In den vergangenen 175 Jahren erlebte die Region mehrere sondern auch das Leben und die Infrastruktur nachhaltig prägten.


Bereits im Januar 1918 wurde das Nahetal von einer der schlimmsten Überschwemmungen in seiner Geschichte heimgesucht. Der Öffentliche Anzeiger“ dokumentierte dieses Ereignis ausführlich in einer 16-seitigen Sonderausgabe, die unter dem Titel „Die große Wasserflut in Kreuznach und dem Nahetal am 16. Januar 1918“ erschien. Diese Ausgabe, gedruckt in einer beeindruckenden Auflage von 14.600 Exemplaren, beinhaltete eine Sammlung aller Originalberichte über das Hochwasser, das einen Wasserstand von 8,10 Metern erreichte. Bemerkenswert war auch ein Aufruf zur Hilfe für die Flutopfer, der von führenden Amtsträgern der Region unterzeichnet wurde.
In der Silvesternacht von 1981 auf 1982 wurde Bad Kreuznach erneut von einem schweren Hochwasser heimgesucht, das mit einer Höhe von 7,50 Metern als eines der katastrophalsten Naturereignisse des 20. Jahrhunderts in der Region gilt. Der „Öffentliche Anzeiger“ berichtete eindringlich von der „schlimmsten Nacht seit vielen Jahrzehnten“, in der die Innenstadt in Schlamm und Schmutz versank und ein Menschenleben forderte.
Nicht lange danach, kurz vor Weihnachten 1993, wurde das Nahetal wieder von einem verheerenden Hochwasser heimgesucht, das als Jahrhunderthochwasser bezeichnet wurde. Der höchste gemessene Wasserstand erreichte am Pegel in Bad Kreuznach 8,39 Meter. Die Folgen waren dramatisch: In der Kreisstadt Bad Kreuznach war die Fußgängerzone meterhoch überflutet, Menschen mussten mit Hubschraubern und Booten gerettet werden. Der „Öffentliche Anzeiger“ dokumentierte dieses Ereignis ausführlich in einer später veröffentlichten Broschüre mit dem Titel „Das Jahrhunderthochwasser 1993 in Bad Kreuznach“, deren Erlös den Hochwasseropfern zugutekam.


Knapp 13 Monate später, im Januar 1995, ereilte das Nahetal ein weiteres schweres Hochwasser. Obwohl der Wasserstand einen halben Meter unter der Marke von 1993 lag, richtete es Schäden in zweistelliger Millionenhöhe an. Der „Öffentliche Anzeiger“ reagierte mit mehreren Sonderseiten, darunter „Flut aus der Luft“, die eindrucksvolle Luftaufnahmen des Hochwassers zeigten.


Die Serie der Hochwasserereignisse im Nahetal führte zu intensiven Diskussionen und Maßnahmen im Bereich des Hochwasserschutzes. Nach rund sechsjähriger Bauzeit wurde 2004 der Hochwasserschutz in Bad Kreuznach abgeschlossen, was nicht nur die Sicherheit der Anwohner erhöhte, sondern auch die städtebauliche Aufwertung der Innenstadt zur Folge hatte. Die Maßnahmen kosteten etwa 22 Millionen Euro und zielten darauf ab, dass die Bewohner von Bad Kreuznach nie wieder von Hochwassern bedroht werden.
In 175 Jahren hat sich der „Öffentliche Anzeiger“ als ein unverzichtbares Medium erwiesen, das die Geschicke und Herausforderungen der Region dokumentiert und die Gemeinschaft in Zeiten der Not unterstützt hat. Die Hochwasserereignisse im Nahetal sind ein eindrückliches Beispiel dafür, wie eng Natur und menschliches Schicksal miteinander verwoben sind und wie wichtig eine verantwortungsbewusste Berichterstattung in Krisenzeiten ist. Harald Gebhardt/red