Ein innovatives Verfahren zur Behandlung von Herzrhythmusstörungen

Der Neuwieder Chefarzt der Kardiologie Dr. Burkhard Hügl führt jetzt bipolare Ablationen durch und kann damit auch Patient:innen mit schweren, bisher nicht behandelbaren Herzrhythmusstörungen helfen

22. April 2022
Ein innovatives Verfahren zur Behandlung von Herzrhythmusstörungen

Monitorbild einer bipolare Ablation

Neuwied. „Weltweit sind wir das erste Krankenhaus, in dem ein Operateur allein im Herzkatheterlabor eine bipolare Ablation zur Behandlung von Herzrhythmusstörungen durchführt“, berichtet Dr. Burkhard Hügl, der Chefarzt der Klinik für Innere Medizin - Kardiologie/Rhythmologie des Marienhaus Klinikums St. Elisabeth Neuwied. Möglich ist das durch die gleichzeitige Verwendung eines manuellen Katheters und eines hochmodernen Stereotaxis-Magnet-Ablationskatheters. Bei einer Ablation werden Muskelzellen im Herzen verödet, die unkontrolliert elektrische Impulse aussenden und damit den Herzrhythmus aus dem Takt bringen.

Der Patient, der in der Klinik für Innere Medizin - Kardiologie/Rhythmologie des Marienhaus Klinikums St. Elisabeth Ende letzten Jahres Hilfe suchte, litt unter gravierenden Herzrhythmusstörungen, die inzwischen sogar zu einer Herzschwäche geführt hatten. Da die Rhythmusstörungen durch Medikamente nicht ausreichend behandelt werden konnten, wurden bei dem rüstigen 70-Jährigen in verschiedenen Krankenhäusern schon drei Ablationen vorgenommen. ,,Bei ihm lag die Stelle, an der die elektrischen Impulse entstanden, jedoch in der Tiefe der muskulösen Scheidewand, die die linke von der rechten Herzkammer teilt", erläutert Dr. Hügl. Die entsprechenden Muskelzellen konnten mit einer einfachen Ablation nicht erreicht werden.

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Dr. Burkhard Hügl, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin - Kardiologie/Rhythmologie

Deshalb hat Dr. Hügl bei ihm eine bipolare Ablation durchgeführt, bei der er mit zwei Kathetern arbeitet. Zuvor hat er genau die Stelle identifiziert, die die zusätzlichen Impulse aussendet. Dafür fertigte er ein dreidimensionales Röntgenbild des Herzens an und führte mit Hilfe eines speziellen Diagnostik-Katheters eine präzise Untersuchung des Herzens durch. Dafür werden dünne, kunststoffummantelte, flexible Drähte mit einer Metallspitze durch ein Blutgefäß von der Leistengegend oder von einer Ader am Hals in das Herz geschoben. Mit dem Diagnostik-katheter ist es möglich, ein weiteres Bild vom Herzen aufzuzeichnen, auf dem die elektrischen Impulse, die die Nerven aussenden, sichtbar werden. ,,So sehen wir sehr genau die Stellen, an denen Nervenimpulse entstehen, die zu einem unregelmäßigen Herzschlag führen", erklärt Dr. Hügl. Wenn beide Bilder übereinander gelegt werden - das geschieht mit Hilfe eines Computers und ist am Monitor zu verfolgen - dann kann der Kardiologe präzise die Regionen des Herzens lokalisieren, die er behandeln muss.

Um dem Patienten zu helfen, hat Dr. Hügl mit zwei Kathetern gearbeitet und die betreffende Stelle sowohl von der linken als auch von der rechten Herzkammer angesteuert. Dafür verwendete er in der rechten Kammer einen Katheter, den er manuell bediente und in der linken einen Stereotaxis-Magnet-Ablationskatheter. Dieser hochmoderne Katheter wird von Magneten gesteuert und kann äußerst genau an die richtigen Stellen im Herzen bewegt werden. „Dadurch ist es möglich, dass ein einziger Operateur diesen Eingriff vornimmt", so Dr. Hügl.

Zusätzlich benötigt er für die Prozedur einen zweiten Generator, der den Hochfrequenzstrom liefert, der an die metallenen Spitzen der beiden Katheter geleitet wird. Gleichzeitig ausgelöst wird der Strom im selben Moment sowohl von der linken als auch von der rechten Herzkammer aus an die zuvor identifizierte Stelle geleitet. So kann ich auch Muskelzellen tief im Gewebe erreichen und veröden", sagt er.

Der Eingriff, von dem der Patient dank eines Schlafmittels nichts mitbekommen hat, ist erfolgreich verlaufen. „Ihm geht es jetzt wieder gut“, freut sich Dr. Hügl.

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