Frühlingszeit – Stresstest für Allergiker

25. März 2022
Frühlingszeit – Stresstest für Allergiker

Foto: Animaflora PicsStock - stock.adobe.com

„Manchmal denke ich, ich erlebe den Klimawandel am eigenen Leib“, erzählt Lisa, „jedes Jahr geht es gefühlt früher los.“

Lisa leiden wie viele Millionen Menschen unter einer Pollenallergie, auch „Heuschnupfen“ genannt. Auslöser sind in den meisten Fällen die sogenannten „Frühblüher“ und die machen ihrem Namen alle Ehre, denn vielfach beginnen Hasel, Erle und die ersten Kräuter schon kurz nach den Weihnachtstagen oder in den ersten Tagen des Januar zu blühen. Für Betroffene beginnt dann eine Phase, die sich je nach Allergiespektrum durch den ganzen Sommer ziehen kann. Tränende Augen, laufende Nase, Kribbeln in Nase, Ohren und Hals, Halsschmerzen, Husten und Abgeschlagenheit können die Lebensqualität massiv beeinflussen. Und nicht nur das, die Folgen einer Allergie können sehr ernst sein.

Warum sind so viele Menschen allergisch?

Es ist auffällig, dass die Anzahl der Menschen, die eine Allergie entwickeln, stark zugenommen hat. Die Gründe hierfür sind Gegenstand unzähliger Studien und Untersuchungen. Was sie als Ursachen zu Tage gefördert haben, ist hochinteressant. Zunächst einmal ist die zunehmende Hygiene, die an einigen Stellen weit über das hinaus geht, was für unsere Gesundheit notwendig wäre, ein Faktor. Unser Immunsystem wird weit weniger gefordert, als das noch vor einigen hundert Jahren der Fall war, als neben einer Vielzahl an Krankheiten das Immunsystem mit einem Bombardement an Viren und Bakterien im ganz normalen Alltag zurechtkommen musste. Verdorbene Nahrung, Schmutz, häufig verkeimtes Wasser, die Liste der „Arbeitseinsätze“ des Immunsystems war lang in den vergangenen Jahrhunderten. Bessere Hygiene, das Erforschen von Bakterien und Viren, Desinfektionsmittel, das alles sind Errungenschaften, die unsere Überlebenschancen drastisch erhöht haben, aber wir zahlen dafür auch den Preis eines unterforderten Immunsystems, das sich nun bei einer auftretenden Bedrohung völlig verausgabt. Noch im 17. Jahrhundert wäre das Einatmen von Haselnusspollen vom Immunsystem schnell als „nicht weiter nennenswert, es gibt Wichtigeres zu tun“ abgehakt worden. Jetzt, wo viel weniger zu tun ist, stürzen sich alle Abwehrkräfte auf den Eindringling und verursachen einen Großalarm, der deutlich heftiger ausfällt, als es der Situation eigentlich angemessen wäre. Derzeit wird untersucht, ob insbesondere Pflanzen, die in der Stadt zunehmendem Stress ausgesetzt sind, weil sie mit Schadstoffen, Nährstoffmangel oder Bodenversiegelung zu kämpfen haben, mehr und aggressivere Pollen produzieren.

Was tun, wenn man allergisch reagiert?

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Zunächst fühlt sich eine beginnende Allergie fast wie eine aufkommende Erkältung an, aber schon bald zeigt sich, dass sich der Verlauf doch unterscheidet. Bei Pollenallergikern besteht die Möglichkeit, sich auf die „Pollenflug-Zeit“ einzustellen. Wenn der Verdacht einer Allergie besteht, ist es sinnvoll, einen Allergologen aufzusuchen, um herauszufinden, auf welche Pollen man allergisch reagiert. Pollenflugkalender, die es auch als App gibt, zeigen recht zuverlässig, in welchen Gegenden welche Bäume, Büsche, Gräser und Kräuter gerade blühen, sodass man sich auf die besonders pollenreiche Zeit einstellen kann. Im Auto sollte man die Fenster geschlossen halten, viele Autos verfügen bereits über einen eingebauten Pollenfilter, das erleichtert die Fahrt ungemein.

Wer allergisch auf Pollen reagiert, dessen Zeit im Freien ist limitiert. Abhilfe schaffen Antihistaminika, also Heuschnupfenmittel, die es in Tropfen- und Tablettenform gibt. Im Fall von Heuschnupfen hilft im Übrigen ein „Durchhalten“ nicht. Abgesehen von der Tatsache, dass die Symptome nicht verschwinden, wenn man nur lange genug durchhält, ein chronischer Verlauf schließt ab einem bestimmten Punkt auch andere Organe wie die Bronchien mit ein. Allergisches Asthma ist dann die Folge.

Fenster und Türen in Haus und Wohnung lassen sich mit Pollennetzen gut versorgen, die einen Eintrag in den Wohnbereich reduzieren. Betten sollten grundsätzlich abgedeckt werden, der Allergologe kann spezielle Bezüge für Allergiker verschreiben. Vor dem Schlafengehen empfiehlt es sich für Menschen mit kurzen Haaren, selbige mit Wasser auszuspülen, damit die Pollen, die sich tagsüber in den Haaren verfangen haben, nicht alle auf dem Kissen landen. Eine Nasenspülung mit Salzwasser spült die Pollen, die in der Nase sind, vor dem Schlafengehen aus.

Eine Hyposensibilisierung, bei der das Immunsystem langsam an die Allergien auslösenden Stoffe gewöhnt wird, ist in hohem Maße erfolgversprechend. Eine solche Behandlung dauert zwar einige Zeit, ist aber ein guter Weg zurück in die Natur.