Besonders am Samstag vor dem Blumenkorso, der dieses Jahr am Sonntag, 28. August, durch das Kaiserbad an der Lahn – zum ersten Mal als Teil der UNESCO-Welterbestätte „Great Spa Towns of Europe“ rollen wird, werden rund 1200 Leute auf dem Vereinsgelände zugange sein, so der Vorsitzende. Der „Großkampftag“ beginnt eigentlich bereits am Mittwoch frühmorgens in den Niederlanden, wo unser Florist Peter Daemen 170000 Schnittblumen auf einer Auktion ersteht und per Lastwagenlieferung nach Bad Ems liefert. „Im Vorfeld werden hierzu ganze Dahlienfelder für unseren Blumenkorso abgeerntet. Zwei große Kühllaster liefern die Blumen dann zu uns an die Lahn. Wenn die 1200 Helfer um 6 Uhr loslegen, stehen die bestellten Mengen bereits an jedem Wagen. Insgesamt benötigen wir 1,5 Millionen Dahlien für unseren Blumenkorso“, so Bernd Geppert, der die Blumen je Farbe in Quadratmetern bestellt. Zusätzlich gehen 13 Floristen ans Werk und verschönern die Wagen mit Blumengestecken. Die Blumenköpfe werden den Vereinen in Kisten geliefert und zur Fertigstellung der Motivwagen zur Verfügung gestellt.
150 Blüten pro Quadratmeter
Bevor die Blütenköpfe jeweils einzeln in die montierten Styroporplatten gesteckt werden können, müssen zunächst die Wägen hergerichtet werden. Die Unterbauten werden in der Regel aus den Vorjahren übernommen und aufwendig von den einzelnen Vereinen restauriert.

Der Geruch von frisch geschweißten Metall und das leichte Dröhnen von Kompressormotoren liegt in der Luft, als Bernd Geppert aus der Halle ins Freie tritt und auf die verschiedenen Vereinshütten zeigt, die auf dem gesamten Vereinsgelände verteilt sind. „Die Vereine stellen die Freiwilligen und die Arbeitszeit zum Wagenbau, wir vom organisierenden Marktverein stellen das gesamte Baumaterial wie Holz und Styropor zur Verfügung“, erklärt der Vorsitzende, dem besonders die hohen Materialpreise dieses Jahr etwas Sorgen bereiten. Insgesamt muss Bernd Geppert Kosten im mittleren sechsstelligen Bereich stemmen. „Das Ganze geht natürlich nur, wenn die Leute Eintritt für den Blumenkorso zahlen. Ohne Eintrittskarte kommt man nicht auf die Korsostrecke“, erklärt der emsige Bad Emser, der sich schon auf zahlreiche Besucher zum Marktsonntag freut. Auch Werner Simmert kann es kaum erwarten, dass es Ende August mit dem Blumenkorso wieder los geht. Für den St. Martins-Chor ist es bereits der 45. Wagen, der in diesem Jahr gebaut wird. „Es wirklich schön, dass jung und alt gemeinsam anpacken, um unseren Motivwagen fertigzustellen.“ Der Bad Emser Chor gestaltet ein farbiges Notenband, das in einen Konzertflügel mündet. „Wir geben damit Beethovens ‚Ode an die Freude‘ eine neue Bedeutung. Wir möchten zeigen, dass die Kraft der Musik den Frieden bringen kann“, meint Werner Simmert bezugnehmend auf den laufenden Krieg in der Ukraine und zeigt stolz den Wagenplan, der maßstabsgetreu im Computer vorab berechnet wurde. Auf dem Wagen montiert Matz Hildesheim mit einem weiteren Helfer Spanholzplatten. Der 15-jährige Chorsänger hilft gerne mit und schwingt eifrig den Hammer. Steht der Kastenrahmen, werden die Styroporplatten montiert, auf denen dann schließlich 150 Blüten pro Quadratmeter gesetzt werden.
Fantasievolle Unterwasserwelt
So unterschiedlich die Motive, so unterschiedlich ist auch die Bauart der Wagen. Je filigraner, desto mehr Zeit und Schweiß müssen die Helfer in ihre Motive investieren. So beispielsweise die Christdemokraten, die dieses Jahr zwei gespiegelte, sich zueinander gewandte Fische für ihren Wagen gestalten. Die gesamte Konstruktion, die vor ihrer Vereinshütte steht, wird aus einem Metallrahmen gefertigt, dessen Teile aufwendig gebogen, gehämmert und zusammengeschweißt werden müssen. „Die Schleifmaschine ist bei uns häufig im Einsatz“, merkt Dirk Reckenthäler an.


Zusammen mit fünf Parteifreunden tüftelt er seit Mai an der Konstruktion, die fertiggebaut eine Unterwasserwelt darstellen soll. Beim Umzug sollen zwei Personen auf dem Wagen stehen und große Seifenblasen versprühen. Bei der Konstruktion achten die Wagenbauer auch an die maximale Dachhöhe der Wagen, die nicht höher als 4,80 Meter betragen darf. „Alle Wagen passieren auf ihrer Route den Torbogen am Kurhotel. Das ist die einzige gestalterische Einschränkung, die wir als Marktverein vorgeben“, erklärt Bernd Geppert.
Auch wenn alle Teilnehmer bereits im „Korsofieber“ sind, sehen viele schon mit einem weinende Auge dem Dienstag nach dem Blumenkorso entgegen: „Dann werden viele ein Tränchen verdrücken, wenn alles wieder rum ist und wir die Wagen abbauen.“ Zum Abriss werden leckere Schweinshaxen kredenzt – ein kleines Dankeschön für die rund 25000 ehrenamtlich geleisteten Stunden, die beim Bau der Wagen dieses Jahr insgesamt zusammengekommen sind. cm