In einer Zeit, in der das Dritte Reich die Schlagzeilen beherrschte, brachte ein Sportler aus Bad Kreuznach Licht in die dunkle Seite der Geschichte. Konrad Frey, Mitglied des MTV Bad Kreuznach, feierte bei den Olympischen Spielen in Berlin einen außergewöhnlichen Erfolg. Mit drei Goldmedaillen - je eine am Barren, am Pauschenpferd und in der Mannschaftswertung-, einer Silbermedaille am Reck und zwei Bronzemedaillen - eine im Bodenturnen und eine im Einzelmehrkampf - eroberte er nicht nur das Siegerpodest, sondern auch die Herzen seiner Heimatstadt.
Der am 24. April 1909 geborene Frey zeigte schon in jungen Jahren sein außergewöhnliches Talent im Kunstturnen. Sein Aufstieg in der nationalen Turnszene war bemerkenswert und er galt bald als einer der führenden Turner Deutschlands. Seine herausragenden Leistungen bei den Olympischen Spielen 1936 krönten ihn zum erfolgreichsten Turner der Spiele und festigten seinen Ruf als einer der besten deutschen Sportler seiner Disziplin.
Am 12. August 1936 stand Frey im Mittelpunkt der Lokalberichterstattung des Oeffentlichen Anzeigers, eine Ehre, die in jenen Jahren nur selten einer lokalen Persönlichkeit zuteil wurde. Neben dem frisch ernannten deutschen Botschafter in London, von Ribbentrop, erschien er auf der Titelseite. Die Zeitung widmete ihm eine ganze Seite mit vier Fotos - eine besondere Würdigung in einer Zeit, in der Fotos in Zeitungen noch eine Seltenheit waren.
Diese Leistung war nicht nur ein sportlicher Triumph, sondern auch ein stolzer Moment für Bad Kreuznach. Der Oeffentliche Anzeiger berichtete ausführlich über die Wettkämpfe, dank der ständigen Updates von Carl Schenk, einem Kreuznacher im Pressebüro der Olympischen Spiele. Bereits am Vortag wurden Aushänge in der Geschäftsstelle in der Hochstraße aufgehängt, um die Bürger über den Verlauf der Wettkämpfe zu informieren.
Die Rückkehr des Olympiasiegers wurde jedoch von den Nazis propagandistisch ausgenutzt. Der Oeffentliche Anzeiger vom 19. August 1936 rief die Hitlerjugend, den Bund deutscher Mädel, Jungmädel und andere Parteigliederungen auf, sich zu versammeln und Frey zu feiern. Für jedes Jungmädel war es Pflicht, in tadelloser Uniform zu erscheinen.
Nach seiner aktiven Turnerlaufbahn wandte sich Frey dem Lehrerberuf zu. Er wurde Turn- und Sportlehrer im Schulverband Bad Kreuznach und später Fachberater für Schulsport. Trotz der politischen Instrumentalisierung seiner Erfolge blieb Konrad Frey ein Symbol für Sportsgeist und Lokalstolz. Seine Leistungen bei den Olympischen Spielen 1936 sind ein unvergessliches Stück Bad Kreuznacher Sportgeschichte und ein leuchtendes Beispiel für herausragende Leistungen in schwierigen Zeiten. Sein Vermächtnis als Turner, Lehrer und Berater ist bis heute in der Region spürbar und wird in Erinnerung bleiben. Er verstarb am 24. Mai 1974 in Bad Kreuznach. red