Um zu verstehen, was es mit der so genannten Tendinosis calcarea auf sich hat, muss man sich die Rotatorenmanschette der Schulter ansehen, denn sie ist die Ursache dieser Erkrankung. Dabei handelt es sich um eine Platte, die aus vier Muskeln und ihren Sehnen besteht, die zusammen dem Schultergelenk Stabilität und Schutz verleihen. Der Oberarmkopf ist nur unzureichend von einer Gelenkpfanne umgeben und wird durch die Rotatorenmanschette geschützt. Mit Hilfe dieser Muskeln (Musculus supraspinatus, Musculus subscapularis, Musculus infraspinatus und Musculus teres minor) ist es möglich, den Arm nach innen zu drehen, nach außen zu drehen und vom Körper abzuspreizen. Wenn die Rotatorenmanschette nicht mehr richtig durchblutet wird, kommt es zu Kalkablagerungen, vor allem in der Supraspinatussehne. Patienten mit dieser Veränderung sind meist zwischen 40 und 50 Jahre alt, Verletzungen und Stürze scheinen keinen Einfluss auf die Wahrscheinlichkeit zu haben, eine Kalkschulter zu entwickeln.
Die Krankheit verläuft in vier Phasen:
• In der ersten Phase, die mit wenig oder keinen Schmerzen verbunden ist, wandelt sich das Sehnengewebe in Faserknorpel um.
• In der zweiten Phase stirbt dieses Knorpelgewebe teilweise ab und es lagert sich Kalk ein. Die Erkrankung ist nun durch eine Röntgen- oder Ultraschalluntersuchung nachweisbar. Durch eine entstehende Enge im Schulterdach kommt es nun zu Schmerzen beim Heben des Armes, der Arzt spricht von einem „Impingement“.
• Die dritte Phase ist durch heftige Entzündungsreaktionen und Schmerzen gekennzeichnet, die durch die Auflösung des eingelagerten körpereigenen Kalks entstehen. Es besteht die Gefahr, dass der Schleimbeutel (Bursa) in Mitleidenschaft gezogen wird.
• Sind die Kalkdepots aufgelöst, spricht man von der vierten Phase, wobei nicht bei jedem Patienten diese Phase erreicht wird. Die Erkrankung kann in jedem Stadium lange Zeit bestehen bleiben.
Behandlung
In den meisten Fällen kann eine Kalkschulter konservativ, also ohne Operation, behandelt werden. Erst wenn konservative Behandlungsmethoden über einen längeren Zeitraum keinen Erfolg zeigen, sollte eine Operation in Erwägung gezogen werden.
Zunächst geht es darum, dem Patienten eine schmerzfreie Bewegung zu ermöglichen. Dies kann durch Kühlung und Injektionen, aber auch durch entzündungshemmende Medikamente erreicht werden. Die Stoßwellentherapie, bei der die Kalkdepots mit akustischen Wellen „beschossen“ und zerstört werden, hat sich als wirksam erwiesen, wird aber von den gesetzlichen Krankenkassen nicht bezahlt. Ist der Schleimbeutel beteiligt, muss der Arm kurzfristig mit einer Orthese entlastet werden.
Sobald wie möglich ist Bewegung die beste Therapie. Leichte Bewegungsübungen unter Anleitung eines Physiotherapeuten und Dehnübungen zu Hause sind eine gute Methode, um Schonhaltungen zu vermeiden und die Beweglichkeit der Schulter zu verbessern. red