Aufbau war früher ein Spektakel
Als Großvater Julius und Vater Herbert Meyer mit den Fahrgeschäften nach Bad Ems kamen, wurde jedes Jahr über den Bach hinweggebaut. „Da war der Aufbau schon ein großes Spektakel für sich. Allerdings war das alles viel mehr Handarbeit als heute. Die schweren Platten mussten alle manuell gewuppt werden. Jeder musste mit anpacken, damit der Autoscooter in Betrieb genommen werden konnte“, erzählt Hebert Meyer. Heute spart man sich die Zeit, erklärt der erfahrene Schausteller. Seit 2002 besitzt die Familie einen Autoscooter in Mittelwagenbauweise, bei dem die Teile ausgefahren werden können. In früheren Jahren kamen die Meyers auch mit sogenannten Hully-Gully-Fahrgeschäften nach Bad Ems. Was sich zunächst nach einem wilden Partytanz anhört, ist eine Jahrmarktsattraktion, bei der sich die Sitze am Rand einer sich drehenden und schräg stehenden Scheibe befinden. Einige Male waren sie auch mit einem Kinderkarussell vor Ort.
Hohen Preise machen sich bemerkbar
Nachdem die Corona-Krise das Geschäft der Schaustellerfamilie in den letzten zwei Jahren eingetrübt hat und die Stimmung gesamtgesellschaftlich etwas im Keller war, sieht Herbert Meyer seit Ostern wieder viele lachende Gesichter. Ein Umstand, der den Fahrunternehmer sehr freut: „Es war einfach zu spüren, dass die Menschen einen unglaublichen Nachholbedarf am Feiern hatten. Sie wollten raus und etwas erleben. Das normalisiert sich langsam aber etwas“, findet Herbert Meyer, dem allerdings die hohe Inflation etwas Sorgen bereitet: „Die Rekordpreise für Energie machen sich bemerkbar. Das ist nicht schön. Aber wir machen das Beste draus.“ Seit einiger Zeit ist er selbst „Senior“ in seiner Firma. Sein Sohn Herbert jr. ist nach seiner Tischlerlehre in die Firma mit eingestiegen und packt kräftig mit an. Im Umkreis von 120 Kilometern um den Stammsitz Neuwied beschicken die Meyers zahlreiche Feste – vom Westerwald bis ins Nahetal.
Großvater war Mitbegründer des Bartholomäusmarktes
Im Jahr 2020 hätte das Schaustellerunternehmen eigentlich 150-jähriges Bestehen gefeiert – ein glücklicher Umstand, der besonders Großvater Julius Meyer zuzusprechen ist. Im Zweiten Weltkrieg hatte die Familie nämlich alles verloren. Sie wurden von den Nationalsozialisten verfolgt, die den Fuhrpark der Schaustellerfamilie in Flammen aufgehen ließen. „Mein Großvater musste in der Nachkriegszeit unternehmerisch wieder von Null anfangen. Das war keine einfache Phase in der Familiengeschichte. Dafür setzte er direkt auf moderne Standards. Die Zeit, in der ein Kinderkarussell per Hand angekurbelt werden musste, waren endgültig vorbei“, berichtet Herbert Meyer und erzählt, dass Großvater Julius nicht nur ein großartiger Unternehmer war, sondern sich auch ehrenamtlich mit der Mitbegründung des Trägervereins des Bartholomäusmarktes ein kleines Denkmal in Bad Ems setzte. Auch deshalb ist die Teilnahme am Volksfest selbstverständlich: „Bad Ems ist wie daheim. Das ist Familientradition. Das steht nie in Frage.“ cm