Zweimal die eins, einmal die zwei: Die Nummer des Europaweiten Notrufs ist den meisten bekannt. Dennoch zögern viele, im Fall der Fälle den Rettungsdienst zu alarmieren – und verlieren damit wertvolle Zeit. Andere setzen unbedacht einen Notruf ab, obwohl es vielleicht gar nicht notwendig wäre. Woran Laien medizinische Notfälle erkennen und an wen sich Hilfesuchende in weniger dringlichen Situationen wenden können, erklärt Dr. Heike Kornemann – Leiterin des Notarztstandortes sowie der Zentralen Notaufnahme am Krankenhaus Maria Hilf in Bad Neuenahr-Ahrweiler.

„Der Notruf 112 ist immer dann die beste Wahl, wenn akute Lebensgefahr besteht“, sagt sie. „Oder wenn sich der Zustand der betroffenen Person nur schwer einschätzen lässt.“ Zum Beispiel bei schweren Unfällen, Ohnmacht oder Bewusstlosigkeit, großem Blutverlust, Atemnot, Anzeichen eines Herzinfarkts oder Schlaganfalls, schweren Verbrennungen, Vergiftungen sowie allergischen Schocks.
„Wer sich unsicher ist, sollte trotzdem zum Telefon greifen“, betont Dr. Kornemann. „Lieber einmal zu viel als einmal zu wenig!“ Die Fachleute in der Leitstelle seien darauf geschult, die Situation anhand eines Fragenkatalogs einzuschätzen und dann zu entscheiden, welche Maßnahmen es zu ergreifen gilt.
Dennoch gibt es Situationen, in denen die Notärztin darum bittet, von einem Notruf abzusehen. „Wer bei einem grippalen Infekt oder mit Rückenschmerzen die 112 wählt, blockiert die Notrufleitungen für wirklich wichtige Hilferufe“, gibt sie zu bedenken. „Im schlimmsten Fall mit lebensbedrohlichen Konsequenzen.“ Ein bewusster Missbrauch des Notrufs – zum Beispiel ein Anruf ohne Grund, um sich einen Spaß zu erlauben – steht sogar unter Strafe.
Grundsätzlich gilt: Während der regulären Praxiszeiten sind Haus- sowie Kinderärzte erste Anlaufstelle für Erkrankungen und Verletzungen aller Art. Sie beraten und behandeln bei Erkältungssymptomen, Hautveränderungen, Prellungen und vielen weiteren Beschwerden, die zwar unerfreulich, aber nicht akut lebensbedrohlich sind.
Doch was tun, wenn der Hexenschuss am Wochenende unerträgliche Schmerzen verursacht? Wenn das Baby am Abend hoch fiebert oder der Opa am Feiertag aufgrund eines Magen-Darm-Infekts besorgniserregend abbaut? „Bei dringlichen Beschwerden, die keiner sofortigen Notfallversorgung bedürfen, aber trotzdem nicht bis zur nächsten Sprechzeit warten können, hilft der ärztliche Bereitschaftsdienst weiter“, so Dr. Kornemann. Betroffene können entweder eine Bereitschaftspraxis in der Nähe aufsuchen – eine befindet sich direkt neben dem Haupteingang des Krankenhauses Maria Hilf in Bad Neuenahr – oder sich zunächst unter der kostenfreien und bundesweit gültigen Rufnummer 116117 beraten lassen.
„Notfälle zu erkennen und richtig zu reagieren ist für Laien gar nicht so einfach“, sagt Dr. Kornemann. Um umfassender über das wichtige Thema aufzuklären, lädt die Notärztin zu einem kostenfreien Informationsabend:
Arzt-Patientenseminar:
• Wann rufe ich die 112? Notfälle erkennen und richtig reagieren
19.12.2023 | 17-18:30 Uhr, Krankenhaus Maria Hilf, Bad Neuenahr-Ahrweiler
Notfall! Was nun?

Das rät Dr. Heike Kornemann, Notärztin und Leiterin der Zentralen Notaufnahme am Krankenhaus Maria Hilf in Bad Neuenahr.
• Gefahren ausschließen: Versuchen Sie, Ruhe zu bewahren und achten Sie darauf, Gefahren für sich und andere auszuschließen. Bei Verkehrsunfällen gilt es zum Beispiel, zunächst die Unfallstelle abzusichern.
• Überblick verschaffen: Prüfen Sie Bewusstsein und Atmung der betroffenen Person und machen Sie auf sich und die Notsituation aufmerksam. Im Idealfall können Sie weitere Helfende mobilisieren.
• Erste Hilfe: Ist die betroffene Person bewusstlos, reagiert also nicht auf lautes Ansprechen, atmet aber normal? Dann bringen Sie sie in die stabile Seitenlage. So können Sie verhindern, dass Flüssigkeiten wie Blut oder Erbrochenes in die Atemwege gelangen.
• Notruf absetzen: Alarmieren Sie den Rettungsdienst. Bei mehreren Helfenden vor Ort sollte eine Person dies schnellstmöglich übernehmen.
• Jede Sekunde zählt: Ist keine oder nur eine unregelmäßige Atmung vorhanden, deutet das auf einen Herzstillstand hin. Mit umgehenden Wiederbelebungsmaßnahmen – Herzdruckmassage und Beatmung – können Sie jetzt aktiv dazu beitragen, das Leben des Betroffenen zu retten.
Zentrale Notaufnahme am Krankenhaus Maria Hilf
Telefon: 02641 83-1122
E-Mail: zentrale-notaufnahme.bna@marienhaus.de
Marienhaus Klinikum im Kreis Ahrweiler
Krankenhaus Maria Hilf
Dahlienweg 3
53474 Bad Neuenahr