung Sespenroth. Eben jenes Dorf, welches Ende des 19. Jahrhunderts wegen großer Not in die USA auswanderte. Der Gedanke an diese Schicksale verleiht der Wanderung eine zusätzliche, ja besondere Bedeutung. Von dort wandert man beschwingt zur Bruchhäuser Mühle nicht alleine nur, weil man dort erneut einkehren kann, sondern auch, weil die alte Wassermühle eine weitere historische Wegmarke auf der wunderbaren Strecke markiert.
Der finale Abschnitt des Gelbachtrails wird von geologischen Besonderheiten geprägt. Schieferplatten säumen die Wege und erinnern an die lange Geschichte des Bergbaus in der Region. Dann geht es auch schon weiter hinab ins Lahntal, wo wir Obernhof erreichen. Die terrassierten Weinberge und der Lahnwein - ein köstlicher Spätburgunder oder Riesling-bieten den perfekten Abschluss für eine unvergessliche Wanderung. Der Gelbachtrail hat uns durch den Westerwald geführt, eine Region von beeindruckender Natur und Geschichte.
Kontakt:
Klaus Herzmann
Tel. 0172 6513 378
www.klaus-herzmann.de
Der Gelbach und seine Geschichte
Der Gelbach, der dem Gelbachtal seinen Namen gibt, entsteht aus dem Zusammenfluss mehrerer Bäche, darunter der Ahrbach, Aubach, Eisenbach und Stelzenbach.
Der Name „Gelbach“ entstand durch die Arbeit der Färber in Montabaur, deren Wasser sich gelb färbte. Auf seinem Weg bis zur Lahn erzählt der Bach die bewegte Geschichte der Region, die sich auch auf dem vorgestellten Wanderweg sehr gut erkunden lässt.