


Wie kann der Landkreis Neuwied wirtschaftlich stark, attraktiv für Fachkräfte und ökologisch nachhaltig bleiben? In einem Gespräch mit Kristina Kutting (IHK-Regionalgeschäftsführerin in Altenkirchen und Neuwied sowie Geschäftsführerin der Wirtschaftsjunioren Sieg/Westerwald), Matthias Dahmen (Kreishandwerkerschaft Rhein-Westerwald), Johannes Schardt (Syna-Kommunalmanager), Harald Schmillen (Wirtschaftsförderung Landkreis Neuwied) sowie Thomas Paffenholz (Vorstandsvorsitzender Sparkasse Neuwied) und Marc Sinkewitz (Vorstandsmitglied Sparkasse Neuwied) werden konkrete Ansätze vorgestellt – vom digitalen Flächenmonitoring bis zur Energiewende. Ein vielstimmiger Blick auf die aktuellen Entwicklungen und Lösungswege im regionalen Wirtschaftsgeschehen.
Kristina Kutting, IHK-Regionalgeschäftsführerin in Altenkirchen und Neuwied
Welche konkreten Angebote bietet die IHK den Unternehmen im Landkreis Neuwied, um bürokratische Hürden abzubauen und die Kommunikation mit den Behörden zu vereinfachen?
Als IHK Koblenz engagieren wir uns auf Landes- und Bundesebene aktiv für den Bürokratieabbau und eine unternehmensfreundliche Verwaltung. Wir bündeln hierbei die Anforderungen unserer Mitgliedsbetriebe. Ein zentrales Instrument ist unser IHK-Bürokratiemelder, über den Unternehmen anonym konkrete Hürden melden können. Diese Hinweise fließen direkt in unsere politische Arbeit ein und werden im Dialog mit Entscheidungsträgern adressiert.
Zudem bieten wir digitale Informations- und Beratungsformate – beispielsweise Webinare, Online-Sprechstunden und individuelle Beratungsgespräche –, die Unternehmen gezielt bei der Umsetzung rechtlicher Vorgaben und der Optimierung ihrer Verwaltungsprozesse unterstützen. Dazu zählen auch kostenfreie Steuerberater- und Rechtsanwaltssprechtage sowie die Unterstützung durch unsere IHK-Lotsen.
Ein weiteres Beispiel für unser Engagement ist das „Junge Unternehmernetzwerk Neuwied“. Es bietet jungen Unternehmerinnen und Unternehmern eine Plattform für den Austausch, hilft bei der Bewältigung bürokratischer Hürden und fördert den Dialog zwischen Wirtschaft und Verwaltung.
Diese Angebote werden regelmäßig in Anspruch genommen – der Bürokratiemelder verzeichnet kontinuierlich Eingaben, und unsere digitalen Beratungsformate stoßen auf hohe Nachfrage. So schaffen wir praxisnahe Entlastung für die Unternehmen in der Region.



Der Landkreis Neuwied verzeichnet einen zunehmenden Engpass bei Gewerbeflächen. Welche Maßnahmen müssen Ihrer Meinung nach umgesetzt werden, um die Gewerbeflächenentwicklung zukunftssicher zu gestalten?
Die Sicherung und Entwicklung von Gewerbeflächen ist ein entscheidender Faktor für die wirtschaftliche Zukunftsfähigkeit des Landkreises Neuwied. Dafür braucht es einen strategischen Mix aus Aktivierung, Neuausweisung und nachhaltiger Flächenentwicklung. Un- oder mindergenutzte Flächen – etwa Brachflächen oder Konversionsflächen – sollten systematisch erfasst und reaktiviert werden.
Gleichzeitig müssen neue Flächen in enger Abstimmung mit Regional- und Landesplanungen ausgewiesen und die Verfahren zur Bauleitplanung beschleunigt sowie digitalisiert werden, um Planungssicherheit und Transparenz für Unternehmen zu schaffen.
Wir stehen hierzu im kontinuierlichen und engen Austausch mit dem Landrat, den Bürgermeistern und der Wirtschaftsförderungsgesellschaft. Unsere im letzten Jahr durchgeführte IHK-Gewerbeflächenumfrage lieferte wichtige Erkenntnisse zu den Bedarfen unserer Mitgliedsbetriebe, die direkt in unsere Arbeit und in die politische Diskussion einfließen.
Welche Möglichkeiten sehen Sie in interkommunalen Gewerbegebieten und wie bewerten Sie Kooperationen im Landkreis?
Interkommunale Gewerbegebiete bieten eine große Chance, strukturelle Herausforderungen im Landkreis Neuwied wirksam anzugehen. Es braucht Kooperationen, in deren Rahmen Flächen gemeinsam geplant, erschlossen und vermarktet werden. Nur so lassen sich großflächige, attraktive Standorte schaffen, die nicht nur für ansässige, sondern auch für überregionale Unternehmen und Investoren interessant sind.
Die Region Westerwald mit den Landkreisen Neuwied, Altenkirchen und Westerwald sollte dabei als wirtschaftlicher Gesamtraum verstanden und aktiv positioniert werden. Planungen dürfen nicht an der Landkreisgrenze enden – nur durch überregionale Zusammenarbeit lassen sich Standortpotenziale vollständig ausschöpfen.