Im Prinzip beginnt der Vorgang des Verschleißes bei einem gesunden Menschen dann, wenn Knochen und Gelenke ausgewachsen sind, also mit etwa 20 Jahren. Die Lebenserwartung der Menschen in unserem Zeitalter ist deutlich höher als noch vor 100 Jahren, also erreichen viele von uns das Alter, in dem sich der natürliche Verschleiß der Gelenke bemerkbar macht.
Treten die Anzeichen von Verschleiß „vor der Zeit“ auf, spricht man von Arthrose. Gemeint ist mit dieser Bezeichnung die degenerative Erkrankung eines Gelenks, die das altersübliche Maß überschreitet. Betroffen sein können alle Gelenke des menschlichen Körpers, vom Zeh bis zum Finger. Für Arthrose gibt es viele Ursachen. Zum einen spielt die Belastung der Gelenke eine große Rolle. Menschen, die kontinuierlich übergewichtig sind, erkranken deutlich häufiger an Arthrose als normalgewichtige Menschen, aber auch Gelenkfehlstellungen und die damit verbundene einseitige Belastung kann dazu führen, dass sich im Gelenk die „Pufferzone“ unregelmäßig abnutzt. Gelenkentzündungen und Knochenerkrankungen wie Osteoporose können ebenfalls Auslöser sein. Auch medikamentöse Ursachen liegen in manchen Fällen der Arthrose zu Grunde. So ist bekannt, dass bestimmte Antibiotika wie Ciprofloxacin oder Levofloxacin dazu führen, dass schlecht durchblutetes Gewebe wie Knorpel durch den erhöhten Zerfall von Magnesium-Ionen irreparabel geschädigt wird.
Die Medizin teilt die Arthrosen in zwei große Bereiche ein, die „primäre Arthrose“, bei der das Knorpelgewebe aus unbekannten Gründen minderwertig ist und deshalb frühzeitig verschleißt. Bei der „sekundären Arthrose“ wird das Knorpelgewebe aufgrund von mechanischer Überlastung – zum Beispiel bei Fehlstellungen des Gelenks – Entzündungen oder Störungen des Stoffwechsels geschädigt. Der Beginn einer Arthrose ist für Betroffene in der Regel nicht zu spüren.
Im Stadium 1 nimmt die Knorpelschicht bereits Schaden, ist aber noch ausreichend dick, um ihre Aufgabe zu erfüllen. Erste Risse treten im Knorpel auf.
Im Stadium 2 wird der einstmals hyalinhaltige Knorpel durch minderwertigen Faserknorpel und Granulationsgewebe ersetzt. Abgestorbenes Knorpel- und Knochengewebe kann zu Zysten am betroffenen Gelenk führen.
Im Stadium 3 beeinflusst die Arthrose bereits das sie umgebene Gewebe. Es bilden sich Entzündungen. Das Bindegewebe und die knorpelbildenden Zellen sind betroffen, Wasser lagert sich im Gelenk ein. Zu diesem Zeitpunkt treten in der Regel bereits deutliche Schmerzen auf. Im Stadium 4 ist der Knorpel zerstört und die Knochen reiben schutzlos aufeinander. Das Gelenk versucht durch knöcherne Randanbauten den Druck abzufangen. Für Betroffene ist der Schmerz nun so stark, dass die Beweglichkeit deutlich eingeschränkt ist.
Wenn Schmerzen in den Gelenken auftreten, ist der Gang zum Arzt sinnvoll, um frühzeitig eine Diagnose zu erhalten. Auch hier gilt: Je früher die Erkrankung festgestellt wird, um so besser sind die Aussichten auf ein unbeeinflusstes Leben. Arthrose ist nicht heilbar, aber die Symptome können gut behandelt werden. Mittels bildgebender Diagnostik kann erkannt werden, ob eine entzündliche Veränderung wie eine Arthritis oder eine degenerative Erkrankung wie die Arthrose vorliegt.
Was tun, wenn Arthrose diagnostiziert ist?
Die Therapie von Arthrose verfolgt immer das Ziel, dass Patientinnen und Patienten ein schmerzfreies Leben führen können. Hierzu stehen Medikamente zur Verfügung, die den meist in der Bewegung auftretenden Schmerz lindern. Der mit der Erkrankung verbundene Bewegungsschmerz führt häufig dazu, dass sich Betroffene weniger bewegen, genau das sollte man aber nicht tun. Bewegungsmangel beschleunigt den Knorpelabbau und schwächt die Muskulatur, was die Gelenke zusätzlich belastet. Als wichtigste Maßnahme kann also gelten, alles zu unternehmen, um nicht in den Teufelskreis der Bewegungsarmut auf Grund von Schmerzen zu geraten.
Bei Übergewicht ist eine Gewichtsreduktion angezeigt und gezielte Physio- und Bewegungstherapie hilft, der Bewegungseinschränkung entgegenzuwirken. Patientinnen und Patienten mit Arthrose der Hand- und Fingergelenke profitieren von spezieller Ergotherapie. Wandern, Fahrradfahren und vor allem das Schwimmen sind für Patientinnen und Patienten mit Arthrose gute Sportarten.
Wenn die Bewegung im späten Verlauf sehr stark eingeschränkt ist und die Schmerzen das tägliche Leben beeinträchtigen, steht noch die Möglichkeit des Gelenkersatzes zur Verfügung. Endoprothesen des Knies und der Hüfte gehören heute zum Standard, aber auch der Ersatz von Schulter, oberem Sprunggelenk und sogar Fingergelenken ist heute möglich. Die moderne Prothetik profitiert von der Erfahrung unzähliger Ärzte und Patienten, die durch ihr Leben mit den künstlichen Gelenken die ständige Verbesserung der Ergebnisse fördern.