75 Jahre Mittelrhein Verlag: Die Anfänge des Zeitungsdrucks

Den Beruf des Schriftsetzers gibt es in der damaligen Form nicht mehr - Heute schickt der Redakteur die fertige Seite digital in die Druckerei

29. September 2023
75 Jahre Mittelrhein Verlag: Die Anfänge des Zeitungsdrucks

So wurde damals Zeitung gemacht. Schriftsetzer stehen an den Schränken und setzen aus einzelnen Buchstaben ganze Zeitungsseiten zusammen. Fotos: RZ-Archiv

Es war die Zeit der Winkelhaken und Bleibuchstaben - so wurde früher Zeitung gemacht. Der Setzschrank, aus mehreren Schubladen bestehend, wurde geöffnet und die einzelnen Buchstaben, auch Bleibuchstaben genannt, kamen zum Vorschein. Heute schier unvorstellbar, dass man für eine Zeitungsseite jeden einzelnen Buchstaben anfassen musste.

Damit das alles schnell ging, waren die Buchstaben sortiert. Nicht aber nach dem Alphabet. Die Häufigkeit war entscheidend, so hatte man schneller Zugriff auf die oft vorkommenden Bleisätze. Mit einem Winkelhaken wurden erst einmal die einzelnen Buchstaben zu einem Wort, dann zu einem Satz gesetzt. Bis schlussendlich eine komplette Zeitungsseite entstanden ist. Übrigens: Richtig schnelle Schriftsetzer, so die Berufsbezeichnung, waren fix beim Bau einer Seite. In einer Stunde konnten etwa 1100 Buchstaben per Hand bewegt werden. Und jene Seite hatte dann ihr Gewicht. Gute 35 Kilogramm war sie schwer. Fertig war man aber noch lange nicht.

Von diesen gesetzten Seiten wurde eine sogenannte Mater, eine dicke Pappe, geprägt. Aus der dann schließlich eine schwere Bleiplatte gegossen wurde. Jetzt erst konnte gedruckt werden. Die Bleiplatte wurde in der Druckmaschine verbaut und die Zeitung wurde auf Papier gebracht.

Im Buchstabenkasten der Schriftsetzer fanden sich auch besondere Elemente. Schreibschriften beispielsweise. Diese Buchstaben wurden unter anderem für Verlobungs- und Hochzeitsanzeigen verwendet. Denn auch die Anzeigen mussten damals per Hand gesetzt werden.

200 dieser Setzschränke gab es früher in der Setzerei. Erst als die automatischen Setzmaschinen Einzug in die Druckerei des Mittelrhein-Verlags fanden, sah man von den Schränken nicht mehr viel. Die Technik wurde besser und intelligenter und dann irgendwann vom Fotosatz verdrängt.

2023 gibt es schon lange keine Schriftsetzer mehr. Diese Aufgabe haben schlichtweg die Redakteure am Computer übernommen. Sie schreiben und layouten selbst auf den täglich zu produzierenden Seiten. Und das müssen sie nicht einmal mehr in der Redaktion tun. Mobile Medien machen die Produktion der Rhein-Zeitung, und natürlich auf rhein-zeitung.de, von überall möglich.

Die digitalisierten Plattenbelichter Seiten werden in sekundenschnelle an die Druckerei zum geschickt. Und so kann in kürzester Zeit die Rhein-Zeitung durch die Druckmaschinen laufen. Winkelhaken und Setzschrank sucht man indes vergebens im Mittelrhein-Verlag. Die teils körperlich schwere Arbeit des Schriftsetzers ist weggefallen. Den Beruf, der mal ein richtiger Handwerksberuf war, gibt es heute in der Form nicht mehr.

Jens Weber