Schlaganfall: Zeit ist Gehirn

Er schlägt ein wie ein Blitz und hat nicht selten verheerende Folgen: der Schlaganfall. Für einen günstigen Verlauf ist eine unmittelbare Behandlung von entscheidender Bedeutung. Dabei zählt jede Minute.

26. März 2022
Schlaganfall: Zeit ist Gehirn

Foto: Getty Images/iStockphoto

Halbseitige Lähmungen, Seh- und Sprechstörungen gehören zu den typischen Symptomen eines akuten Schlaganfalls. Ursache ist häufig ein Blutgerinnsel, das ein Gefäß im Gehirn verschließt und so Durchblutungsstörungen hervorruft. Die Folge: dahinterliegende Hirnareale werden nicht mehr mit sauerstoffreichem Blut versorgt. „Je länger die betroffenen Zellen von der Blutversorgung abgeschnitten bleiben, desto gravierender fallen die Schädigungen aus“, warnt Dr. Someieh Partowi, Fachärztin für Innere Medizin und Kardiologie am Krankenhaus Maria Hilf in Bad Neuenahr. Sie ist Leiterin der hauseigenen Schlaganfalleinheit, der sogenannten Stroke Unit, die auf eine Behandlung von SchlaganfallpatientInnen spezialisiert ist. Für ihre professionelle Arbeit wurde die Fachabteilung jüngst von der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft zertifiziert.

Das Zeitfenster ist knapp

Grundsätzlich gilt: Wer Anzeichen eines Schlaganfalls bei sich oder anderen wahrnimmt, sollte umgehend den Rettungsdienst rufen. Dieser wird nach Möglichkeit das nächstgelegene Krankenhaus mit einer Stroke Unit anfahren. „Um Schlimmeres abzuwenden, muss nun schnellstmöglich eine genaue Diagnose gestellt und mit der Therapie begonnen werden“, sagt Partowi. In der Notaufnahme des Krankenhauses Maria Hilf stehen Ärzt:innen bereit, die sich ein sorgfältiges Bild der Lage machen. Sie untersuchen die PatientInnen, fragen Symptome ab und lassen eine Computertomographie (CT) des Gehirns anfertigen. Anschließend nehmen sie Kontakt zu den NeurologInnen des Telestroke-Netzwerks Rheinland-Pfalz auf. Diese können sich live per Video ins Behandlungszimmer zuschalten, um ihre neurologische Expertise einzubringen. Der gesamte Prozess dauert in der Regel nicht länger als 30 Minuten.

Blutgerinnsel lösen, Hirnzellen retten

Bestätigt sich der Verdacht auf einen Schlaganfall durch ein Blutgerinnsel, leitet das Ärzteteam die sogenannte Lyse-Therapie ein. Dabei erhalten die PatientInnen ein Medikament, welches das Blutgerinnsel auflöst und dafür sorgt, dass die Zellen im Gehirn wieder ausreichend versorgt werden. „Wenn wir innerhalb des gebotenen Zeitfensters reagieren, können sich die Nervenzellen in der Regel wieder erholen und die neurologischen Ausfälle bilden sich komplett zurück“, sagt Partowi. Sie wird nicht müde zu betonen, wie wichtig es ist, im Verdachtsfall schnell zu reagieren: „Auch wenn die Symptome nur kurzzeitig auftreten und sich innerhalb von Minuten oder Stunden wieder zurückbilden, sollten Betroffene eine Stroke Unit aufsuchen.“ Immerhin können kurzzeitige Durchblutungsstörungen Vorboten eines großen Schlaganfalls sein. Wird die Ursache frühzeitig erkannt, kann die richtige Therapie Schlimmeres verhindern.

Vorsicht statt Nachsicht

Auch nach der akuten Phase eines Schlaganfalls gilt es, sich auf Ursachensuche zu begeben. So können beispielweise Herzrhythmusstörungen oder Ablagerungen in den Halsschlagadern für die Bildung eines Blutgerinnsels verantwortlich sein, das dann mit dem Blutstrom ins Gehirn gelangt. „Wenn wir die Ursache kennen, können wir sie behandeln und dafür sorgen, dass unsere Patient:innen keinen weiteren Schlaganfall erleiden“, betont Partowi.

Dr. Someieh Partowi, Leiterin der Stroke Unit am Krankenhaus Maria Hilf:

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Wann immer der Verdacht auf einen Schlaganfall besteht, ist dies als lebensbedrohlicher Notfall anzusehen. Da eine unmittelbare Behandlung Leben und Hirnzellen retten kann, ist es besonders wichtig, Anzeichen möglichst schnell zu erkennen. Zur Einschätzung akuter Symptome empfiehlt sich der FAST-Test. Die Abkürzung steht für die englischen Begriffe Face, Arms, Speech und Time (Dt.: Gesicht, Arme, Sprache und Zeit).

Face: Kann die betroffene Person lächeln? Hängt ein Mundwinkel herab, deutet das auf eine Halbseitenlähmung hin.

Arms: Können die Arme ausgestreckt und die Handflächen nach oben gedreht werden? Bei einer Lähmung ist dies nicht möglich, ein Arm würde sinken oder sich drehen.

Speech: Kann ein einfacher Satz nachgesprochen werden? Ist die betroffene Person dazu nicht in der Lage oder klingt die Stimme verwaschen, liegt vermutlich eine Sprachstörung vor.

Time: Liegt der Verdacht auf einen Schlaganfall vor, zählt jede Minute. Wer die oben genannten Anzeichen bei sich oder anderen wahrnimmt, sollte unverzüglich die 112 wählen.

Die Symptome treten meist plötzlich auf – wie ein „Schlag“ – und können in manchen Fällen nach einigen Minuten vollständig abklingen. Auch dann sollten Betroffene in einem Krankenhaus mit Stroke Unit untersucht werden.
 

Dr. Someieh Partowi

Fachärztin für Innere Medizin und Kardiologie, Leiterin Stroke Unit

Sekretariat: 02641 83-5455
kardiologie.maw@marienhaus.de

Marienhaus Klinikum im Kreis Ahrweiler
Krankenhaus Maria Hilf
Dahlienweg 3
53474 Bad Neuenahr