Jörg Unruh: ,,Wir haben hier die perfekte Plattform, um Logistik neu zu denken“

75 Jahre Erfahrung - Im Mittelrhein-Verlag ist die komplette Infrastruktur für eine komplexe Logistik vorhanden.

29. September 2023
Jörg Unruh: ,,Wir haben hier die perfekte Plattform, um Logistik neu zu denken“

Jörg Unruh ist der Geschäftsführer der Last Mile und erst seit Mai im Unternehmen. Der studierte Logistiker freut sich auf die vielen Möglichkeiten und Herausforderungen im Unternehmen. Foto: Jens Weber

1609,344 Meter misst eine (englische) Meile. 1609,344 Meter, die wichtig, sogar entscheidend sein können - nicht nur im Sport, wo der Meilenlauf zwar nicht olympisch, aber doch eine beliebte Disziplin ist. Deutsche Rekordhalterin ist übrigens Konstanze Klosterhalfen, die 2019 vier Minuten und 21 Sekunden für die Meile brauchte.

Ob Briefe, Zeitschriften, Magazine oder Tageszeitung: Im Mittelrhein-Verlag ist die komplette Infrastruktur für eine komplexe Logistik vorhanden. Fotos: Jens Weber
Ob Briefe, Zeitschriften, Magazine oder Tageszeitung: Im Mittelrhein-Verlag ist die komplette Infrastruktur für eine komplexe Logistik vorhanden. Fotos: Jens Weber

Für Logistiker ist die Meile eine wichtige Maßeinheit - genauer: die letzte Meile“. Gemeint sind die letzten Meter auf dem Lieferweg zur Haustür des Empfängers. Die Experten für diesen Streckenabschnitt im nördlichen Rheinland-Pfalz sitzen in Koblenz: Mittelrhein Last Mile heißt der Logistikdienstleister der Verlagsgruppe. Dahinter verbirgt sich viel mehr als die Zustellung von Zeitungen.

Jörg Unruh ist noch neu in Koblenz - nicht aber in der Branche: „Ich habe mich mein ganzes Berufsleben lang mit Logistik beschäftigt“, erzählt der 48-Jährige, der seit Mai Geschäftsführer bei Last Mile ist und gleichzeitig als Verlagsleiter auch die Technik des Mittelrhein-Verlags und somit des Druckhauses verantwortet. Dort ist auch sein Büro untergebracht - Unruh sitzt mittendrin, nicht weit entfernt von den hochmodernen Druckmaschinen, mit Blick aber auch auf den beständig anbrandenden und wegrollenden Lieferverkehr.

Das Druckhaus mit dem angeschlossenen Logistikzentrum ist der Knotenpunkt des gesamten Netzes an Lieferwegen, das nicht nur den Norden des Bundeslandes durchzieht, sondern bei Bedarf dank starker Partner bundesweit funktioniert. Ein Netz, ein Spinnennetz vielleicht hat Unruh deshalb ein großes Spiderman-Kunstwerk an der Wand hängen? Er winkt lachend ab: „Nein, nein... Das habe ich mal geschenkt bekommen, und weil es mir optisch gut gefällt, habe ich es an die Wand gehängt. Ich wollte nicht wie jeder Logistiker einfach nur irgendwelche Landkarten an der Bürowand hängen haben.“

Unruh hat Logistik studiert, dann für unterschiedliche Firmen in ganz verschiedenen Branchen gearbeitet, etwa für Levi's in den USA, später für Rewe den Lieferdienst aufgebaut, zuletzt bei der „Rheinischen Post“ die gesamte Logistik verantwortet. Warum ist er nach Koblenz gekommen? Weil wir hier eine perfekte Plattform haben, um Logistik neu zu denken“, sagt er und beschreibt, was er unter dieser Plattform versteht: „Wir haben die komplette Infrastruktur einer mittelständischen Spedition, wir haben Lager, Fahrzeuge, Zusteller, eine Retourenabwicklung ... Wir haben aber als Medienhaus noch viel mehr wir haben Profis für Vermarktung, für Printgestaltung, Druck, natürlich auch und vor allem fürs Onlinegeschäft, ein Kunden-Service-Center. Wir können unseren Kunden die ganze Palette anbieten.“ 11

Es sind diese Möglichkeiten, die bei Jörg Unruh und seinem Team die Kreativität sprießen lassen. Laufend entstehen neue Ideen und Gedanken - welche Dienstleistung kann das Unternehmen möglichen Kunden anbieten, welches Problem kann es lösen? „Beispielsweise stellen sich Einzelhändlern in unserer Region Aufgaben und Probleme, die bekommt man als Einzelner kaum gelöst. Aber da können wir als Verlag doch helfen.“ Unruh spricht etwa davon, bestellte Waren noch am selben Tag zuzustellen - das Zustellnetz der Last Mile macht das möglich. „Wir können das einem Händler anbieten - wir können ihm als Haus aber auch einen passenden Shop für seine Internetseite programmieren und das Ganze dann auch noch wirkungsvoll bewerben - auf allen Kanälen, in Print wie digital. Wir können Reichweite herstellen wie sonst fast niemand. Dafür haben wir hier Vollprofis sitzen.“

Bei Last Mile werden solche Geschäftsmodelle gezielt entwickelt und professionell analytisch begleitet (Business Development). Unruh freut sich über Anfragen, ist im Gespräch mit Unternehmerinnen und Unternehmern aus der Region. Wir wollen bald erste Testballone steigen lassen.“

Neues auszuprobieren, ohne die Tradition zu vergessen - das scheint das Motto zu sein. Denn Kernprodukt ist und bleibt die Zeitungszustellung - darin hat das Haus inzwischen 75 Jahre Erfahrung.

An sechs Nächten in der Woche sind Tausende Zusteller im Verbreitungsgebiet unterwegs - mit bemerkenswerten Zuverlässigkeitswerten. „Wir haben eine Reklamationsquote von 2,5 Promille. Das bedeutet, dass wir 99,75 Prozent der Sendungen akkurat zustellen. Davon träumt jeder Logistiker“, sagt Unruh, der nicht müde wird, die Arbeit der Zustellerinnen und Zusteller zu loben, die sich von nächtlichen Arbeitszeiten eben sowenig abhalten lassen wie von Schnee und Eis. Solche Leute werden immer gesucht - die flexible Zeiteinteilung wird geschätzt, ebenso die faire Bezahlung (Nachtzuschläge!).
Infos: https://werdezusteller.de/

Die Zusteller sind das entscheidende Puzzleteil, findet Unruh - denn sie gehen eben die berühmte letzte Meile“ zur Haustür, zum Briefkasten des Endkunden. Sie kennen den Weg - und können dabei durchaus auch noch mehr mitnehmen als die Zeitung. „Hybridzustellung“ lautet das Schlagwort, Unruh spricht von Warensendungen, die parallel zur Tageszeitung zugestellt werden können. „Als regionaler Logistiker besetzen wir hier eine Nische.“

Regional: Das ist ein wichtiges Stichwort für Jörg Unruh, der gebürtig aus der Frankfurter Ecke kommt, nun am Mittelrhein seine berufliche Heimat gefunden hat. „Wir sind ein regionaler Player, man kennt uns - wir sind nicht irgendeine Agentur, wir sind bekannt für eine hervorragende Dienstleistung, und das seit Jahren.“ Das bietet in seinen Augen die Möglichkeit, all das zu tun, was an Visionen in seiner Firma entsteht und ausgearbeitet wird. „Ein Stück weit finden wir hier in diesem Bereich eine grüne Wiese vor - es ist nun unsere Herausforderung, diese Wiese zu bestellen, neue Wege zu gehen, ohne den Bestand zu gefährden.“

1609,344 Meter: In jüngster Zeit wird immer wieder davon gesprochen, dass man die „Extrameile“ gehen müsse, um Erfolg zu haben. Bei Last Mile scheut man weite Wege nicht. Tim Kosmetschke

Die Zahlen allein im Zustellbereich der Last Mile sind gewaltig: 6 500 Zusteller stellen wöchentlich 750 000 Anzeigenblätter. 65 000 Postsendungen und täglich 192 000 Tageszeitungen in 1150 Orten und Gemeinden bundesweit zu. Weitere Infos: https://mittelrhein-lastmile.de/