Der größte Schwachpunkt, was den Wassereintritt an Wohngebäuden anbelangt, liegt im Bereich des Sohl-Wandanschlusses erdberührter Kellerwände. An diesem Übergang ist die Gefahr von Durchfeuchtungen am stärksten gegeben. Wieso?
Die Platzverhältnisse in den Arbeitsräumen sind oft beengt und je nach Witterung ist der Laufbereich schlammig und tief. Die höchst anspruchsvollen Abdichtungs- und Dränarbeiten werden meist in gebückter Haltung ausgeführt, wobei vom Facharbeiter eine besondere Sorgfalt in der Ausführung verlangt wird. Die Qualität der Arbeit kann an dieser Stelle an einem rein menschlichen Problem, dem körperlichen Anspruch leiden.
Hilfreich sind ausreichend breit bemessene Arbeitsräume und eine umlaufend ausgeführte Sauberkeitsschicht, die das Arbeiten wesentlich erleichtert. Auch sollten die Arbeiten von Abdichtungsfachleuten ausgeführt werden, die in der Vorgehensweise geschult sind. Eine gute maschinelle und werkzeugmäßige Ausstattung erleichtert zusätzlich die Herstellung der Abdichtung auf einem hohen Qualitätsniveau.
Der Bauleiter unterliegt bei kritischen Bauabschnitten wie bei der Bauwerksabdichtung und Dränung einer erhöhten Bauüberwachungspflicht.
Zum Fall:
An einem Einfamilienhaus in Hanglage kam es nach den starken und andauernden Regenfällen im Frühjahr 2024 zu massiven Ausblühungen an Putzoberflächen der erdberührten Kelleraußenwände. Die Durchfeuchtungshöhe der Putzschicht betrug vom Fertigfußboden aus ca. 40 Zentimeter. Die Feuchtemesswerte lagen im Maximalbereich des eingesetzten Feuchtemessgerätes.
Aufgrund hochwertig hergestellter Außenanlagen bat der Eigentümer den Sachverständigen um eine Schadenslösung von innen. Eine kostspielige Wiederfreilegung mit Neuabdichtung der Kelleraußenwände wollte er unbedingt vermeiden.
Was sind die Ursachen solcher Durchfeuchtungen?
Folgende Ursachen können ursächlich für solche Durchfeuchtungen sein:
• Nicht fachgerecht ausgeführte, außenseitige Abdichtungsausführung am Sohl-/Wandübergang
• Wassereinwirkungsklasse falsch eingeschätzt
• Veränderte Wassereinwirkung durch Klimawandel
• Verschiebung des Mauerwerkes (Schubriss) auf der Querschnittsabdichtung durch einwirkenden Erddruck
• Dränage verstopft, zu hoch verlegt, falsche Dränrohrwahl, Dränrohrdefekt, Verschlammung durch fehlende Vliesummantelung der Dränschicht und weitere Gründe.


Zur Lösung:
Die richtige Einschätzung für eine erfolgreiche Innenabdichtung sind erst nach einer umfassenden Bestandsaufnahme möglich. Dazu gehört im Wesentlichen die Kenntnis des Wandbaustoffes, der Wanddicke, vorhandene Querschnittsabdichtungen und die Qualität und Dicke der Bodenplatte. Natürlich spielen je nach Alter des Objektes noch weitere Aspekte eine Rolle.
Je nach Wassereinwirkungsklasse und Gegebenheiten kann zwischen unterschiedlichen Innenabdichtungsmöglichkeiten gewählt werden. Dabei ist zwischen oberflächig ausgeführten Abdichtungen, Abdichtungen durch Mauerwerksaustausch, Abdichtungen im Wandquerschnitt oder vor der Wand durch Vergelung von innen nach außen und innenseitigen, eingeklemmten Abdichtungen mit oder ohne Innenwanne zu unterscheiden.
Auch ist der Aufwand zum Nutzen zu bedenken. Dies hängt in der Regel vom Anspruch der Nutzer und den Möglichkeiten einer Innenabdichtung ab.
Manche Fälle können schlicht abdichtungstechnisch nicht den Wünschen der Nutzer entsprechend gelöst werden.
Als Königslösung bezeichnet der Sachverständige die nachträgliche Außenabdichtung, bei der in der Regel alle Schadensursachen beseitigt werden können, die zum Schaden geführt haben.
Im vorliegenden Fall wurde dem Eigentümer vom Sachverständigen zu einem Mauerwerksaustausch mit Blockabdichtung geraten. Diese Lösung muss in der Detailausführung geplant werden und ist mit einem Statiker abzuklären.
Zur Vermeidung von Kondensatbildung auf der Innenseite durch Taupunktunterschreitung ist eine kapillaroffene Innendämmschicht vorzusehen, die dem Mindestwärmeschutz zur Schimmelvermeidung nach DIN 4108-2: 2013- 02 entsprechen sollte.
Fazit:
Bei Feuchteeintritt in Kellerräume ist jeder Einzelfall zunächst umfassend hinsichtlich der Wassereinwirkungsklasse (Bodenfeuchte oder Druckwasser) und der Beschaffenheit der baulichen Gegebenheiten hin zu untersuchen. Weiterhin ist der Anspruch der Bewohner an die Kellerräume zu berücksichtigen.
Nach Abklärung aller Parameter muss die Möglichkeit einer Innenabdichtung hinsichtlich ihrer Wirksamkeit, Zuverlässigkeit und der Wirtschaftlichkeit abgewogen werden.
Fakt ist, dass Innensanierungen gut überlegt sein wollen. Betroffene sollten Lösungsvorschläge nachvollziehen können. Beizeiten scheitert die richtige Lösung an den finanziellen Möglichkeiten der Eigentümer. Manche Schadenslösung wird deshalb erst nach Jahren umgesetzt.