FV Engers: Ein Spiel für die Ewigkeit

Interview mit dem Kapitän des FV Engers, Christian Meinert, über das Pokalduell mit Eintracht Frankfurt, die besondere Vorfreude im Team und seine Rolle als erfahrener Führungsspieler.

16. August 2025
FV Engers: Ein Spiel für die Ewigkeit

Fotos: Jörg Niebergall

Für ihn ist es schon das dritte DFB-Pokalspiel – und doch ist es auch für ihn etwas ganz Besonderes: Der Engerser Kapitän Christian Meinert hat bereits gegen Fortuna Düsseldorf und Arminia Bielefeld gespielt, ein Kaliber wie Eintracht Frankfurt ist aber auch für den 33-Jährigen neu. Dabei wäre sein Wunschgegner eigentlich ein anderer gewesen. 

Herr Meinert,in ein paar Wochen ist es so weit, das DFB-Pokalspiel gegen Champions-League-Teilnehmer Eintracht Frankfurt steigt. Wie groß ist die Vorfreude?

Die ist natürlich riesig. Sicherlich auch, weil es bei uns fast kein anderes Thema mehr gibt als die Eintracht. Das begann mit der Auslosung im Deutschen Fußballmuseum in Dortmund, ging dann weiter mit den Planungen, dazu gehörte auch die Suche nach einem geeigneten Spielort, und mit täglichen Anfragen von Freunden, Arbeitskollegen und Bekannten, ob es noch Karten für das Spiel gibt. Das Ganze wird uns auch noch bis kurz vor dem Spiel begleiten und das steigert die Vorfreude natürlich noch. Für jeden Einzelnen ist das das absolute Highlight. Ich habe ja schon mit Rot-Weiss Koblenz im Pokal gegen Fortuna Düsseldorf und mit Engers gegen Arminia Bielefeld gespielt, aber Frankfurt ist, ohne den anderen zu nahe treten zu wollen, noch einmal eine andere Hausnummer.

 Dabei hätten Sie sich eigentlich einen anderen Gegner gewünscht.

 Wenn ich es mir hätte aussuchen dürfen, wären es Dortmund oder Köln geworden. Dortmund, weil ich leidenschaftlicher BVB-Fan bin und Köln aufgrund der räumlichen Nähe. Aber das bedeutet keinesfalls, dass ich mich nicht über das Los Eintracht Frankfurt freuen würde. 

Sie waren bei der Auslosung der ersten Runde in Dortmund mit dabei. Wie war das Erlebnis für Sie und was war Ihr erster Gedanken, als die Kugel mit dem Eintracht-Wappen geöffnet wurde?

Erst einmal habe ich mich total gefreut, dass ich mit dabei sein durfte. Allein das Drumherum war für mich schon ein tolles Erlebnis. Ich war noch nie im Fußballmuseum und es war für mich als Fan und Aktiver eine schöne Sache, die ganze deutsche Fußballgeschichte einmal so komprimiert zu sehen und zu erleben. Ich habe da schon gesagt, dass mich noch nie ein Museum so sehr interessiert hat wie das. Und dann, als das Los gezogen wurde, war mein erster Gedanke: Geil, wir spielen gegen Akteure wie Mario Götze, Kevin Trapp und Robin Koch. Ich gehe nicht davon aus, dass wir so ein Spiel gegen so einen Gegner noch einmal erleben dürfen – und entsprechend fiebert man dem Ganzen seitdem entgegen. 

Will das Pokalerlebnis einfach nur genießen: FVE-Kapitän Christian Meinert.
Will das Pokalerlebnis einfach nur genießen: FVE-Kapitän Christian Meinert.

Wie viele Nachrichten haben Sie im Anschluss an die Auslosung bekommen?

Sehr viel (lacht). Familie, Freunde, Bekannte, die haben sich natürlich auch alle gefreut. Es gab zum einen Glückwünsche für das tolle Los, zum anderen aber auch direkt Anfragen, wie es mit Karten aussieht, wann das Spiel wo stattfindet.

Wie geht man als Amateur, der auf dem Papier absolut chancenlos ist, so ein Spiel an?

Das ist eine gute Frage, über die ich mir auch schon so meine Gedanken gemacht habe, auch in meiner Funktion als Kapitän. Ich bin der Meinung, dass man jedes Spiel so angehen muss, dass man es gewinnen will, egal, wie das für Außenstehende klingen mag. Sicher ist, dass wir kämpfen und unser Bestes geben werden und dann schauen wir, was am Ende dabei rauskommt. Ich habe schon ein ähnliches Interview damals vor dem Düsseldorf-Spiel gegeben und da habe ich auch gesagt, dass die natürlich möglichst alle ihre Chancen verballern und wir die eine Möglichkeit nutzen müssen. Das wäre hier nicht anders, um eine Sensation, denn das wäre ein Engerser Sieg natürlich, zu schaffen. Vor allem aber lautet die Zielsetzung, ein gutes Spiel zu machen, ganz unabhängig davon, welches Ergebnis am Ende auf der Anzeigetafel steht. Wir wollen für uns und für unsere Fans ein schönes Spiel haben, werden uns dabei sicherlich nicht hinten reinstellen und uns einigeln. 

Inwieweit können die jungen Spieler von Ihrem Erfahrungsschatz profitieren, was geben Sie ihnen mit auf den Weg?

Ich werde vor dem Spiel auch aufgeregt sein, das bin ich vor jedem Spiel. Aber da wird es sicherlich noch einmal eine besondere Anspannung sein, schließlich spielen wir vor fast 10.000 Zuschauern. Ich denke, wir müssen es so angehen wie immer, müssen fokussiert sein, sollten uns aber nicht zu sehr verrückt machen lassen, sondern das tolle Erlebnisgenießen.

Ligaalltag auf der einen, das gefühlt allgegenwärtige Pokalspiel auf der anderen Seite – wie bekommt die Mannschaft den Spagat hin?

Das Spiel gegen Frankfurt ist am präsentesten, schwebt über allem, aber wir müssen natürlich diesen Spagat hinbekommen, dürfen den Fokus nicht nur auf den Pokalrichten, sondern uns auch bestmöglich auf die vorher anstehenden Spiele vorbereiten. Erst in der Woche vor dem Frankfurt-Spiel sollte sich dann der sportliche Fokus darauf richten. 

Da werden auch Parallelen zu dem Rheinlandpokal-Finale deutlich, das die letzten Wochen der Vorsaison bestimmte. Inwieweit spielen Gedanken an eine mögliche Verletzung und damit an einem Nicht-Mitwirken am DFB-Pokalspiel eine Rolle?

Für mich spielen die keine Rolle und ich denke, alle sind gut beraten, wenn sie ähnlich an die Sache gehen und nicht zurückziehen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass gerade dann etwas passiert, wenn man versucht, sich zu schonen. Sollte dann doch etwas passieren, dann ist es so, dann kann man es nicht ändern.

Sie sind mittlerweile 33, für Sie könnte es das letzte Highlightspiel dieser Art sein. Geht man das dann noch einmal anders an?

Ich hoffe ja nicht, dass es das letzte Spiel dieser Art für mich ist (lacht). Ich würde aber sagen, dass ich die Spiele gegen Bielefeld und Düsseldorf schon besonders aufgesaugt habe. Wenn man älter, erfahrener und reifer wird, hat man vermutlich noch mal einen anderen Blick auf die Dinge, kann sie vielleicht noch mehr genießen. 

Das heißt auch, dass Sie noch nicht wirklich ans Karriereende denken?

Nein, das tue ich nicht. Wenn ich fit bleibe und Engers mich weiterhin haben will, dann kann ich mir vorstellen, auch noch mehr als eine Saison zu spielen. Mir macht es Spaß, ich fühle mich sehr wohl beim FVE, wir haben eine tolle Mannschaft, einen super Trainer und ein gutes Umfeld.

Es ist die erste Saison mit dem neuen Coach Julian Feit – nach 13 Jahren Sascha Watzlawik beim FVE – wie ist Ihr bisheriger Eindruck?

Durchweg positiv. Julian ist ein super umgänglicher Typ, der klar sagt, was er von uns Spielern fordert, und das auf lockere und sympathische Art. Ich kann natürlich nur für mich sprechen, denke aber, dass die anderen Jungs das auch so sehen: Ich bin froh, dass Julian unser Trainer ist. 

Der FV Engers ist derzeit gefühlt in aller Munde. Glauben Sie, dass der Rheinlandpokalsieg und das Traumlos das Image zusätzlich verbessert haben?

Dadurch, dass wir eine vernünftige Oberligasaison gespielt und den Rheinlandpokal gewonnen haben, stehen wir natürlich im Rampenlicht. Das wurde durch das Los Eintracht Frankfurt noch einmal verstärkt. Das hat sich der Verein, das hat sich die Mannschaft auch verdient.

Zum Schluss noch: Ihr Tipp fürs Spiel? Ich kann ja nicht sagen, dass wir verlieren. Also: 1:0 für Engers (lacht).

Das Interview führte Sina Ternis