Dass man auf belastende Ereignisse und Probleme traurig oder niedergeschlagen reagiert, ist völlig normal. Jeder Mensch durchläuft in seinem Leben seelische Tiefs, die Reaktionen auf schwierige Lebenssituationen sind. Man spricht dann von vorübergehenden Befindlichkeitsstörungen. Diese sind an den Anlass gebunden und verschwinden nach ein bis zwei Wochen wieder von selbst. Bei Depressionen handelt es sich jedoch um eine ernsthafte Erkrankung, die starke Auswirkungen auf das Denken, Handeln und Fühlen hat. Eine Depression fühlt sich für die Betroffenen ganz anders an als ein Stimmungstief, sie beschreiben ein „Gefühl der Gefühllosigkeit“ und wirken oft wie eingefroren. Häufig ist eine Neigung zu Schuldgefühlen, Konzentrationsstörungen, ausgeprägte Müdigkeit und Antriebsschwäche zu erkennen.
Depressive Erkrankungen sind keineswegs selten und betreffen eine Vielzahl von Menschen. In Deutschland erfüllen etwa fünf Prozent der Bevölkerung die Kriterien einer behandlungsbedürftigen depressiven Störung. Das entspricht etwa vier Millionen Menschen. Das Risiko, als Erwachsener irgendwann im Verlauf des Lebens an einer Depression zu erkranken, wird nach neueren Studien auf etwa 20 Prozent geschätzt. Frauen erkranken laut Statistik zwei- bis dreimal so häufig an einer Depression wie Männer.


Der Genesungsprozess ist sehr komplex und kann nur erfolgreich sein, wenn man dem Patienten genug Zeit einräumt. Die Erkrankung kann aber in der Regel gut behandelt werden. Dabei kommen vor allem zwei Behandlungsmöglichkeiten in Frage: Die Pharmakotherapie (Behandlung mit Antidepressiva) und die Psychotherapie. Die erste Anlaufstelle bei einer vermuteten Depression ist der Psychiater oder Nervenarzt, der psychologische Psychotherapeut oder auch der Hausarzt. Leider ist hier derzeit auch Geduld und Durchhaltevermögen gefordert, da es lange Wartelisten bei den Psychotherapeuten gibt und im Westerwaldkreis ein Facharztmangel besteht.
Viele Betroffene scheuen sich häufig aus Scham und aus Angst vor Stigmatisierung und Diskriminierung davor, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Sie haben Angst, als verrückt abgestempelt zu werden. Dabei ist eine Depression keine Frage von Schuld. Den Betroffenen zu raten, sich einfach zusammenreißen oder „doch nicht alles so negativ zu sehen“ ist nicht hilfreich. Es ist wichtig, dass Partner und Freunde den Betroffenen mit seinen Gefühlen ernst nehmen und verständnisvolle Zuneigung zeigen.
Wenn Sie Fragen zum Thema „Depression“ haben, finden Sie hier erste Ansprechpartner:
- „Stiftung Deutsche Depressionhilfe“, Info-Telefon Depression: 0800/33 44 533, www.deutsche-depressionshilfe.de
- Telefonseelsorge: 0800/111 0 111
- Bundesverband der Angehörigen psychisch erkrankter Menschen e.V., „Seelefon“: 0228/71 00 24 24, www.bapk.de
- Psychiatriekoordination Kreisverwaltung Westerwaldkreis, Stefanie Moch, Tel: 02602/124 424
- Sozialpsychiatrischer Dienst des Gesundheitsamtes: Bad Marienberg, Tel: 02661/982 430, Montabaur, Tel: 02602/124 710
- Kontakt- und Informationsstelle Diakonisches Werk, Westerburg, Tel: 02663/96 80 310, Montabaur, Tel: 02602/10 698-76
- Selbsthilfegruppen: WEKISS, Tel: 02663/25 40
- Facharzt- und Therapeutensuche: Kassenärztliche Vereinigung Rheinland-Pfalz, Tel: 116 117, www.kv-rlp.de/patienten/
Pressestelle des WW-Kreises

