Fehlerkultur statt Schuldzuweisung: Wie Scheitern zum Führungsinstrument wird

Warum moderne Unternehmen Fehler nicht fürchten, sondern nutzen sollten

04. Juni 2025
Fehlerkultur statt Schuldzuweisung: Wie Scheitern zum Führungsinstrument wird

Wenn der Druck wächst, steigt auch die Fehlerwahrscheinlichkeit - eine offene Fehlerkultur schafft Entlastung. Foto: mapo - stock.adobe.com

Fehler passieren. Täglich, überall–auch in den besten Unternehmen. Trotzdem herrscht in vielen Betrieben noch ein Klima, in dem Irrtümer vertuscht, Verantwortlichkeiten hin- und hergeschoben oder Probleme einfach unter den Teppich gekehrt werden. Die Angst vor Schuldzuweisung sitzt tief. Dabei ist längst klar: Eine gesunde Fehlerkultur ist kein Zeichen von Schwäche – sie ist ein strategischer Vorteil.

Denn wer offen mit Fehlern umgeht, schafft die Grundlage für Innovation, Entwicklung und echte Lernprozesse. Vorausgesetzt, das Unternehmen ist bereit, umzudenken.

Fehler sind unvermeidlich und notwendig

Je komplexer und schneller die Arbeitswelt wird, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass Entscheidungen nicht immer ins Schwarze treffen. Neue Märkte, technologische Umbrüche, agile Arbeitsformen: In solchen Umfeldern sind Fehler keine Ausnahme – sie sind Teil des Prozesses.

Wichtig ist daher nicht, sie zu vermeiden um jeden Preis, sondern sie früh zu erkennen, offen anzusprechen und konstruktiv zu bearbeiten. Wer das schafft, verhindert Wiederholungen, verbessert Prozesse und fördert eine Kultur des Vertrauens.

Führungskräfte als Taktgeber

Eine echte Fehlerkultur beginnt nicht in der Belegschaft – sie beginnt an der Spitze. Führungskräfte geben vor, wie offen über Probleme gesprochen wird, wie mit Rückschlägen umgegangen wird und ob Fehler als persönliches Versagen oder als Lernchance gelten.

Dazu gehört auch: selbst Fehler einzugestehen. Wer als Chef nur Stärke demonstrieren will, signalisiert seinen Teams, dass Scheitern tabu ist. Wer hingegen transparent mit eigenen Irrtümern umgeht, ermutigt zur Offenheit – und legt den Grundstein für kollektives Lernen.

Fehler offenlegen, aber strukturiert

Eine gute Fehlerkultur bedeutet nicht, dass alles erlaubt ist. Es geht nicht darum, Verantwortung zu relativieren oder Nachlässigkeit zu tolerieren. Im Gegenteil: Gerade weil Fehler analysiert und offen thematisiert werden, entsteht ein höheres Maß an Qualität und Bewusstsein.

Formate wie Lessons Learned, strukturierte Feedbackrunden oder sogenannte „Fuck-up Meetings“ helfen, das Thema zu enttabuisieren. Entscheidend ist, den Blick nicht auf Schuldige, sondern auf Ursachen und Lösungen zu richten.

Vertrauen statt Angst

In Unternehmen mit gesunder Fehlerkultur herrscht ein anderes Klima: Mitarbeitende trauen sich, Risiken einzugehen, Ideen zu äußern, Verantwortung zu übernehmen. Sie haben keine Angst, für das Scheitern einer Entscheidung öffentlich kritisiert zu werden – sondern verstehen es als Beitrag zur Weiterentwicklung. Das fördert nicht nur die Motivation, sondern auch die Innovationskraft. Denn neue Wege entstehen dort, wo man sich traut, vom bekannten Pfad abzuweichen – wissend, dass nicht jeder Versuch ein Treffer sein muss.

Fehler als Ressource begreifen

Fehler sind kein Störfaktor, sondern ein Indikator dafür, dass Menschen etwas ausprobieren, gestalten und Verantwortung übernehmen. Unternehmen, die dies erkennen und kultivieren, schaffen ein Klima des Lernens – und stärken damit ihre Zukunftsfähigkeit.