Schubeckers Außenposten

Es ist die ungewöhnliche Geschichte des Tischlermeisters Karl Schubecker. Die wird weit außerhalb des Koblenzer Kammerbezirks geschrieben – und doch mittendrin.

21. Mai 2025
Schubeckers Außenposten

Dokumente: Wolfgang Schubecker

Karl Schubecker, 1886 geboren, sollte als Schreinermeister an einer der ungewöhnlichsten Geschichten in 125 Kammerjahren mitschreiben. Denn der Handwerker wird bereits als Lehrling in der „Handwerkskammer zu Coblenz“ geführt wie er auch als Selbstständiger Mitglied der gleichen Kammer ist. Soweit nichts Ungewöhnliches, läge sein Wohn-, Ausbildungs- wie auch Unternehmensort nicht weit außerhalb des Kammerbezirks Koblenz im heutigen hessischen Krofdorf bei Wetzlar.

Schubecker lebt und arbeitet in einer Kammer-Exklave - quasi auf einer Insel weit dem HwK-Festland vorgelagert. Mit Gründung der „Handwerkskammer zu Coblenz“ im Jahr 1900 verfügte diese über zwei solcher Insellösungen im Raum Wetzlar von beachtlichem Ausmaß. Von der Fläche entsprach diese „Abteilung Wetzlar“ mit ihren rund 500 km² Fläche fast dem Landkreis Altenkirchen. Die Gründe für diese ungewöhnliche Lösung lagen in der „althergebrachten, durch historische und wirtschaftliche Momente begründeten und gerechtfertigten Zugehörigkeit des Kreises Wetzlar zum Regierungsbezirk Koblenz“ - und damit auch zur preußischen Rheinprovinz.

Und so betreibt Karl Schubecker eine Tischlerei, die eigentlich im Bezirk der Handwerkskammer Wiesbaden liegt. In der Folge muss er weite Wege auf sich nehmen, will er ins „Kernland“. Denn erst nach 60 Kilometern Fahrtweg erreicht er mit dem Örtchen Emmerzhausen im Landkreis Altenkirchen den Koblenzer Kammerbezirk. Da er auch als Obermeister seiner kleinen Regional-Tischler-Innung aktiv ist, führt ihn dieses Ehrenamt gar ins 200 Kilometer entfernte Traben-Trarbach an die Mosel. Dort betreibt die Handwerkskammer Koblenz zusammen mit anderen Handwerksorganisationen ein Erholungsheim, das auch für Treffen der Obermeister genutzt wird - so auch im Frühjahr 1930. Karl Schubecker (im Bild oben gekennzeichnet durch den weißen Pfeil) wird anschließend in der Ausgabe der „Mittelrheinischen Handwerkszeitung“ abgelichtet. Dieses Foto erhält fast 100 Jahre später Enkel Wolfgang Schubecker, der das Familienunternehmen bis 2018 in Krofdorf fortführte. Er erzählt dann auch, wie die handwerklich geprägte Familiengeschichte in der Exklave weiterging. „Ab 1932 und damit zwei Jahre nach dem Zeitungsartikel-gehörten wir zum Kammerbezirk Wiesbaden“. Mit Folgen für die Koblenzer Kammer, die eine Vielzahl von Mitgliedsbetrieben verlor, aus denen auch Mitglieder der Vollversammlung stammten. Diese wurde um zwei Sitze verkleinert. Geografisch bestand die HwK Koblenz ab sofort aus einem zusammenhängenden Gebiet. Die Zeit der weit entfernten „Außenposten“ war vorbei...

Hintergründe auch zum „Handwerker-Erholungsheim in Traben-Trarbach und zu den Exklaven der Koblenzer Handwerkskammer unter: 125jahre.hwk-koblenz.de