„Es lebt kein Meister der Sprache, der im Stande wäre, Worte zu finden, welche die Wichtigkeit der Bedeutsamkeit der Tatsache anschaulich machen könnte, welche die gesamte Erde, soweit Telegraphendrähte gehen, bewegt. Diese Tatsache ist der Rücktritt des Fürsten Bismarck von allen seinen Ämtern, der Weggang des größten Mannes seiner Zeit von dem Felde der Wirksamkeit, auf welchem er Seinesgleichen nie gehabt.“ Mit dieser, aus der „Kölner Zeitung“ übernommenen Lobeshymne, die sich über fast die halbe erste Seite erstreckt, berichtet der Oeffentliche Anzeiger am Donnerstag, 20. März 1890, von Bismarcks Rücktritt vom Amt des Reichskanzlers. Der Schreiber versucht gar nicht, seine große Sympathie für Bismarck zu verschleiem. Die Vermischung der Nachricht und ihrer kommentierenden Bewertung war durchaus üblich.
Heute erwartet der Leser eine strikte Trennung zwischen dem Bericht über ein Ereignis und dem Kommentar des Redakteurs. So meldete der Oeffentliche Anzeiger die Rücktrittsabsicht des nordrheinwestfälischen Ministerpräsidenten Johannes Rau mit den vergleichsweise dürren Worten: „Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Johannes Rau (SPD) will bis Juni seine Ämter als Regierungschef und SPD-Landesvorsitzender niederlegen.“