Greendustrial – Auf dem Weg zur grünen Industrie

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Greendustrial – Auf dem Weg zur grünen Industrie

Damit ein nachhaltiges, wirtschaftlich starkes Europa für die kommenden Generationen zur Verfügung steht

Umweltbewusstes und nachhaltiges Handeln ist eine Gesellschaftsaufgabe, der sich die Mitgliedstaaten der Europäischen Union über den Green Deal verpflichtet haben. Nach Vorgaben der Bundesregierung sollen bis zum Jahr 2030 die Treibhausgas-Emissionen um ein Drittel reduziert werden. Die Industrie gilt in Deutschland als zweitgrößter Verursacher von CO₂. Somit sind insbesondere Wirtschaftsunternehmen aufgefordert, ihren Beitrag auf dem Weg zur Klimaneutralität zu leisten. Je nach Branche sind hiermit große Anstrengungen und Herausforderungen, aber auch Chancen und Innovationspotenziale verbunden, die es zu bewegen gilt.

Politische Förderprogramme unterstützen Betriebe im Transformationsprozess. Die notwendigen technologischen Innovationen, strategischen Verfahren und Anforderungen sind dabei sehr individuell. Es wird etwa nur mit massiven Investitionen in Maschinen und Know-how gelingen, die Stahlproduktion unabhängig vom Energieträger Kohle zu stellen. Doch nicht nur große Produktionsbetriebe setzen sich mit ihrem ökologischen Fußabdruck auseinander. Nachhaltiges Denken und Handeln betrifft kleine Betriebe, den Mittelstand, Dienstleister und Großindustrie gleichermaßen.

Transformation benötigt Know-how
Gut ausgebildete Fach- und Führungskräfte sind entscheidend für einen erfolgreichen Umwandlungsprozess. Der Umwelt-Campus in Birkenfeld bildet Studierende interdisziplinär und nachhaltigkeitsorientiert in Technik, Informatik, Wirtschaft und Recht zu Gestaltern der Zukunft aus. Dabei arbeitet die Hochschule in Projekten eng mit regionalen Unternehmen zusammen. Studierende profitieren so von einer praxisnahen Ausbildung, die sie bestmöglich auf spätere Arbeitgeber und Aufgaben vorbereitet.

„Deutschland kann zu einem weltweiten Vorreiter für die grüne Transformation werden“, erklärt Professor Dr. Henrik te Heesen, Vizepräsident für Forschung der Hochschule Trier und Studiengangsleiter „Erneuerbare Energien“ am Umwelt-Campus Birkenfeld. „Die Prozesse sind umstellbar. Es braucht Mut, die richtigen Entscheidungen zu treffen und diese dann auch umzusetzen.“ Seiner Einschätzung nach hemmen aktuell übermäßige Bürokratie und Unsicherheiten den Innovationsdrang. Er betont: „Klimaschutzdiskussionen werden aktuell sehr emotional geführt. Wir sollten dringend auf die Sachebene zurückkehren. Unternehmen brauchen eine eindeutige Perspektive, um Planungssicherheit für Investitionen zu ermöglichen.“ Die Lernkultur am Umwelt-Campus ist entsprechend innovativ, international, nachhaltig und digital. Die Studierenden werden motiviert, mutige Entscheidungen zu treffen und zu verteidigen.

Investitionen in die deutsche Wirtschaft
Die Zusammenarbeit der Hochschule mit Unternehmen zeigt, dass Industrien in Rheinland-Pfalz und darüber hinaus von grüner Technologie profitieren. Professor Dr. Klaus Helling, Dekan des Fachbereichs Umweltwirtschaft/Umweltrecht am Umwelt-Campus Birkenfeld verdeutlicht: „Maschinenbau ist eine Schlüsselindustrie, wenn es um grüne und digitale Transformation geht. Es gibt viele Unternehmen in der Region, die mit innovativer Ingenieurskraft den Wandel mitgestalten können. Fachkräfte, die wir hier am Campus ausbilden, können gezielt beim Aufbau der grünen Industrie helfen.“ Er betont: „Es ist uns wichtig, dass die Absolvierenden ihren Beitrag zur Nachhaltigkeit kennen und diesen auch vorleben.“ Beide Professoren sind davon überzeugt, dass Nachhaltigkeit das Geschäftsmodell der Zukunft ist. Nachhaltige Unternehmen hätten klare Vorteile im Wettbewerb um Investitionskapital und Fachkräfte.

Investitionen in grüne Technologien dürfen nicht nur aus Brüssel oder Berlin kommen, sie müssen auch aus der Wertschöpfung heraus entstehen. Pioniergeist ist gefragt, Unternehmertum und Mut. te Heesen ist überzeugt: „Wenn große Unternehmen vorweg gehen, werden kleinere folgen. Dabei sollten wir europäisch denken und die Vorteile der Diversität nutzen. Wasserstoff kann aus Norwegen kommen, Solarenergie aus Spanien. Gebündelt mit unserer langjährigen Erfahrung können erneuerbare Energien bestmöglich genutzt und verteilt werden.“ Helling ergänzt: „Wir dürfen keine Angst vor dem globalen Wettbewerb haben. Die USA und China fördern ihre Wirtschaft massiv, das sollten wir auch tun.“ Die Experten vom Umwelt-Campus sind sich einig. Junge Menschen in Europa brauchen eine Perspektive und die grüne Transformation bietet eine Vielzahl an Chancen.

Schlüsseltechnologien fördern
Damit diese gelingt, müssen Schlüsseltechnologien ausgebaut werden und nachhaltig zur Verfügung stehen. In erster Linie betrifft das die ausreichende Verfügbarkeit von erneuerbaren Energien für Strom und Wärme. Speicherlösungen sind gefragt. Damit grüner Wasserstoff zum Motor der Schwerindustrie werden kann, sind Partner nötig, die diesen verlässlich liefern.

Nachhaltiges Wirtschaften setzt zudem voraus, dass echte zirkuläre Geschäftsmodelle noch an Bedeutung gewinnen. Wertstoffkreisläufe, die ein besseres Recycling von Kunststoffen, Metallen und Seltenen Erden möglich machen, erhöhen die Unabhängigkeit von internationalen Rohstoffmärkten. Am Umwelt-Campus wird in diesem Bereich dauerhaft geforscht und entwickelt. Auf dem Weg zur CO₂-Neutralität wird zudem die Einlagerung von Kohlenstoff in Böden eine besondere Rolle spielen. Böden sind der größte Speicher für Kohlenstoff. Wiederaufforstung und die Renaturierung von Mooren bilden einen ersten Ansatz. „Wir haben die natürlichen Senken bisher nicht ausgeschöpft. Da gibt es großes Potenzial, an dem wir hier am Campus weiter forschen“, verdeutlicht Helling.

Grüne Industrien sind die Zukunft, davon sind Helling und te Heesen überzeugt. Es bedarf Klarheit, politischer Wille und gesellschaftliche Akzeptanz gleichermaßen, damit für die kommenden Generationen ein nachhaltiges, wirtschaftlich starkes Europa zur Verfügung steht.


Fotos. Hochschule Trier / AdobeStock Greendustrial